"Wie hältst du es mit dem Leben?"
Wort von Bischof Joachim Wanke zum Osterfest 2007...
"Wie hältst du es mit dem Sterben?" Das ist eine etwas ungewöhnliche Frage. Aber sie bewegt derzeit viele Menschen, auch die Abgeordneten des Bundestages, die über die Gestalt einer rechtlich verbindlichen Patientenverfügung nachdenken.
"Wie hältst du es mit dem Leben?" Das ist die Frage, die das Osterfest an uns richtet. Diese Frage ist aus meiner Sicht gewichtiger. Denn in ihr ist die andere Frage nach dem Sterben eingeschlossen.
Elisabeth von Thüringen ist vierundzwanzig Jahre alt geworden. Jesus von Nazareth lebte vermutlich dreißig Jahre. Was ändert sich in meinem Leben, wenn ich weiß, dass ich siebzig Jahre alt werde? Oder achtzig? Oder noch einige Jahre mehr, wenn es die Medizintechnik möglich macht?
Die entscheidende Frage ist nicht die nach der Länge meines Lebens, sondern die Frage, was ich aus meinem Leben mache. Lebe ich wirklich - oder werde ich gelebt? Werden einige Menschen durch mich ein wenig glücklich - oder wird mir einmal keiner nachtrauern? Wird die Welt durch mein Leben und Wirken ein Stück heller, menschlicher, zukunftsfroher - oder ist meine Lebensdevise: "Nach mir die Sintflut"?
Man muss vom Leben eine Vision haben, um dem Sterben seinen angemessenen Ort geben zu können. Das Sterben gehört zum menschlichen Leben. Es fängt bekanntlich mit der Geburt an. Das sollten durchaus auch unsere Kinder und Jugendlichen wissen. Verdrängen wir nicht den Gedanken an den Tod. Noch so moderne Kliniken und Therapien verlängern vielleicht das Leben, aber machen es dadurch nicht wertvoller.
Die christliche Osterbotschaft redet von einem Leben im Sterben. Das ewige Leben mit Gott fängt nicht erst nach dem Sterben, sondern schon jetzt an. Wer sich von Gott anschauen lässt, gewinnt das Leben - mit oder ohne Patientenverfügung.
Ich wünsche allen Landsleuten und Gästen in unserem Freistaat Thüringen ein frohes und gesegnetes Ostern.