Werden zu Diakonen geweiht:
Stephan Baldßun...
Stephan Baldßun und Thomas Kappe werden zu Ständigen Diakonen geweiht
Erfurt (BiP). Service heißt das Zauberwort der Dienstleistungsgesellschaft, und kaum etwas schreckt den Zeitgenossen so sehr wie die Servicewüste. Trotz dieses Trends ist das Wort "dienen" aus der Mode gekommen. Dabei stammt Service vom lateinischen servire, dienen. Aufstieg, Karriere und Selbstverwirklichung sind eher die Schlagworte, die das Streben vieler Menschen heute beschreiben. Wer will da schon Diener sein?
Doch es gibt Ausnahmen. Zum Beispiel Stephan Baldßun und Thomas Kappe. Beide Thüringer sind verheiratet, sie haben Kinder und waren in ihrem Beruf erfolgreich. Am Samstag, 30. Juni weiht Bischof Joachim Wanke sie im Erfurter Dom zu Diakonen. Das griechische Wort bedeutet nichts anderes als - Diener. Eine Berufs- und Lebensalternative, finden Baldßun und Kappe. Da kann sie auch die kurze "Karriereleiter" nicht schrecken.
Diakone gab es von Anfang an in der Kirche. In den ersten Jahrhunderten waren sie Helfer der Bischöfe und kümmerten sich in ihrem Dienst besonders um Arme und Kranke. Das ist auch heute noch ihre Aufgabe. Außerdem assistieren sie im Gottesdienst und bei Eheschließungen, sie taufen, beerdigen, unterrichten Schüler in Religion und sorgen sich um Gemeindemitglieder, denen es nicht so gut geht.
...und Thomas Kappe
Stephan Baldßun und Thomas Kappe werden nicht zu den Diakonen gehören, die später zu Priestern geweiht werden. Darum können sie sich auch als Verheiratete weihen lassen. Diese Möglichkeit gibt es erst wieder seit dem II. Vatikanischen Konzil (1962-65), bei dem alle katholischen Bischöfe der Welt im Vatikan über die zukünftige Gestalt der Kirche berieten.
Die Bischöfe sahen einen Verlust darin, dass sich der Diakonat seit dem 9. Jahrhundert zu einer Art "Durchgangsstufe" auf dem Weg zum Priestertum entwickelt hatte. Das sollte anders werden und wurde anders. Vor 40 Jahren richtete Papst Paul VI. (1963-78) den Ständigen Diakonat wieder ein. Dank des Konzils also können die beiden Erfurter Weihekandidaten Diakone werden. Ständig dienen - wirklich eine Lebensaufgabe!
Natürlich steht die Weihe nicht am Anfang ihres Weges in das kirchliche Dienstamt. Hinter beiden Männern liegen viele Erfahrungen, Gedanken, Gespräche, Diskussionen mit der Familie, Gebete und Entscheidungen. Kurz entschlossen wird niemand Diakon.
Bei Stephan Baldßun (*22.10.1968) war es mehr ein Ahnen als ein Wissen, das ihn Schritte auf einem Weg gehen ließ, dessen Ziel ihm lange nicht bewusst war. Nach dem Schulabschluss 1985 begann der gebürtige Eichsfelder aus Niederorschel eine Lehre zum Tischler und bemerkte sehr schnell, "dass dies für mich kein Beruf ist, der mich erfüllen kann". Nach der Tischlerlehre - "Was man begonnen hat, bringt man auch zu Ende", hatten die Eltern gesagt - schloss Baldßun eine Ausbildung zum Krankenpfleger an. "Ich wollte mit Menschen arbeiten, für sie da sein", erzählt er und erinnert sich gerne an seine Dienstzeit im Pflegeheim St. Josef in seinem Heimatort.
Doch obwohl ihm der Beruf viel Freude bereitete, arbeitete es in seinem Inneren: "In mir war ein gewisser Wunsch, ?anders? für die Menschen da zu sein." Stephan Baldßun fällt es heute noch sichtlich schwer, diesen Wunsch und seine Entstehung in Worte zu fassen. Aber er war sich damals sicher, dass die Krankenpflege nicht die letzte Station auf seinem Berufsweg sein würde.
1994, damals zählte er 26 Jahre und war bereits vier Jahre mit seiner Frau Edda verheiratet, schrieb er an den Erfurter Bischof, wie man Diakon werden könne. Joachim Wanke antwortete postwendend: Als Ständiger Diakon müsse man ein Mindestalter von 35 Jahren haben. Und: Ob Baldßun nicht zuvor Gemeindereferent werden wolle, fragte der Bischof. Stephan Baldßun sagte zu, studierte in Magdeburg und absolvierte ein Praktikum in Gernrode. Ab 1998 arbeitete er hauptberuflich in mehreren Gemeinden, zuletzt als Gemeindereferent in der Propsteigemeinde in Heiligenstadt.
Seine Frau ist ihm dabei immer eine verlässliche Weggefährtin gewesen. Kennengelernt hatten sie sich in der Pfarrjugend, in der sich beide engagierten und als die jüngsten gewählten Mitglieder im Pfarrgemeinderat mitarbeiteten. Als Bischof Wanke Stephan Baldßun 2002 in den Bewerberkreis für den Ständigen Diakonat aufnahm, nutzte das Ehepaar die fünfjährige Vorbereitungszeit, den Dienst des Diakons besser zu verstehen. "Dieser Dienst ist eben nicht nur von mir als Diakon zu tragen (wenn auch in erster Linie), sondern von der ganzen Familie", zeigt sich Baldßun überzeugt. Und mit seiner Frau freut er sich darauf, dass der 1997 geborene Sohn Markus in der Weiheliturgie als Ministrant dienen wird. Irgendwie liegt das Dienen den Baldßuns wohl im Blut.
Auch Thomas Kappe (*1.2.1964) zeigt sich von der Bedeutung der Familie für seine künftige Arbeit als Diakon überzeugt: "Eine strikte Trennung von Dienst und Familie wird es nicht geben können", sagt der 43-Jährige. Und natürlich muss auch die Familie zu ihrem Recht kommen. Neben der Ehefrau Rita, die Kappe 1989 geheiratet hatte, sind das immerhin sechs Kinder von anderthalb bis 16 Jahren.
Die Familie sieht dem, was nach der Weihe folgen wird, "mit Neugier und fast gelassen" entgegen. Das ist nachvollziehbar, denn Frau und Kinder waren in die wesentlichen Entscheidungen eingebunden: "Meine Familie hat meine Entwicklung und Ausbildung miterlebt, hat bei Prüfungen mitgelitten, meine häufigen Abwesenheiten bewältigt, sich aber mit meinem Weg identifiziert."
Den beschreibt Thomas Kappe als "Konsequenz meiner Suche nach Sinn im Leben und im Beruf". Die Fragen nach dem, was im Leben wichtig ist, wem er vertrauen und glauben kann, haben ihn von Jugend an begleitet. Kappe, der in Lobenstein geboren wurde, lernte nach der Schule das Schlossereihandwerk, trat 1982 als Geselle in den väterlichen Betrieb ein und übernahm diesen 1992, nachdem er das Abitur nachgeholt und seinen Meister gemacht hatte.
Die dramatischen Wendejahre machten ihm deutlich, "dass zwei Dinge in meinem Leben stabil und belastbar sind: mein Glaube, der mir schon zu DDR-Zeiten geholfen hat, die Geister zu unterscheiden, und meine Familie".
Im Jahr 2000 begann Thomas Kappe im Fernkurs Theologie zu studieren. Die Ereignisse um den 11. September 2001, von dem er mit seiner Studiengruppe bei Franziskanerinnen in Assisi hörte, und die Auseinandersetzung mit dem Beispiel des heiligen Franziskus ließen ihn intensiver nach neuen Wegen in seinem Leben suchen. Im Frühjahr 2002 begann er in Magdeburg die nebenberufliche Ausbildung zum Ständigen Diakon.
2005 wechselt Familie Kappe den Wohnort und geht nach Erfurt, weil der Vater in der Domgemeinde sein zweijähriges Berufspraktikum ableisten soll. Das bedeutet nicht nur die Aufgabe der beruflichen Selbständigkeit von Thomas Kappe. Es heißt auch, Abschied zu nehmen vom eigenen Haus in Wurzbach. Die Kinder müssen die Schule wechseln, und Rita Kappe gibt berufliche Ziele auf - auch weil das sechste Kind zur Welt kommt. "Der Ortswechsel ist nicht allen von uns leicht gefallen", gibt Kappe zu. Loslassen und Veränderungen waren nicht einfach. Aber es hätten sich auch völlig neue Perspektiven ergeben und neue Wege eröffnet, zeigt sich Thomas Kappe beruhigt.
Familie Kappe steht hinter Thomas, so wie Edda Baldßun und ihr Sohn Markus ihren Ehemann und Vater Stephan unterstützen. Die Kirche weiß um die Bedeutung und Belange der Familie eines Ständigen Diakons. Darum kann die Weihe nur mit Zustimmung der Ehefrau erteilt werden. Sowohl Rita Kappe als auch Edda Baldßun werden im Weihegottesdienst öffentlich gefragt, ob sie bereit sind, den Dienst des Gatten als Diakon zu unterstützen. Ihr "Ja" ermutigt ihre Männer auch, in Liebe und Gottvertrauen dienen zu können. Ein Leben lang.
Stichwort: "Diakon, Diakonenweihe"
In der Katholischen Kirche ist die Weihe mit ihren Stufen Diakonen-, Priester- und Bischofsweihe eines der sieben Sakramente. Der Begriff "Diakon" stammt vom griechischen Verb "diakonein" ab und bedeutet "Diener", "Helfer".
Während der ersten Jahrhunderte waren die Diakone unmittelbare Helfer des Bischofs und kümmerten sich vor allem um Arme und Kranke. Ab dem 9. Jahrhundert ging die Eigenständigkeit des Amtes verloren. Zum Diakon wurde nur noch geweiht, wer später Priester werden wollte. So wurde das Diakonat zur "Durchgangsstufe" auf dem Weg zum Priesteramt. Erst das Zweite Vatikanum 1962-65, die Versammlung aller katholischen Bischöfe, betonte wieder stärker die ursprüngliche Bedeutung. Seitdem werden auch verheiratete Männer zu Diakonen geweiht, die ihren Dienst in der Gemeinde verrichten. Unverheiratete Männer können ebenfalls Ständiger Diakon werden, für sie bleibt die Ehelosigkeit allerdings verpflichtend.
Zu den Aufgaben des Diakons gehören unter anderem die Assistenz im Gottesdienst, Taufen, Eheschließungen und Beerdigungen, Erteilen von Religionsunterricht und Katechesen sowie die Sorge um die Mitglieder der Gemeinde, besonders Alte und Kranke.
Im Rahmen der Weihehandlung innerhalb einer Heiligen Messe liegen die Kandidaten vor dem Altar auf den Boden. Dies geschieht zum Zeichen, dass sie sich ganz Gott übereignen wollen. Der Bischof weiht durch Handauflegung und Gebet. Von den Pfarrern der Heimatgemeinden werden den neuen Diakonen die liturgischen Gewänder angelegt. Der Bischof überreicht jedem das Evangelienbuch, aus dem die Botschaft Jesu Christi verkündigt werden soll, und besiegelt mit einer abschließenden Umarmung als Friedensgruß die Aufnahme in das neue Amt. Am Ende der Gottesdienstes werden die neuen Diakone und ihre Familien eigens vom Bischof gesegnet.
link