Falk Weckner (li) und Johannes Paul Kienemund
Erfurt (BiP). Auf eine Weihe im Jahr hofft der Erfurter Bischof, um genügend Priester für die Gemeinden des Bistums zu haben. Umso größer ist die Freude, dass am Samstag vor Pfingsten, 14. Mai, gleich zwei junge Männer zu Priestern geweiht werden, Dr. Falk Weckner (38) aus Ilmenau und Johannes Paul Kienemund (31) aus Ecklingerode. Ihnen spendet Bischof Ulrich Neymeyr durch Handauflegung und Weihegebet das Sakrament der Priesterweihe. Die Weihe findet im Rahmen einer festlichen Heiligen Messe um 9.30 Uhr im Erfurter Dom statt. Zum Ende des Gottesdienstes läutet gegen 11 Uhr die große Domglocke "Gloriosa", während die Neupriester mit den Bischöfen, Bistumspriestern und den Messdienern zu den Bischofsgräbern am Kreuzgang des Domes ziehen. Der Weihetag endet um 14 Uhr mit einer Dankandacht im Dom.
Falk Weckner studierte nach dem Abitur 1996 und einem Freiwilligen Ökologischen Jahr Rechtswissenschaften an den Universitäten Jena und Greifswald und schloss das Studium mit dem Ersten Juristischen Staatsexamen ab. Es schloss sich eine Zeit als freier Mitarbeiter einer Rechtsanwaltskanzlei sowie als Doktorand und Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Juristischen Fakultät Jena an, die Weckner im August 2009 den akademischen Grad eines "doctor iuris" verlieh. Nach einer konfessionslos-atheistisch geprägten Kindheit, aber mit einer für religiöse Fragen sehr offenen Atmosphäre hatte sich Falk Weckner im Alter von 16 Jahren evangelisch taufen lassen. 1997 konvertierte er zur katholischen Kirche. Zunehmend beschäftigte ihn die Frage, ob der Priesterberuf eine Möglichkeit für ihn darstellen könnte. Im Mai 2007 bat er den damaligen Erfurter Bischof Joachim Wanke, ihn als Priesterkandidaten für das Bistum Erfurt anzunehmen. Nach dem einjährigen Sprachenkurs in Fulda und einem Pfarrpraktikum in Mühlhausen studierte er von 2009 bis 2014 Theologie in Erfurt, Würzburg und Trier und trat anschließend in den Pastoralkurs ein, die Praxis-Ausbildung für künftige Diakone und Priester. Als Praktikant und Diakon wirkte er zuletzt in Breitenworbis. Schon vorher war ihm klar geworden, dass das Priesteramt "die Lebensbestimmung ist, zu der Gott mich ruft". In der Zeit, in der Weckner sich prüfte, stellte er fest, "dass ich mir ein Ja dazu gut vorstellen und Freude dabei empfinden konnte. Das ist mir ein Zeichen dafür, dass dieses Ja auch in den Augen Gottes die richtige und mein Leben erfüllende Antwort ist." Menschlich umgänglich müsse ein Priester sein und sich mit Verstand und Vernunft mit dem Glauben beschäftigen können, meint Falk Weckner. Dazu gehöre auch, Gott als seinen Schöpfer und Herrn ernst zu nehmen.
Als Grundstein seiner Berufung zum Priester sieht Johannes Kienemund "ein - im guten Sinne - selbstverständliches Aufwachsen im katholischen Glauben, wie ich ihn zu Hause und in meinem Heimatort erleben durfte". Glauben bedeutet für ihn, "ringen, zweifeln, kämpfen, Gott suchen". Das Ziel sei nicht, Gott zu finden, sondern von ihm gefunden zu werden. Kienemund hat nach dem Abitur 2004 am Eichsfeld-Gymnasium in Duderstadt als "Missionar auf Zeit" in einem Straßenkinderprojekt des Salesianer-Ordens in Mexiko-Stadt einen sozialen Freiwilligendienst geleistet. Nach der Rückkehr begann er im Herbst 2005 ein Studium für Populäre Musik und Medien an der Universität in Paderborn, das er 2008 erfolgreich abschloss. Während des Studiums verstärkte sich der Wunsch, Priester zu werden, und nach reiflichem Ü;berlegen bat er im September 2008 Bischof Wanke, ihn als Priesterkandidaten anzunehmen. Nach Vorbereitungsstudien in Bamberg, nicht zuletzt zum Erlernen der biblischen Sprachen, absolvierte Kienemund von 2009 bis 2014 das Theologiestudium in Erfurt und Wien. Das Praktikum während des Pastoralkurses führte ihn in die Heiligenstädter Propsteigemeinde St. Marien, wo er auch nach der Diakonenweihe weiter arbeitete. Als Priester möchte er mitwirken, "den Menschen den Blick zum Himmel offen zu halten."
Stichwort "Priesterweihe"
Nach römisch-katholischem Kirchenrecht kann nur ein getaufter und gefirmter Mann zum Priester geweiht werden. Er muss unverheiratet sein und das 25. Lebensjahr vollendet haben. Das Zölibatsversprechen legt der Kandidat bereits vor der Weihe ab.
Zwischen dem Eintritt in das Theologiestudium und dem Zeitpunkt der Priesterweihe liegen rund sieben Jahre. In dieser Zeit absolviert der Bewerber ein fünfjähriges Studium der Philosophie und Theologie sowie Praktika in Gemeinden und sozialen Einrichtungen. Die Priesteramtskandidaten der ostdeutschen Diözesen studieren in der Regel in Erfurt und leben im dortigen Priesterseminar, wo sie auch eine geistliche Prägung erhalten. Darüber hinaus ist es üblich, dass die Studenten zwei Semester außerhalb des Kollegs leben. Dabei wechseln sie die Stadt und die Universität.
Nach dem Studium geht der Priesterweihe die Weihe zum Diakon voraus, ein eigenständiges Dienstamt, das es schon im Urchristentum gab. Im Laufe der westlichen Kirchengeschichte entwickelte es sich zur Vorstufe des Priestertums. Die Aufgaben des Diakon liegen im gottesdienstlichen und caritativen Bereich. Seit dem II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) ist die Eigenständigkeit des Diakonates wieder hergestellt. So können sich heute auch (verheiratete) Männer zum Diakon weihen lassen, ohne Priester werden zu wollen.
Die Priesterweihe erfolgt durch die Handauflegung und das Weihegebet des Bischofs. In seinem Gebet ruft der Bischof die Kraft Gottes auf den Weihekandidaten herab. Nach dem Bischof legen auch die anwesenden Priester des Bistums dem Kandidaten die Hände auf - als Zeichen der Aufnahme in die Gemeinschaft der Priester. Der Handauflegung und dem Gebet geht eine Befragung voraus, bei der der Weihekandidat seine der Bereitschaft zum geistlichen Dienst öffentlich erklärt und dem Bischof und seinen Nachfolgern den Gehorsam verspricht. Da die Priesterweihe nach katholischen Glauben ein Sakrament ist, also ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit mit Gott, kann sie vom Menschen nicht rückgängig gemacht werden.
11.05.2016