Erfurt (BiP). Der Komponist Richard Wetz (1875-1935) gehört zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, die in Erfurt gelebt haben, dennoch können nur wenige mit seinem Namen etwas anfangen. Jetzt gibt es gleich zwei Ereignisse, die Wetz in das Licht der Öffentlichkeit rücken lassen.
Der Dombergchor Erfurt weiht am Donnerstag, 15. November seinen neuen Probenraum als "Richard-Wetz-Saal" ein. Zugleich erscheint eine CD mit dem "Requiem h-moll" von Richard Wetz, die der Dombergchor mit dem Philharmonischen Chor und dem Thüringischen Kammerorchester Weimar unter Leitung von Generalmusikdirektor a.D. George Albrecht für das Label jpc/cpo eingespielt hat.
Wetz? spätromantisches Requiem gilt Kennern als ein oratorisches Juwel und ist das bedeutendste kirchenmusikalische Werk des Komponisten. Selbst in Erfurt, wo Richard Wetz von 1906 bis zu seinem frühen Tod 1935 - er starb nach nur wenigen Wochen Krankheit an Bronchialkrebs - lebte, ist er in der Nachkriegszeit dem Vergessen anheim gefallen. Dabei hatte Wetz für alle Gattungen der Musik Werke hinterlassen, von denen die bedeutendsten nach 1915 und damit in Thüringen entstanden sind. Erst in den 90er Jahren wurde der "Neuromantiker" wiederentdeckt. Mittlerweile liegen drei Symphonien und das Violinenkonzert auf CDs bei jpc/cpo vor. Als Weltersteinspielung kommt jetzt das Requiem hinzu.
Der Dombergchor musste nicht lange für diese Wetz-Komposition begeistert werden. Die Musik eines Erfurters, ein bedeutendes Werk und die Möglichkeit der Ersteinspielung ließen die Chormitglieder das Requiem in Angriff nehmen. Im Philharmonischen Chor und dem Thüringer Kammerorchester fand man gewichtige Mitstreiter, mit George Alexander Albrecht, dem ehemaligen Chefdirigenten der Staatskapelle Weimar, einen international versierten Dirigenten, der die einzeln in Erfurt und Weimar probenden Ensembles stil- und klangsicher zusammenführte. Die Generalprobe und das Premierenkonzert am 27.9.2003 in St. Severi schnitt der MDR mit. Ohne die Hilfe der Stadt Erfurt wäre es nicht dazu gekommen, denn die Verwaltung ließ den Lärmpegel des Herbstrummels auf dem Domplatz "herunterregeln", um störende Hintergrundgeräusche zu unterdrücken. Gut zwei Jahre dauerte es, bis die CD erscheinen konnte. Sie ist ab sofort (und nur) bei jpc bestellbar oder kann auf dem Domberg gekauft werden.
Dass Richard Wetz für den Domberg eine große Bedeutung gewonnen hat, ist an der Benennung des neuen Probensaales ablesbar, der künftig nach dem Komponisten heißt. Weihbischof Reinhard Hauke, noch Pfarrer des Domberges, wird den Saal einweihen, anschließend erhalten die Ehrengäste ein Exemplar der neuen CD: Generalmusikdirektor Albrecht ebenso wie Mitglieder des Orchesters und des Chores aus Weimar, Vertreter der Stadt Erfurt, der Commerzbank und des Innenministeriums. Die Bank hat 1.000, das Ministerium aus Lottomitteln 9.000 Euro zur Verfügung gestellt. Mit weiteren 3.000 Euro vom Domkapitel konnte der Dombergchor davon einen aufgearbeiteten Grotrian-Steinweg-Flügel für die Probenarbeit anschaffen. Ob im Richard-Wetz-Saal auch einmal Richard Wetz geprobt wird, ist für Domorganist Silvius von Kessel keine Frage. Davon könne man ausgehen, lautet die Antwort.
Richard Wetz, Requiem op. 50. Marietta Zumbült, Mario Hoff, Dombergchor Erfurt, Philharmonischer Chor Weimar, Thüringisches Staatsorchester, Weimar, George Alexander Albrecht. - Erhältlich in der Erfurter Dom-Information auf dem Domberg oder unter Bestellnummer 2945947 bei jpc, Tel. 05401-851-267
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