Zusammenfassung des Vortrages "Ich schäme mich des Evangeliums nicht!"

Von Bischof Dr. Joachim Wanke

Gesamttext des Vortrages


1. Der christliche Glaube hat eine Botschaft, die alle Menschen angeht. Das "Manna" von oben ist nicht nur für uns bestimmt. (Selbstsüchtig) "aufbewahrtes Manna verdirbt"!


2. Das Evangelium ist mehr als die Verkündigung Jesu. Es ist die Botschaft von einem schon mit Jesus Christus angebrochenen "Systemwechsel", einer "Wende", die Gott herbeigeführt hat. Wer dem Evangelium folgt, lebt schon aus der kommenden Welt Gottes (des "Reiches der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens", vgl. Präfation vom Christkönigsfest)


3. Das Evangelium ist so etwas wie ein "Lebenshorizont" (Bild: Landkarte). Wir "haben" das Evangelium nicht, sondern können (und dürfen) auf es verweisen. Es gewinnt dort an Ü;berzeugungskraft, wo es als Einweisung in die ganze (nicht halbierte!) Lebens- und Weltwirklichkeit erfahren wird


4. Darum gibt es eine grundsätzliche Solidarität von Glaubenden und Nichtglaubenden. Wir Glaubende sind nicht besser, aber wir haben es besser. Das verhindert jeden falschen Hochmut der Christen gegenüber Nichtchristen.


5. Die Kirchendistanz vieler Zeitgenossen (Angst vor Vereinnahmung!) muss nicht unbedingt eine Distanz zum Evangelium sein. Die Bergpredigt Jesu wird auch außerhalb der Kirche gelebt.


6. Der "Mehrwert" des christlichen Glaubens besteht in der Fähigkeit zur "Danksagung". Der Christ weiß sich einer unbegreiflichen Liebe, einem grundlosen Erbarmen "verdankt". Das verändert sein Leben.


7. Von uns "vorzuzeigen" ist nicht vornehmlich die äußere Seite der Kirche (ihre "Stärken"), sondern das Evangelium, wie es sich in unserem Leben auswirkt. Wir dürfen nicht in die "Kirchenfalle" tappen. Der Gehorsam gegenüber dem Evangelium führt von allein in die Kirche und dem Leben aus ihren Gaben: Dem Wort Gottes und den Sakramenten.


8. Es gibt in mancher Hinsicht nicht nur Widerstände gegenüber der christlichen Sicht des Lebens als österlicher Gabe. Es gibt auch "Rückenwind", den es zu erspüren gilt. In den folgenden Haltungen erwachsen Anknüpfungschancen für die Botschaft des Evangeliums:

8.1. Das Interesse am Fremdgewordenen bzw. Unbekannten

8.2 Die Hochschätzung des persönlichen Zeugnisses

8.3. Die Sehnsucht nach Freiheit von Zwängen

8.4. Das Gespür für den Einzelnen und seine Würde

8.5. Die Brückenfunktion christlich geprägter (heimatlicher) Kultur und Geschichte

8.6. Sehnsucht nach glückenden Beziehungen.


9. Die Auskunftsfähigkeit des Christen und der Ortskirche hängt von der Auskunftswilligkeit ab. Derjenige ist bereit zur Aussaat, der der Qualität des Saatkorns traut und den (für das Saatkorn) bereiten Acker im Blick hat.


10. Die Aufgabe, das Evangelium unter die Leute zu bringen, lohnt - nicht nur, weil der Herr uns das aufgetragen hat; nicht nur, weil wir Verantwortung für unsere Mitmenschen tragen sollen, sondern und vor allem: Weil wir nur so in uns selbst die Gabe Gottes, die Anwartschaft auf sein Reich, lebendig erhalten. Wir müssen zuerst selbst Jünger des Gottesreiches werden, dann werden es auch andere.



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