Von Palmsonntag bis Ostern

Die Gottesdienste auf dem Erfurter Domberg

Bild: Peter Weidemann; in: Pfarrbriefservice.de

Erfurt (BiP). Der Tod behält nicht das letzte Wort über das Leben des Menschen. Mit dieser Zuversicht treten die Christen am Palmsonntag (25. März) in die Karwoche ein, in der die Fastenzeit endet und die Osterzeit beginnt. In den Gottesdiensten der Kar- und Ostertage gedenkt die Kirche des Leidens und Todes Jesu Christi und feiert seine Auferstehung von den Toten. Die in der Osternacht entzündete Osterkerze ist für den Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr ein „Zeichen der Hoffnung, dass das Leben stärker ist als der Tod“.

Die „Gloriosa“ des Erfurter Domes, die größte frei schwingende mittelalterliche Glocke der Welt, läutet in der kommenden Woche gleich zweimal: zum Ende der Ölweihmesse am Dienstag, 27. März (gegen 13 Uhr) und am Ostersonntag vor dem feierlichen Hochamt (gegen 10.50 Uhr).

Sonntag, 25. März: Palmsonntag

9.30 Uhr Palmprozession (Beginn im Kreuzgang des Domes) und Pontifikalamt mit Bischof Ulrich Neymeyr im Erfurter Dom

Der Palmsonntag eröffnet die Karwoche. Im Gottesdienst wird mit verteilten Rollen eine der biblischen Passionserzählungen vorgelesen. Die Passionserzählungen berichten vom letzten Abendmahl Jesu, von seiner Gefangennahme und Verurteilung, der Kreuzigung und seinem Begräbnis.
Seinen Namen erhielt der Palmsonntag vom frühen Brauch, an diesem Tag Palmzweige zum Gottesdienst mitzubringen. Die Evangelien berichten, dass die Menschen Jesus zujubelten und ihm grüne Zweige auf den Weg streuten, als er vor seinem Leiden in die Stadt Jerusalem einzog.
Zum Gedächtnis an diesen Einzug Jesu in Jerusalem werden am Palmsonntag grüne Zweige vor der Kirche gesegnet. Die Gemeinde zieht dann mit den Zweigen in der Hand zum Gottesdienst in die Kirche. Diese Palmprozession versteht sich als ein Bekenntnis der Gläubigen zu Jesus Christus.

Dienstag, 27. März: Ölweihmesse (Missa chrismatis)

11.45 Uhr Pontifikalamt mit Bischof Ulrich Neymeyr

Ölweihmessen finden immer in der Karwoche und in allen Diözesen der Welt statt. Dabei weihen die Bischöfe die heiligen Öle, die bei der Spendung der Sakramente Taufe, Firmung, Krankensalbung, Priester- und Bischofsweihe gebraucht werden. Die Salbung eines Menschen mit Öl versinnbildlicht seine Erwählung durch Gott und bringt Segensfülle, Stärkung und Heil(ung) zum Ausdruck. Auch bei Kirchen- und Altarweihen werden die in der Ölweihmesse geweihten Öle verwendet.

Donnerstag, 29. März: Gründonnerstag

19.30 Uhr Abendmahlsliturgie mit Bischof Ulrich Neymeyr, anschließend Prozession in das Langhaus des Erfurter Domes zur Anbetung des Allerheiligsten

In der Abendmesse des Gründonnerstages gedenkt die Kirche des letzten Abendmahles Jesu mit seinen Jüngern und feiert die Einsetzung der heiligen Eucharistie durch Jesus.
Das „Grün“ des Gründonnerstages stammt vermutlich vom mittelhochdeutschen „gronan“, weinen. Am Gründonnerstag wurden früher Menschen, die für schwere Sünden öffentlich büßten, wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen. Diese Büßer nannte man auch „Weinende“.
Im Gottesdienst am Abend des Gründonnerstages werden Mitgliedern der Gemeinde vom Bischof die Füße gewaschen. Die Fußwaschung ist ein Ausdruck dienender Liebe, wie sie Jesus vorgelebt hat. Obwohl es ein Knechtsdienst war, hatte auch Jesus beim letzten Abendmahl den Jüngern die Füße gewaschen.
Die Glocken und die Orgel erklingen an diesem Abend bis zur Osternacht zum letzten Mal. Sie schweigen zeichenhaft an den Tagen des Leidens und Todes Jesu. Auch das Entfernen des Altarschmuckes am Ende der Messe und die Übertragung des eucharistischen Brotes in den Dom stimmen die Gläubigen darauf ein.

Freitag, 30. März: Karfreitag

15.00 Uhr Karfreitagsliturgie im Erfurter Dom mit Weihbischof Reinhard Hauke und Bischof Ulrich Neymeyr

Der Karfreitag ist als Gedächtnistag der Kreuzigung Jesu seit dem vierten Jahrhundert bezeugt. Strenges Fasten kennzeichnet diesen Tag. Um 15 Uhr, der biblisch überlieferten Todesstunde Jesu, versammelt sich die Gemeinde und erinnert das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. Die liturgische Feier besteht aus drei Teilen: dem Wortgottesdienst mit der Verlesung der Passionsgeschichte aus dem Johannes-Evangelium, der Kreuzverehrung und der Kommunionfeier. Heilige Messen dürfen am Karfreitag und Karsamstag nicht gefeiert werden. Die Bezeichnung der Kartage leitet sich vom althochdeutschen Wort „kara“ (Trauer, Klage) ab.

Samstag, 31. März: Karsamstag

8.00 Uhr Karmette: Gebetszeit mit Bischof Ulrich Neymeyr und Salbung der Täuflinge (Osternacht) im Erfurter Dom

Den Karsamstag prägen der Tod und die Grabesruhe Jesu Christi und die Trauer darum. An diesem Tag wird keine Heilige Messe gefeiert, die Altäre in den Kirchen bleiben bloß und ungeschmückt. Der Karsamstag ist so etwas wie ein Symbol für die christliche Existenz: „Der Christ lebt in der Spannung von Tod und Auferstehung. Die Theologie spricht vom ‘Schon’ und ‘Noch nicht’. Dem Christen ist zugesprochen, dass er an einer lichten Zukunft schon Anteil hat, doch zugleich lebt er noch mit den Schatten des Todes“, erklärt der Erfurter Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann.
Die Karmette ist eine Gebetszeit des kirchlichen Stundengebetes, die von Gründonnerstag bis Karsamstag verrichtet wird. Das Wort Mette stammt vom lateinischen „matutina“, „Morgenstunde“. Bei dieser Matutin singen in der Regel eine Schola oder der Kantor im Wechsel mit der Gemeinde. Außerdem werden mehrere Lesungen aus der Bibel und den Schriften der Kirchenväter vorgetragen.

Samstag, 31. März: Osternacht

21.30 Uhr Feier der Osternacht mit Bischof Ulrich Neymeyr. Weihbischof Reinhard Hauke tauft Erwachsene

Ostern ist das Fest der Auferstehung Jesu von den Toten. Bereits die ersten Christen müssen eine Jahresfeier des Todes und der Auferstehung Jesu Christi gekannt haben.
Die Auferstehung Jesu wird als Sieg über den Tod gefeiert und ist das Fundament des christlichen Glaubens. Mit dem Auferstehungsglauben verbindet sich für die Christinnen und Christen die Hoffnung, dass nicht der Tod das letzte Wort über das Leben des Menschen hat.

Die Osternacht ist darum auch eine Feier des Lebens. Ihre Liturgie besteht aus vier Teilen: Lichtfeier, Wortgottesdienst, Tauffeier und Eucharistiefeier.
Bei der Lichtfeier wird die brennende Osterkerze vom Osterfeuer in die dunkle Kirche getragen. Sie ist das Zeichen für Christus, der Licht in die Welt gebracht hat.
Im Wortgottesdienst mit mindestens fünf Lesungen aus der Bibel, darunter eine Auferstehungserzählung, wird das Handeln Gottes für die Menschen erinnert und verkündet.
In der Tauffeier werden die Täuflinge in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen und verpflichten sich, nach christlichen Maßstäben zu leben.
In der Eucharistiefeier versammeln sich die Gläubigen als durch Jesus Christus Gerettete, sagen Gott Dank und feiern das neue Leben in Christus.

Sonntag, 1. April: Ostersonntag

11.00 Uhr Österliches Pontifikalamt mit Bischof Ulrich Neymeyr
17.00 Uhr Österliche Pontifikalvesper (Abendgebet) mit Bischof Ulrich Neymeyr


Der Ostersonntag ist der erste Tag der Osterzeit, die fünfzig Tage bis zum Pfingstfest dauert. Auch jede Sonntagsmesse gilt als Osterfeier, als Feier des Todes und der Auferstehung Jesu Christi.


Stichwort: „Pontifikalgottesdienst/Pontifikalamt“
Die dem Bischof vorbehaltenen Amtsabzeichen nennt man Pontifikalien. Dazu zählen Ring, Brustkreuz, Stab, Mitra (Bischofshut) und das Scheitelkäppchen. Feiert der Bischof einen Gottesdienst mit seinen Pontifikalien, spricht man von einem Pontifikalgottesdienst bzw. bei einer Heiligen Messe von einem Pontifikalamt.