„Wie außerdem bekannt ist, gehören verschiedene Jüdinnen der Schule an“

Ein Buch liefert neue Einblicke in die Geschichte der Erfurter Ursulinenschule 1933-38 und dokumentiert den Rückblick einer ehemaligen jüdischen Schülerin auf die Shoah

Eine Neuerscheinung aus dem Verlag VOPELIUS, Jena, beleuchtet ein nahezu unbekanntes Kapitel der Erfurter Stadtgeschichte. Die Ordensfrauen des Ursulinenklosters hatten bis zur erzwungenen Schließung ihrer Schule im Jahr 1938 etlichen als Jüdinnen verfolgten Mädchen den Schulbesuch ermöglicht. Die Autorin, Andrea Wittkampf, belegt u. a., dass die sogenannten Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1938 die schulischen Einrichtungen des Ordens bespitzelten, um deren Schließung begründen zu können. Biogramme der damaligen jüdischen Schülerinnen sind dem Buch beigefügt.

Hanna Herzberg und ihre Schwester Eva hatten 1935 die Ursulinen-Schule besucht. Der zweite Teil des Buches enthält, erstmals in deutscher Sprache, die Aufzeichnungen Hanna Herzbergs. Als Überlebende der Shoah blickt sie u.a. auf ihre Schulzeit in Erfurt zurück und erzählt vom Alltag der Familien Herzberg und Pinthus – ihr Vater war Gesellschafter des Kaufhauses Römischer Kaiser, das ihr Großvater, Vorstandsvorsitzender der Synagogengemeinde, mitbegründet hatte. Eindrücklich beschreibt Hanna Herzberg die Flucht der Familie aus Deutschland, Stationen der Emigration, die Internierung in den Niederlanden, die Deportation über das Ghetto Theresienstadt nach Auschwitz, die Zwangsarbeit in Freiberg/Sachsen und schließlich die Befreiung aus dem Konzentrationslager Mauthausen.

Das Buch wurde am heutigen Mittwoch, 26. Juni, im Erfurter Ursulinenkloster vorgestellt.

Andrea Wittkampf, „Wie außerdem bekannt ist, gehören verschiedene Jüdinnen der Schule an.“ Die Erfurter Ursulinenschule 1933 bis 1938 und Hanna Herzbergs Rückblick auf die Shoah, hg. von der Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung und Netzwerk „Jüdisches Leben Erfurt“. Verlag VOPELIUS Jena 2019.

 

Statements und Hintergrundinformationen

Dipl. hist. Andrea Wittkampf, Historikerin und Autorin des Buches, Bistumsarchiv Erfurt
Wie entstand das Buch-Projekt?

Im Frühjahr 2016 haben die Ursulinen aufgrund von Baumaßnahmen das Archiv des Klosters an das zuständige Bistumsarchiv abgeben. Dort wird es seither elektronisch erfasst und unter archivarischen Gesichtspunkten gelagert.

Darunter befanden sich vier unspektakuläre Karteikästen mit hunderten Karteikarten, die sich als Meldekarten der Ursulinenschule herausstellten. Da zur Erfassung selbstverständlich auch die Laufzeit zu ermitteln ist, wurde jede Karte daraufhin angeschaut. Der entsprechende Kasten hat die Laufzeit 1909 bis 1940, also eine sensible Zeit. Dann griff der Zufall ein: Auf zwei hintereinander einsortierten Karten stand „nach Holland gezogen“. Beim genaueren Ansehen fiel natürlich die Benennung der jüdischen Religion auf. Unweigerlich kam mir Anne Frank in den Kopf. Das Interesse war geweckt und die Suche begann.

Zunächst interessierte ich mich für die Schwestern Eva und Hanna Herzberg, um deren Karten es sich gehandelt hatte. Dann wurde alle Meldekarten und Bücher, in denen außerdem Meldedaten der Schülerinnen aufgeschrieben sind, systematisch nach Angaben zur jüdischen Konfession durchsucht und tatsächlich fanden sich noch mehr jüdische Schülerinnen. Es wurden über 20 jüdische Mädchen gefunden, mache hatten einen jüdischen Elternteil.

Vor gut einem Jahr begann die Zusammenarbeit mit Frau Dr. Hoschek. Durch sie erfuhr ich, dass eine Kopie der Autobiographie von Hanna Herzberg – inzwischen verheiratete Shay – im Stadtarchiv verwahrt wird. So entstand die Idee, beides zu verbinden: die jüdischen Schülerinnen und die Autobiographie.
Durch den Emailkontakt mit der Überbringerin der Autobiographie konnte der Kontakt zum Ehemann und zur Tochter von Hanna Shay hergestellt werden. Herr Shay schickte mir die Autobiographie auf einer CD, so dass ich unabhängig von den Öffnungszeiten des Stadtarchivs und meiner Arbeit im Archiv, den Text aus dem Englischen übertragen konnte. Dann liefen die Mailleitungen zwischen Dr. Hoschek und mir heiß, um die Übersetzung in lesbarem Deutsch vorlegen zu können. Natürlich immer in Rücksprache und im Vergleich mit dem Original. Parallel arbeitete Frau Dr. Hoschek an den Biogrammen. Ich verfasste den Aufsatz zur Situation an der Ursulinenschule von 1933 bis 1938. Redaktionsschluss war der 31. Dezember, aber vor Weihnachten hatten wir alles geschafft.

Die Verwandten waren unglaublich offen und hilfsbereit und nahmen regen Anteil, z.B. durch die Zusendung der gescannten Bilder.
Herr Dr. Hartinger, Vorgänger von Frau Dr. Schüle, erkannte die Bedeutung des Themas und zögerte nicht, das Projekt zu unterstützen; ebenso der Verleger, Herr Rolle.

Die Autobiographie ist von Bedeutung, weil wir hier Einblick in die Lebenswelt einer Familie gewinnen, die zwischen 1900 und 1933 zu den Honoratioren der Stadt gehörte. Als Überlebende der Shoah schildert Hanna die Jahre der Emigration in Westeuropa und die Vernichtungsmaschinerie der Lager im Osten. Sie erinnert sich dabei an die relativ kurze Schulzeit in der Obhut des Ursulinenklosters, erwähnt, dass sie sich dort nicht ausgegrenzt fühlte, obwohl die meisten Mädchen katholisch waren, und erinnert sich fast liebevoll an M. Gonzaga, die ihr Geigenunterricht gab.


Schwester Chlothilde Müller, Ursulinenkloster Erfurt
Die Ursulinenschule in Erfurt

1667 wurden der Schulorden der Ursulinen zur Bildung der katholischen Mädchen vom Landesherren nach Erfurt geholt. Seither sorgen sich die Schwestern um die Erziehung der Mädchen.

Natürlich waren an der Schule auch andere Konfessionen willkommen. Betrieben wurde u.a. ein Lyzeum und Oberlyzeum, was einem heutigen Gymnasium entspricht. 1936 besuchten 219 Schülerinnen die Ursulinenschule. Zwei Jahre zuvor waren es noch 361 gewesen. Angegliedert war ein Internat, in dem 1936 47 Schülerinnen untergebracht waren.

Ab spätestens 1936 wurde die Ursulinenschule in ihrer Lehrtätigkeit beschränkt: Es durften keine Grundschülerinnen mehr aufgenommen werden, und auch die Oberstufe sollte abgebaut werden. Nachdem die Schließung zunächst verschoben wurde, trat sie Ostern 1938 letztendlich in Kraft und beendete für immer die Lehrtätigkeit des Ordens in der Stadt.


Dr. Jutta Hoschek, Arbeitskreis „Erfurter GeDenken 1933-1945“
Die jüdischen Schülerinnen an der Ursulinenschule

Frau Wittkampf ermittelte in den Verzeichnissen 20 Namen, die mit einem Vermerk zum Judentum versehen waren; bei drei weiteren fehlte dieser Hinweis. Zwei der Mädchen hatten ihre Ausbildung bereits 1922 bzw. 1924 beendet. Zwischen 1933 und der erzwungenen Schließung 1938 ermöglichten die Ursulinen insgesamt 21 von Staats wegen als Jüdinnen verfolgten Mädchen eine schulische Ausbildung ohne die anderenorts praktizierte Ausgrenzung. Bisher belegten nur fünf exemplarische Beispiele die Schutzfunktion des Ursulinenklosters, ein vollständiger Überblick über die jüdischen Schülerinnen fehlte.

Von den Mädchen, die zwischen 1933 und 1938 die Ursulinenschule besuchten, kamen vier aus sogenannten „Mischehen“: sie waren zuvor evangelisch erzogen worden, eine von ihnen katholisch. Die Mehrzahl hatte keinen Bezug zum Christentum: Ihre Familien gehörten der Synagogengemeinde an oder aber die Religion spielte bisher keine Rolle in ihrem Leben.

Die 21 Mädchen traten zwischen 1931 und 1937 ein. Ihre Schulzeit bei den Ursulinen lag zwischen sechs Monaten und sechs Jahren. Als die Schule Ostern 1938 geschlossen werden musste, betraf das acht von ihnen.

In der biographischen Dokumentation „Ausgelöschtes Leben. Juden in Erfurt 1933–1945“ (2013) werden drei der Mädchen mit einem mit eigenem Biogramm vorgestellt, sechs weitere als enge Verwandte von Ermordeten erwähnt. An weitere 14 erinnert das biographische Lexikon „Juden in Thüringen 1933-1945“ (2002, Forschungsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Siegfried Wolf). Häufig führt die intensive Beschäftigung mit einem Schicksal zur Überarbeitung oder gar zur Korrektur der damals erarbeiteten Biogramme, so auch dieses Mal.


Andrea Wittkampf
Hanna Herzbergs Werdegang und Schicksal

Hanna wurde am 25. Juli 1926 in Erfurt geboren. Sie beschreibt ihre ruhige und friedvolle Kindheit in einer wohlhabenden, aber durch den Vater sozialistisch geprägten Familie. Der Großvater, Siegfried Pinthus, hatte das Kaufhaus „Römischer Kaiser“ mitbegründet. Hannas Vater, Dr. Louis Herzberg, trat als Syndikus in das Kaufhaus ein und arbeitete ab 1926 auch als Personalchef.

Das ruhige Familienleben endete abrupt im Januar 1933 nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Als Sozialist musste Hannas Vater eine sofortige Inhaftierung befürchten und so floh die Familie in die Schweiz. Nach einiger Zeit brachte die Mutter die beiden Töchter zurück nach Erfurt zu den Großeltern. Über Zwischenstationen in Frankreich siedelte sich die Familie schließlich in den Niederlanden an, wo der Vater eine Textilfabrik leitete.
Mit Beginn des 2. Weltkriegs beschloss die Familie auszuwandern, was aber letztendlich nicht klappte. So wurden z.B. die schon erteilten Visen zur Auswanderung nach Australien zurückgezogen, da Australien in den Krieg eintrat.

Am 10. Mai 1940 überfiel die deutsche Wehrmacht Holland, woraufhin Hannas Vater versuchte, sich das Leben zu nehmen. Er wurde gerettet, war aber monatelang im Krankenhaus.

Die Familie fand Unterschlupf bei einer befreundeten holländischen Familie in Baarn. Im Februar 1941 wurde Hannas Vater verhaftet und in Westerbork inhaftiert.

Die Mutter musste mit ihren beiden Töchtern nach Amsterdam umziehen, wo Hanna das einzige Jüdische Gymnasium besuchte, auf dem auch die drei Jahre jüngere Anne Frank lernte. Bei der überschaubaren Schülerzahl dürften sich beide zumindest vom Sehen her gekannt haben.

Von Westerbork über Theresienstadt wurde die Familie nach Auschwitz deportiert wo der Vater ermordet wurde. Hanna und ihre Mutter kamen nach Freiberg in Sachsen, wo sie unter menschenverachtenden Umständen in einer Fabrik Zwangsarbeit leisten mussten. Im April wurden sie in offenen Viehwaggons nach Mauthausen transportiert. Dort wurden die drei Frauen im Mai von den Amerikanern befreit.

Erst im Oktober kamen sie zurück nach Holland.

Nachdem ein Augenzeuge von der Ermordung des Vaters in Auschwitz berichtet hatte, beschlossen sie, Europa zu verlassen und in die USA, nach Los Angeles, zu Freunden auszuwandern.


PD Dr. Annegret Schüle, amt. Direktorin Geschichtsmuseen/ Oberkuratorin Neuere und Zeitgeschichte, Landeshauptstadt Erfurt
Ein bedeutendes Buch zur Erfurter Stadtgeschichte

Als der NSDAP am 30. Januar 1933 mit der Ernennung von Adolf Hitler die Macht übergeben wurde, lebten in Erfurt rund 1.300 Menschen jüdischen Glaubens. Das waren knapp ein Prozent der Bevölkerung. Damit lag Erfurt leicht über dem Reichsdurchschnitt von 0,76 Prozent. Nun begann die vom Staat vorangetriebene und von vielen Bürgern getragene systematische gesellschaftliche Ausgrenzung, Entrechtung, Beraubung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung.

Historiker haben gezählt, dass das nationalsozialistische Regime nach und nach 962 Gesetze erließ, um den Juden immer mehr Rechte abzusprechen und sie aus der Gesellschaft auszuschließen. Eines der ersten Gesetze war das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“, das am 25. April 1933 erlassen wurde und den Zugang jüdischer Kinder und Jugendlichen zu weiterführenden Bildungseinrichtungen beschränkte. Um zu entscheiden, wer „jüdisch“ ist, wurde analog zum „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 eine „jüdische Rasse“ konstruiert. Wer einen oder mehrere jüdische Großelternteile hatte, wurde ihr zugerechnet. Das im Gesetz vom 7. April verfügte Berufsverbot für den Öffentlichen Dienst war die Grundlage für die Entlassung von jüdischen, sozialistischen und pazifistischen Lehrern und Schulleitern.

Diese staatliche Repressionspolitik ermutigte die Antisemiten unter den Lehrern, Eltern und Schülern. Das erlebte auch Hanna Herzberg, deren Lebensbericht in dem Band erstmals veröffentlich wird. Im März 1933 war die Familie erst in die Schweiz und dann nach Frankreich geflüchtet. Der Vater Louis Herzberg, promovierter Jurist, in führender Stellung im Kaufhaus „Römischer Kaiser“ (heute Kaufhaus Anger 1) tätig und kein gläubiger Jude, musste auch deshalb seine Verhaftung fürchten, weil er nach seinen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg als Pazifist politisch aktiv geworden war.

Weil die Familie im Ausland wirtschaftlich nicht Fuß fassen konnte, wurden Hanna und ihre Schwester Eva im Sommer 1934 zurück nach Erfurt zu den Großeltern geschickt. Die achtjährige Hanna sollte in ihre Grundschule, eine Privatschule, zurückkehren, doch als drei Väter damit drohten, die Schule zu schließen, wurde Eva unter einem Vorwand der Schulbesuch versagt. Die Schulleiterin bot der Familie stattdessen Privatstunden für das gleiche Schulgeld an. Im April 1935 stand für Hanna der Wechsel auf die weiterführende Schule an. Zum Glück wurde sie wie auch ihre ältere Schwester Eva nun in die Schule des Ursulinenklosters aufgenommen. Das achtjährige Kind, das von seinen Eltern getrennt und seit Jahren mit antisemitischer Ausgrenzung und Bedrohung konfrontiert war, erinnerte sich positiv an ihre Zeit in der St.-Ursula-Schule. „Der Orden akzeptierte jüdische Schülerinnen in einer weniger judenfeindlichen Atmosphäre als die anderen Schulen. […] Die Klosterschule war in Ordnung. […] Die meisten Nonnen waren nett und freundlich. Ich mochte besonders meine Kunstlehrerin und meine Mathematiklehrerin. Obwohl die meisten Mädchen katholisch waren, waren wir nicht die einzigen Nichtkatholiken, wodurch wir uns nicht ausgegrenzt fühlten.“ Der Schulbesuch endete, als die Familie im Oktober 1935 gemeinsam nach Holland emigrierte.

Im November 1935 verloren alle Deutschen, die jüdischen Glaubens waren oder von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Vorfahren  zu „Juden“ erklärt wurden, mit dem „Reichsbürgergesetz“ ihre Bürgerrechte. Das ebenfalls im Rahmen der Nürnberger Gesetze verkündete „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ versagte in einer Verordnung zum Beispiel jüdischen Kindern, mit anderen Kindern denselben Sportplatz oder dieselbe Umkleidekabine zu benutzen.

Die Pogrome am 9./10. November 1938, in denen Synagogen und jüdische Geschäfte zerstört und 30.000 jüdische Männer in die Konzentrationslager verschleppt wurden – gelten zu Recht als die Vorboten der Shoah. Mit dieser offenen Gewalt und der damit erzwungenen Ausreise von 10.000en Menschen endete das jüdische Leben in Deutschland. Das spiegelt sich auch in der nationalsozialistischen Schulpolitik wieder. Am 15. November 1938 wurden jüdische Kinder vom allgemeinen Schulbesuch ausgeschlossen. Den Betrieb Jüdischer Schulen, die schon existierten oder jetzt aus Not gegründet wurden, untersagte man 1942. Jegliche Beschulung jüdischer Kinder durch besoldete und unbesoldete Lehrkräfte wurde nun verboten.

Das Buch über die jüdischen Schülerinnen in der Erfurter Ursulinenschule ist für die Stadtgeschichte von großer Bedeutung, weil es in einer Tiefenbohrung sowohl Zerstörung von Kultur, Religion und Menschenrechten im Nationalsozialismus als auch Selbstbehauptung und Gegenwehr zeigt. Die St.-Ursula-Schule, die am 1. April 1938 wie andere katholische Schulen im Deutschen Reich auch von den Behörden geschlossen wurde, konnte für einige jüdische Mädchen zu einer Rettungsinsel in einer antisemitisch verseuchten Gesellschaft werden. Gegen eine herrschende Partei, die entschied, was „deutsch“ ist und wer zur deutschen „Volksgemeinschaft“ zählen darf, verteidigten die Nonnen ihre Mitmenschlichkeit.  In einem Gutachten für die Schließung der Schule erklärte NSDAP-Kreisleiter Franz Theine am 12. November 1937, dass die „Schule für den nat.[ional] soz. [ialistischten Staat untragbar“ sei. „Nicht nur weil sie deutsche Mädel in ihrer charakterlichen und seelischen Haltung restlos nach Rom hin umbiegt, sondern weil die St. Ursula-Schule und ihre Lehrerinnen die ihnen anvertrauten jungen Menschen undeutsch erziehen, sie von der Gemeinschaft des Volkes abschließen und sie damit dem Leben unserer Gemeinschaft entziehen“, so der nationalsozialistische Funktionär.

Prof. Dr.-Ing. habil. Reinhard Schramm, der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, betont zu Recht, dass Erfurter Schüler durch dieses Buch heute erkennen können,  „was in ihrer Stadt möglich war und wahrscheinlich wieder möglich wäre, wenn wir blinden Nationalismus nicht Mitmenschlichkeit entgegen setzen“. 

Die Landeshauptstadt Erfurt und das Netzwerk „Jüdisches Leben Erfurt“ unterstützen diese Vermittlung durch die Herausgabe des Bandes sehr gern. Die Geschichtsmuseen der Stadt, zu denen das Museum Alte Synagoge, die Begegnungsstätte Kleine Synagoge, das Stadtmuseum und der Erinnerungsort Topf & Söhne zählen, werden die neuen Erkenntnisse für ihre Bildungsarbeit nutzen.

Schon jetzt kann angekündigt werden, dass eine Buchvorstellung mit der Autorin Andrea Wittkampf im Rahmen der Tage der Jüdisch-Israelischen Kultur am 14. November um 19 Uhr in der Kleinen Synagoge stattfinden wird.