Etzelsbach/Erfurt. Bis vor wenigen Wochen war der Wallfahrtsort Etzelsbach im thüringischen Eichsfeld wohl bei den meisten Menschen völlig unbekannt. Das hat sich nun schlagartig geändert, schließlich sind es jetzt nur noch wenige Stunden, bis Papst Benedikt XVI. im Eichsfeld mit dem Hubschrauber landen wird. Eine Stimmung wie im Ferienlager herrscht am Freitagmittag, 23. September, auf dem Feld. Die Pilger kommen aus ganz Deutschland, bepackt mit Rucksack, Campingstuhl, Fahnen, Wanderschuhen und viel guter Laune. Strahlend blauer Himmel, staubiger Boden, Dixi-Toiletten am Rande des Feldes.
Auch die Bewohner des 500 Seelendorfes Steinbach, unterhalb des Pilgerfeldes, sind voller Vorfreude auf Benedikt. "In den vergangenen Wochen wurden Häuserfassaden renoviert, die Straßen neu geteert, Rasen gemäht und Fahnen aufgehängt", erzählt Inge Engelhardt. Die 54-Jährige Steinbacherin ist mächtig stolz auf ihren Ort und lacht über das ganze Gesicht. "Es ist eine wahnsinnige Belebung für die Dörfer hier", sagt Werner Arend, der mit Campingstuhl und Rucksack ausgestattet ist. "Ich kenne keinen hier, der sich auf das Fest mit dem Papst nicht freut", fügt er hinzu.
Ähnlich sieht es Jörg Schneider. Er hat es sich mit Nachbarn auf Campingstühlen im Dorf Steinbach bequem gemacht. "Schon in den vergangenen Wochen sind jeden Tag Touristen gekommen. Manche Kennzeichen hatten wir noch nie zuvor gesehen", sagt der 47-Jährige. Wie er, hoffen viele Dorfbewohner auf eine langfristige Belebung des Ortes. Hier werden in Zukunft viel mehr Pilger vorbeikommen, sind sich alle einig.
Genervt sei von den vielen Besuchern heute und in den vergangenen Wochen keiner. Auch wenn es sich öfter auf den Straßen gestaut habe, wenn mal wieder zu viele Reisebusse gleichzeitig zur Wallfahrtskapelle wollten, erzählt Anwohner Helmut Osburg (61). "Wir sind einfach nur stolz, dass Benedikt XVI. uns besucht", erzählt er. Da stört es auch nicht, dass an diesem Tag mit dem Auto niemand in das Dorf gelassen wird und sowohl Anwohner als auch Pilger längere Fußwege in Kauf nehmen müssen. Sicherheit für den Papst wird eben groß geschrieben.
Auch die Hubschrauber, die ständig über das freie Feld fliegen, stören niemanden. Am Rande des Feldes ist eine kleine Souvenirmeile eingerichtet worden. Tücher mit dem Motto des Papstbesuches "Wo Gott ist, da ist Zukunft" sind der Renner. Sie wechseln am Häufigsten den Besitzer. Aber auch kleinere Mitbringsel sind gefragt: Zu ihnen gehören Tassen oder Armbänder, aber auch Rosenkränze.
Text und Bilder: Sebastian Auer (sea)