"Und gebt nicht Raum dem Teufel" (Eph 4,27)

Im Erfurter Augustinerkloster fand ein ökumenischer Gottesdienst zum Holocaust-Gedenken 2025 statt

Bild: Eckehard Fellner

Die Erinnerung an das Furchtbare wach halten – und gleichzeitig ein Zeichen der Versöhnung setzen: Am Sonntag, 26. Januar 2025 luden die Jüdische Landesgemeinde Thüringen, das Katholische Dekanat Erfurt und der Evangelische Kirchenkreis Erfurt gemeinsam zum ökumenischen Gottesdienst zum Holocaust-Gedenken im Evangelischen Augustinerkloster zu Erfurt ein. Der VoicESS-Kammerchor begleitete die Andacht musikalisch mit Liedern und Gesängen.

Der Gottesdienst begann in der Augustinerkirche mit einer modernen, zeitgenössischen Orgelimprovisation zum Triptychon des Erfurter Künstlers Aribert Janus Spiegler. Die drei Fotografien sind zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar an der Südwand der Kirche angebracht worden.

Das mittlere Bild zeigt einen Kniefall Luthers vor dem Campanile, dem Glockenturm des Mahnmals am Ettersberg für das ehemalige KZ Buchenwald bei Weimar. Denn Spiegler ist überzeugt: Luther würde dort heute auf die Knie fallen und um Vergebung bitten. Dieses zentrale Motiv wird flankiert von Details des Jungfrauenportals am Erfurter Dom: links von den „Klugen Jungfrauen“ und rechts von den „Törichten Jungfrauen“. Den beiden Gruppen werden Figuren zur Seite gestellt, die Christentum und Judentum symbolisieren und damit den jahrhundertealten Streit um den wahren Glauben.

Singend zogen die Gottesdienstbesucher anschließend gegenüber ins Haus der Versöhnung zum zweiten Teil des Gottesdienstes. Sängerinnen und Sänger des VoicESS-Kammerchores der Edith-Stein-Schule Erfurt unter der Leitung von Ekkehard Fellner gestalteten den Gottesdienst musikalisch. Unter dem Leitwort „Frieden und Versöhnung“ wählten sie mehrstimmige Werke in verschiedenen Sprachen aus: „Fix You“ und „Bleib mit deiner Gnade“, dazu noch „Freunde, dass der Mandelzweig“, und „Hevenu shalom alejchem“. Magnus begleitete die Lieder am Klavier und beschloss die Andacht mit dem Chopins Prélude in Des-Dur.

Das Leitwort des Gottesdiensts steht in der Bibel:  ... und gebt nicht Raum dem Teufel … seid freundlich (Epheser 4,27 und 32). Darin geht es unter anderem um die Frage nach der Nähe Gottes in existenziellen Krisen.

Der jüdische Kantor Milan Andics sang das jüdische Gebet „El Male Rachamim“ zum Gedenken an die Holocaust-Opfer. Außerdem wurden für die sechs Millionen ermordeten Juden sechs Kerzen entzündet. Neben Andics wirken auch die Pfarrerin Tabea Schwarzkopf, Dechant Michael Neudert und Augustinerpfarrer Bernd Prigge mit.

Fotos: E. Fellner