Erzbischof Orlando Beltran Quevedo
Vorsitzender der philippinischen Bischofskonferenz besucht das Bistum Erfurt
Erfurt (BiP). "Mit Zorn und Zärtlichkeit an der Seite der Armen" - das gilt für das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor seit nunmehr 50 Jahren. Anlässlich Misereor-Fastenaktion im Jubiläumsjahr besucht der Vorsitzende der philippinischen Bischofskonferenz, Erzbischof Orlando Beltran Quevedo, vom vom 12. bis 17. Februar das Bistum Erfurt.
Die beiden Gegensätze "Zorn" und "Zärtlichkeit" beschreiben das Spannungsfeld, in dem sich die Arbeit des Entwicklungswerkes bewegt: Auf der einen Seite steht der "heilige" Zorn über ungerechte Verhältnisse, der zum Handeln antreibt, auf der anderen Seite das Mitgefühl mit dem Nächsten. Für Misereor sind Arme, Kranke und Ausgegrenzte keine anonymen Empfänger wohltätiger Hilfe, sondern sie verdienen Respekt. Daher ist die Unterstützung von Misereor immer so angelegt, dass sie die Würde des Menschen nicht untergräbt, sondern stärkt.
Wie sich solches Engagement in der so genannten Dritten Welt gestaltet, kann Orlando Beltran Quevedo, Erzbischof von Cotabato, beschreiben. Er wurde am 11. März 1939 in Ilocos Norte auf Luzon, der Hauptinsel der Philippinen, geboren. 1956 trat Orlando Quevedo der Mission der Oblaten bei. Seine Ausbildung erhielt er in den USA, wo er in Washington die Priesterweihe empfing. 1970 wurde Beltran Quevedo erster philippinischer Präsident der Notre Dame University in Cotabato City auf der Insel Mindanao.
Kurz darauf brach der Bürgerkrieg zwischen muslimischen Einwohnern und der Regierung aus. Auf der Insel Mindanao leben im Gegensatz zu anderen Gebieten der Philippinen mehrheitlich Muslime, die von der Regierung allerdings vernachlässigt und benachteiligt werden. Diese Situation war Auslöser für nunmehr 25 Jahre dauernde Aufstände zwischen der Armee, paramilitärischen Gruppen und islamischen Rebellen.
Die kriegerische Situation betrifft auch die Christen und ihr Zusammenleben mit den Muslimen. Schon damals praktizierte Quevedo gewaltlose Friedensarbeit, getrieben durch die Ü;berzeugung vom eigenen Glauben und den tiefen Respekt vor anderen Glaubensrichtungen. 1973 erhielt er die Auszeichnung TOYM (The Outstanding Young Men of the Philippines, Auszeichnung für herausragende und besonders beispielhafte berufliche und soziale Leistungen) in der Kategorie Bildungsarbeit.
1980 wurde er zum Bischof geweiht und war in den folgenden 6 Jahren Bischof der Diözese Kidapawan im Zentrum Mindanaos. Damals herrschte Kriegsrecht. Quevedo ließ sich jedoch nicht davon abbringen, sich für den Frieden und insbesondere für die Rechte der indigenen Bevölkerung einzusetzen. Besonders hart traf ihn, dass 70 seiner Mitarbeiter und Angehörige auf Veranlassung der Regierung ermordet wurden, da sie sich gegen die Interessen von Wirtschaftskonzernen und Großgrundbesitzern auf die Seite der Armen und der indigenen Bevölkerung gestellt hatten.
1986, nach dem Sturz des Diktators Marcos, wurde er in die Diözese Nuova Segovia auf die Hauptinsel Luzon als Erzbischof berufen. Nach 12 Jahren, in denen er dort vorwiegend auf Graswurzel-Ebene arbeitete, kehrte er nach Mindanao zurück, um Erzbischof der Diözese Cotabato zu werden. Cotabato ist die Hauptstadt der "Autonomen Region Muslimisches Mindanao": Erzbischof Quevedo ist daher mit seiner reichen Erfahrung am richtigen Ort, um zwischen Christen und Muslimen zu vermitteln und den Frieden zu fördern.
1999 wurde er von der Katholischen Bischofskonferenz der Philippinen zu ihrem Präsidenten gewählt, seit 2006 ist er Generalsekretär der gesamtasiatischen Bischofskonferenz. Seine primären Interessensgebiete sind das Verhältnis Kirche - Staat, Gerechtigkeit und Frieden, der Aufbau von Basisgemeinden sowie die Erneuerung der Kirche und der Gemeinden.