Angesichts der Flüchtlingskatastrophe vor der Küste von Lampedusa hat Misereor die Bundesregierung und die Staatengemeinschaft der Europäischen Union zu mehr Solidarität und einer anderen Einwanderungspolitik aufgerufen. "Misereor steht an der Seite der Armen, Schwachen und Marginalisierten dieser Welt", sagte Monsignore Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des katholischen Entwicklungshilfswerks. "Den Flüchtlingen, die unter großen Risiken ihre Heimatländer verlassen, darf der Zugang zu dem Gebiet der Europäischen Union und zu einem Asylverfahren nicht verwehrt werden. Die gegenwärtige EU-Politik scheint eher von Abschottung und Abwehr geprägt zu sein."
Spiegel forderte die Europäer dazu auf, neue Modelle der Migrationspolitik umzusetzen, Möglichkeiten der Zuwanderung nicht nur für Fachkräfte und Hochqualifizierte zu schaffen und die Perspektive der Flüchtlinge selbst in den Blick zu nehmen. Der Misereor-Hauptgeschäftsführer warnte vor der Annahme, allein mit mehr Entwicklungshilfe könnten die Fluchtursachen insbesondere in Afrika beseitigt werden. "Zwischen dem Entwicklungsstand eines Landes und den dortigen Migrationsbestrebungen besteht nicht immer ein Zusammenhang. Menschen fliehen oft aus Kriegsgebieten oder vor repressiven diktatorischen Regimen. In Eritrea werden zum Beispiel Jugendliche lebenslang als Soldaten zwangsrekrutiert." Darüber hinaus verursachten auch wirtschaftspolitische Entscheidungen in Europa Hunger und Not in ärmeren Staaten der Erde, wie etwa hochsubventionierte Agrarprodukte, die in Ländern Afrikas zu Lasten einheimischer Bauern und Händler mit Dumpingpreisen vermarktet würden, so Spiegel.
Misereor ist in zahlreichen Ländern Afrikas, aus denen besonders viele Flüchtlinge kommen, aktiv und fördert zum Beispiel die Arbeit von Partnerorganisationen im größten Flüchtlingslager der Welt im kenianischen Dadaab, wo derzeit etwa 450.000 Menschen leben. Unterstützt wird auch die Hilfe von Partnerorganisationen für Binnenflüchtlinge in Somalia. "Unsere Erfahrungen zeigen, dass deutlich mehr Flüchtlinge außerhalb Europas aufgenommen werden - von Staaten, die erheblich ärmer sind als die Länder unseres Kontinents", erläuterte Spiegel.
Der Misereor-Hauptgeschäftsführer appellierte an die Europäer, Menschen, die auf der Suche nach einer besseren Zukunft für sich und ihre Familien den Weg auf unseren Kontinent wagen, nicht als Illegale zu verdächtigen.
www.misereor.de
Quelle: Pressemitteilung des katholischen Hilfswerkes "Misereor". Den Inhalt verantwortet der Absender.
11.10.2013