Öko+fair vor Ort

Machen Sie mit bei der ökologischen Umkehr, zu der Papst Franziskus aufruft. Gestalten Sie Ihren Kirchort nach ökologischen und fairen Kriterien und setzen Sie mit der Auszeichnung „öko+fair vor Ort“ ein deutliches Zeichen! Inspiriert von der Aktion „Faire Gemeinde“ im Bistum Osnabrück möchten wir nicht nur Pfarreien, sondern alle Orte ansprechen, in denen Kirche als Gemeinschaft von Gläubigen lebendig ist. Bischof Neymeyr übernimmt die Schirmherrschaft für dieses Projekt.


Grußwort des Bischofs

Unsere christliche Hoffnung fordert uns heraus, angesichts der zunehmenden Zerstörung  unseres Planeten die Hände nicht in den Schoß zu legen. Gott liebt uns und seine Schöpfung. Er traut uns auch heute zu, dass wir unsere Welt bewahren. Ganzheitlicher Umweltschutz ist eine Pflicht jedes einzelnen wie der Kirche. Wir müssen erkennen, dass die Art, wie wir leben, vielfach negative Auswirkungen auf unsere Umwelt, die nächste Generation und vor allem für die Armen hat.

Ich freue mich, wenn in unserem Bistum viele die Impulse von öko+fair vor Ort umsetzen und unterstütze dieses Projekt ausdrücklich. Wir können und müssen mit allen Kräften an notwendigen Veränderungen mit bauen.

Ihr Bischof Dr. Ulrich Neymeyr

Ein gemeinsames Projekt

von Hauptabteilung Pastoral, Katholikenrat, Bildungswerk, Fair-Handels-Beratung Thüringen/Weltladen-Dachverband e.V. und BDKJ Thüringen

Kontakt

Annegret Rhode
0361  65 72 – 315
oekofair@bistum-erfurt.de  

Thomas Göbel
Umweltbeauftragter des Bistums
0361  590 11 – 13
tgoebel@bistum-erfurt.de 


Ökologisch-faire Kriterien

Wählen Sie mindestens drei ökologische und drei faire Kriterien, die Ihr Kirchort erfüllt.

Ökologische Kriterien

Im Alltag, bei Festen und Veranstaltungen verwenden wir ausschließlich Mehrweggeschirr und Pfandflaschen. Wir achten darauf, nur unbedingt nötige Verpackungen zu verwenden und suchen nach Alternativen. Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen sind solchen aus Plastik vorzuziehen.

Wir verwenden energiesparende Leuchtmittel und achten bei Neuanschaffung oder Ersatz von technischen Geräten auf Energieeffizienz, Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit. Wir achten auf einen energieschonenden Umgang (Nachtabsenkung der Heizung, Überprüfen und ggf. Absenken der Raumtemperatur, Licht ausschalten, Stoßlüften). Bei technischen Geräten wird bei Nichtnutzung der Standby-Modus abgeschaltet. Diese Maßnahmen werden durch schriftliche Hinweise im Gebäude unterstützt.
Weitere Möglichkeiten: Wir beziehen Ökostrom, der aus 100 % regenerativen Energien erzeugt wird (z. B. von den Stromanbietern Thüringer Landstrom, Lichtblick, Naturstrom, Greenpeace Energy, Elektrizitätswerke Schönau und einzelnen Stadtwerken).

Wir achten auf sparsamen Papierverbrauch und verwenden einseitig bedrucktes Papier wieder. Wir verwenden ausschließlich Recyclingpapier und weisen entsprechend darauf hin. Dabei soll Recyclingpapier mit dem Label „Blauer Engel“ bevorzugt werden.

Recyclingpapier ist in großer Vielfalt erhältlich: als Geschenk- und Verpackungspapier, Briefpapier, Umschläge und Versandtaschen, Kopierpapier in verschiedenen Farben, Schulhefte jeder Art, Kalender, Notizbücher und -blöcke, EDV-Papier, Geschäftspapiere, Toilettenpapier und Küchenrollen.

Als „Körperschaft öffentlichen Rechts“ verpflichten wir uns, den Verkehrswandel nach unseren Möglichkeiten ressourcenschonender und nachhaltiger mitzugestalten.
Dazu bieten sich an: Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Job-Ticket oder Carsharing, Fahrgemeinschaften bilden, Fahrstrecken und Erledigungen strukturiert planen und zusammenfassen, Anschaffung von Dienstfahrrädern, Verleih eines Lastenrades. Wir fördern den Ausbau der Elektromobilität: Wir werden z. B. zum Anbieter einer Stromtankstelle.

Bei Veränderung oder Neugestaltung unserer Außenanlagen sowie kirchlicher Liegenschaften können wir für gefährdete Tiere wie Insekten, Vögel, Fledermäuse wichtigen Lebensraum erhalten oder schaffen.

Beispiele:  natürliche Umgebung mit Hecken, Trockenmauern und Pflanzenvielfalt, Verzicht auf zu häufige Mahd und Zulassen von „Wildnisbereichen“, Verwenden einheimischer Pflanzen mit ungefüllten Blüten, Verzicht auf Insektizide und Unkrautvernichter, ganzjähriges Blühangebot als Nektarspender,  Nistplatzangebote für Vögel und Insekten fördern, Beteiligung an der Aktion „Lebensraum Kirchturm“, erhalten bzw. schaffen von Quartieren an kirchlichen Gebäuden für gefährdete Vogel- und Fledermaus-Arten.

Wir engagieren uns in weiteren ökologischen Aktivitäten, die durch die oben genannten Kriterien nicht abgedeckt sind:

Beispiele: ökologisch nachhaltige Bewirtschaftung von Liegenschaften in kirchlicher Hand, Erzeugung von regenerativen Energien, Verwendung von besonders energiesparenden Elektrogeräten, Nutzung von umweltschonenden Reinigungsmitteln und Textilien, Reduzierung von Fleischkonsum bei Veranstaltungen oder bei der Essenszubereitung in kirchlichen Einrichtungen.
„Grünes Büro“: Nutzung von umweltfreundlichen Büromaterialien und klimaneutralem Versand.
Bei baulichen Vorhaben achten wir auf nachhaltige Erneuerung und Modernisierung und binden dazu den Umweltbeauftragten des Bistums Erfurt ein.

Faire bzw. soziale Kriterien

Im Alltag sowie bei Festen und Veranstaltungen bieten wir mindestens zwei Produkte aus Fairem Handeln an und machen darauf aufmerksam.

Beispiele: Bei Festen werden Produkte des Fairen Handels wie bspw. Kaffee, Tee, Orangensaft, Reis, Bananen angeboten. Beim Kirchencafé und ähnlichen Veranstaltungen wird fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt. Produkte, die sich als Geschenke bzw. für Geschenkkörbe anbieten, sind bspw. Kaffee, Tee, Kakao, Schokolade, Süßigkeiten, Kerzen, Schmuck, Textilien etc. Weitere Möglichkeit: Geschenkgutscheine aus dem Weltladen. Das „Fairtrade Siegel“ oder die Logos der anerkannten Lieferanten, wie z. B. Gepa, El Puente, Weltpartner kennzeichnen die verwendeten Produkte.

Im Alltag sowie bei Festen und Veranstaltungen bieten wir mindestens zwei regionale, saisonale und / oder biologisch erzeugte Produkte an.

Beispiele: Bio-Milch, Bio-Säfte. Biosiegel wie z. B. das EU-Biosiegel oder das Siegel von Naturland, Bioland oder Demeter finden Beachtung.
Für Geschenkanlässe achten wir auf ökologische Erzeugnisse und auf Produkte, die Menschen und Betriebe in der Region unterstützen. Wir achten auf kurze Transportwege.


Wir führen mindestens einmal im Jahr Aktionen und Veranstaltungen zur Förderung und Bekanntmachung
des Fairen Handels durch.

Beispiele: Beteiligung an der bundesweiten „Fairen Woche“ im September (www.faire-woche.de), Einbringen der Themen „Fairer Handel“ und „Bewahrung der Schöpfung“ in die Gestaltung von Gottesdiensten und in die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, z. B. in die Erstkommunion- und Firmkatechese, Feier des Schöpfungsgottesdienstes, Gestaltung eines fairen Tages in einer Ferienfreizeit, Durchführung eines fairen Frühstücks, Verkauf von fair gehandelten Produkten, Organisation einer Abendveranstaltung zum Thema Fairer Handel und den Lieferketten, die zur Herstellung eines Produktes notwendig sind.

Aktivitäten zum Fairen Handel und zu Weltpartnerschaften stellen wir auf unserer Internetseite und in anderen Publikationen dar.

Weitere Möglichkeiten bestehen bspw. in der Erstellung von Artikeln für den Pfarrbrief, Newsletter, örtliche Zeitungen, die Kirchenzeitung oder als Bekanntmachung im Schaukasten. Wir machen aufmerksam durch Tischaufsteller zum Fairen Handel, Info-Material, Hinweise zu Energiesparmaßnahmen.

Als Menschen dieser Erde sind wir weltweit verbunden. Unser Wohlstand ist auch eine Folge einer weltweiten Ungerechtigkeit in Handel und Verteilung der Ressourcen. Daher setzen wir uns für Gerechtigkeit und Stärkung der Menschenrechte weltweit ein, indem wir Menschen in prekären und armen Regionen unserer Erde unterstützen. Wir achten auf Hilfe zur Selbsthilfe. Die Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum wird angestrebt.

Beispiele: Initiativen und Kooperationen, die sich für Menschen einsetzen, die unter Klimawandel, ungerechter Verteilung oder Verletzung von Menschenrechten leiden, z. B. Rumänienverein, Tschernobylverein, Zusammenarbeit

Wir engagieren uns in weiteren Aktionsfeldern Fairen Handelns, die durch die oben genannten Kriterien nicht abgedeckt sind:

Beispiele: Verwendung von fair gehandelten Textilien, ethische Geldanlagen, Verkauf von fair gehandelten Produkten.


Ökologische Umkehr

Ökologische Umkehr beinhaltet nach Papst Franziskus, dass alles, was aus der Begegnung mit Jesus Christus erwächst, in den Beziehungen zur Welt zur Blüte gebracht werden soll. „Die Berufung, Beschützer des Werkes Gottes zu sein, praktisch umzusetzen gehört wesentlich zu einem tugendhaften Leben.“ (Laudato Si, Nr. 217). Wirken Sie in Ihr Umfeld und in die Gesellschaft hinein und helfen Sie mit, das Anliegen des Papstes weiter in das Bewusstsein Ihrer Nächsten zu bringen.

Zentrale Auftaktveranstaltung

Die zentrale Auftaktveranstaltung des Projekts „öko+fair vor Ort“ fand am 25.06.2021 am Kloster Hülfensberg statt. Bei der Veranstaltung wurde das Projekt vorgestellt sowie ein gemeinsamer Schöpfungsgottesdienst mit Bischof Ulrich Neymeyr gefeiert.

Info-Workshop

Zum individuellen Info-Workshop kommen Referentinnen und Referenten aus dem Seelsorgeamt in Ihren Kirchort. Wir überlegen mit Ihnen gemeinsam, wie das Projekt bei Ihnen vor Ort umgesetzt werden kann. Der Workshop ist auf eine Dauer von 2 Stunden angelegt. Bei Interesse kann bereits eine Projektgruppe gegründet werden, die sich für die Umsetzung von „öko+fair vor Ort“ einsetzt.

Start in den Kirchorten

Sobald sich eine Projektgruppe gebildet hat und die Kriterien festgelegt wurden, unterzeichnen Sie eine Selbstverpflichtungserklärung. Der Start des Projekts in Ihrem Kirchort wird durch eine Veranstaltung wie z. B. einem Schöpfungsgottesdienst, einem Fest oder Ähnlichem eingeläutet. Dabei wird das individuelle Vorhaben des Projekts „öko+fair vor Ort“ den Mitgliedern des Kirchorts vorgestellt und weitere Interessierte eingeladen mitzuwirken.

Arbeit in der Projektgruppe

Um die gewählten Kriterien zu erreichen und das Projekt erfolgreich umzusetzen, bildet sich eine Projektgruppe vor Ort. Dabei können z. B. Kleingruppen für einzelne Kriterien gebildet werden und Vernetzungen mit anderen Kirchorten und Vereinen angestoßen werden.

Vernetzungstreffen

Während des Prozesses der Projektumsetzung und auch über die Auszeichnung hinaus, ist die Vernetzung mit Anderen eine gewinnbringende Ergänzung der eigenen Arbeit. Ein Vernetzungstreffen aller „öko+fair vor Ort“-Projektgruppen wird einmal jährlich über das Seelsorgeamt organisiert.

Thematische Workshops

Während des Prozesses der Projektumsetzung und auch über die Auszeichnung hinaus, bieten verschiedene Referentinnen und Referenten thematische Workshops zu unterschiedlichen Themen an. Mögliche Themen sind z. B. die Fairtrade-Siegel, verpackungsarmes Einkaufen oder Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen.

Auszeichnung

Die Auszeichnung Ihres Kirchorts als „öko+fair vor Ort“ durch eine Vertretung des Bistums Erfurt findet statt, wenn die Projektgruppe alle gewählten Kriterien umgesetzt hat. Als Rahmen der Veranstaltung bietet sich ein Gottesdienst, ein Fest oder Ähnliches an.


FAQ

Alle Kirchorte, d. h. Pfarreien, Verbände und Einrichtungen im Bistum Erfurt.

Wenn Sie Interesse haben, bei sich vor Ort öko+fair zu werden, sprechen Sie uns an (z. B. per E-Mail an oekofair@bistum-erfurt.de). Wir schauen gemeinsam auf die Möglichkeiten und die Vorgehensweise. Der erste Schritt ist eine Informationsveranstaltung (Info-Workshop) mit Unterstützung des „öko+fair vor Ort“-Teams, um weitere Interessierte zu gewinnen und eine Projektgruppe zu bilden. Im Anschluss folgt die Auswahl der Kriterien, die in der Selbstverpflichtungserklärung unterschrieben und umgesetzt oder intensiviert werden sollen. Wenn die ausgewählten Kriterien erfüllt sind, folgt die feierliche Auszeichnung.

Beim Info-Workshop wird das Projekt „öko+fair vor Ort“ vorgestellt, Kriterien erläutert und von den interessierten Teilnehmenden auf ihre Umsetzbarkeit vor Ort geprüft. Außerdem gründet sich eine Projektgruppe, die sich für die Umsetzung der Kriterien einsetzt. Der Workshop ist auf eine Dauer von ca. 2 Stunden angelegt.

Die Projektgruppe wählt drei ökologische und drei faire Kriterien aus, die erfüllt werden sollen. Hierbei ist es sinnvoll, verschiedene Personen in die Überlegungen miteinzubeziehen, um viele Informationen zu bedenken und den größtmöglichen Rückhalt zu haben. Dabei kann durchaus berücksichtigt werden, was an Ihrem Kirchort bereits umgesetzt wird. Die Kriterien sind offen formuliert, sodass die Punkte, die umgesetzt werden sollen, auf die konkrete Situation an Ihrem Kirchort zugeschnitten werden können.

Die Reihenfolge von Workshop – Selbstverpflichtung – Auszeichnung ist festgelegt. Die Projektgruppe kann den Zeitrahmen, den sie zur Umsetzung benötigt, je nach ihren vorhandenen Ressourcen selbst festlegen. Wir empfehlen, den Prozess von der Selbstverpflichtung bis zur Auszeichnung in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen zu halten.

Das Team von „öko+fair vor Ort“ stellt den beteiligten Kirchorten Flyer und weitere PR-Materialien kostenfrei zur Verfügung und unterstützt sie in ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Das Logo darf in der Regel erst mit erfolgter Auszeichnung für die eigene Öffentlichkeitsarbeit (Briefpapier, Mails, Veranstaltungen etc.) genutzt werden. In Rücksprache mit dem „öko+fair vor Ort“-Team darf es für einzelne Aktivitäten bereits vor der Auszeichnung genutzt werden.
Mit erfolgreicher Auszeichnung erhält jeder beteiligte Kirchort eine Urkunde/ein Schild, das öffentlich sichtbar angebracht wird. Die beteiligten Kirchorte erscheinen auf der Website des Bistums Erfurt (www.bistum-erfurt.de/oekofair).

Die Kirchorte achten weiterhin auf die Umsetzung der gewählten Kriterien und können nachweisen, welche Aktivitäten sie durchgeführt haben. Zwei Jahre nach der Auszeichnung gibt es eine gemeinsame Reflexion: Wie ist das Projekt bisher gelaufen, welche Pläne stehen an?
Idealerweise können die Menschen für den Erhalt der Schöpfung begeistert werden, damit Interesse an einer vertieften Umsetzung der gewählten oder weiteren Kriterien erwächst. Bei Vernetzungstreffen für öko+faire Kirchorte, die vom „öko+fair vor Ort“-Team regelmäßig organisiert werden, bietet sich die Möglichkeit mit anderen Engagierten in den Erfahrungsaustausch zu treten und Ideen zu entwickeln. Eine weitere fachliche Begleitung durch das Team ist möglich.