Erfurt (BiP). Mit „Verheißung und Verrat“ ist eine Veranstaltung der Erfurter Bistumsakademie Katholisches Forum betitelt, die den geistlichen Missbrauch in der katholischen Kirche thematisiert. Der Abend findet in Kooperation mit der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt am Mittwoch, 1. Februar, um 19 Uhr in der Erfurter Bildungsstätte St. Martin, Farbengasse 2, statt.
Niklas Wagner, der Leiter des Katholischen Forums, und Theologie-Professor Benedikt Kranemann begrüßen als Gäste die Regensburger Pastoraltheologin Ute Leimgruber und Schwester Philippa Rath aus der Benediktinerinnen-Abtei Sankt Hildegard bei Rüdesheim. Für Leimgruber ist die Missbrauchsforschung ein Teil ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Schwester Philippa, nach eigenen Worten eine „extrem spätberufene Frauenaktivistin“, setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen in der Kirche ein. Beide Referentinnen wirken beim Reformprojekt „Synodaler Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland mit.
Der Titel des Abends stammt von einem Buch. Dysmas de Lassus, Generalprior des Kartäuserordens, schrieb 2020 „Verheißung und Verrat“, weil in der Kirche neben dem sexuellen Missbrauch auch die Dramatik des geistlichen Missbrauchs offenkundig geworden war. Seine Folgen sind nicht weniger schockierend und gefährlich, sowohl für Einzelne wie auch für Gemeinschaften. De Lassus sah sich dadurch herausgefordert, seine Klage und seinen Ruf zur Umkehr öffentlich zu machen. Er fordert, die Opfer zu sehen und in den Mittelpunkt zu rücken.
In seinem Buch, das international Aufsehen erregte, beklagt de Lassus das schwere Fehlverhalten von Ordensoberen und Gründern neuer geistlicher Gemeinschaften sowie gefährliche Formen von Gemeinschaftsleben innerhalb der Kirche. Dabei benennt er auch diagnostische Elemente, um das Gefahrenpotential verschiedener spiritueller Richtungen und Leitungsformen zu ermessen oder Fehler zu erkennen.
Andrea Wilke, bekannt durch „Augenblick mal“, das Wort zum Tag im MDR, liest einzelne Abschnitte des Buches von Dysmas de Lassus. Dazwischen finden Diskussionen von Professorin Leimgruber und Schwester Philippa mit dem Publikum statt.

