„ÜberLeben auf dem Land“

Adveniat eröffnet bundesweite Weihnachtsaktion am ersten Advent im Bistum Würzburg

(c) Adveniat

Essen. „Die ländlichen Regionen werden in Lateinamerika lediglich als eine Ressource zum Ausschlachten betrachtet, als Gewächs- und Lagerhaus, als Müllkippe für die große Ansammlung von Menschen, die in der Stadt leben. Wenn die Ausbeutung so weitergeht, wird den Menschen auf dem Land ihre Lebensgrundlage gänzlich entzogen.“ Das hat der Bischof von Würzburg, Dr. Franz Jung, am 26. November in Würzburg betont. Bischof Jung äußerte sich bei der digitalen Pressekonferenz zur Eröffnung der bundesweiten Weihnachtsaktion von Adveniat, dem Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche. Die diesjährige Aktion steht unter dem Motto „ÜberLeben auf dem Land“.
 
Jung sagte, dass dieses Thema auch im Bistum Würzburg hoch aktuell sei. Für die katholische Kirche in der Diözese sei es wichtig, mit der Seelsorge vor Ort, im ganzen Territorium des Bistums, präsent zu bleiben. Im Blick auf Lateinamerika unterstrich der Bischof, dass die Corona-Pandemie dort tiefe Wunden hinterlasse. Das gelte umso mehr, als das Gesundheitssystem nur für die Reichen zugänglich sei. Überlebensnotwendig sei etwa für die indigene Bevölkerung am Amazonas das Land oder besser gesagt der „Boden“. „Die Sorge um den Regenwald und der schonende Umgang mit dem Geschenk des Schöpfers ist eine Selbstverständlichkeit für die dort lebenden Völker“, betonte Jung. Multinationale Konzerne und illegale Eindringlinge betrieben aber Raubbau an Bodenschätzen und edlen Holzarten und vertrieben oder töteten die Indigenen. Vor allem das Amazonasbecken sei „von zentraler Bedeutung für die Klimaentwicklung der gesamten Erde. Wenn die Abholzung bis zu 25 Prozent der Gesamtfläche weiter voranschreitet, können wir die Folgen nicht absehen und nicht mehr rückgängig machen.“ Wichtig sei es, sich für das „Recht auf die eigene Kultur“ der Menschen auf dem Land in Lateinamerika einzusetzen. Das erweise sich etwa in der aktuellen politischen Situation Brasiliens als „überlebenswichtige Aufgabe im Einsatz für die Landbevölkerung“.
 
„Die Regierung in Brasilia sieht den Amazonas als Wirtschaftsraum, nicht als schützenswertes Gut“, bestätigte auch der Bischof von Óbidos, Johannes Bahlmann, der aus dem Amazonasbistum zugeschaltet war. Im Schatten der Corona-Pandemie schritten auch die Brandrodungen unwiderruflich voran – genauso die überwiegend illegalen Abholzungen und das Eindringen der Goldsucher in die indigenen Gebiete. „Damit verbunden ist eine weitergehende Zurückdrängung der indigenen Kulturen“, beklagte Bischof Bahlmann und fasste zusammen: „Die Corona-Pandemie hat die Probleme und Ungerechtigkeiten, die im Amazonasraum ohnehin schon deutlich genug sind, nochmals verschärft und die soziale Kluft noch größer werden lassen.“ Gerade die Ärmsten hätten kaum eine Möglichkeit, dem Virus vorzubeugen, sagte Bahlmann: „Wer in prekären Verhältnissen lebt, hat keine Chance auf Distanz und besondere Hygienemaßnahmen.“ Bedroht seien vor allem die indigenen Völker: „In unserer Region haben sich 90 Prozent der Indigenen infiziert“, sagte Bahlmann. „Weil aber die medizinische Versorgung in unserer Region chronisch schlecht ist, unterhält die Kirche Krankenhäuser und Hospitalschiffe auf dem Amazonas – auch dank der finanziellen Hilfe aus Deutschland.“
 
Dass diese Hilfe aus Deutschland angesichts der Corona-Pandemie wichtiger denn je sei, betonte auch der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks, Pater Michael Heinz: „Im Rahmen der Corona-Nothilfe haben wir 420 Projekte mit 7,1 Millionen Euro schnell und unbürokratisch unterstützt – auch im Bistum Óbidos – damit ÜberLeben auf dem Land möglich ist.“ Zusammen mit den Adveniat- Projektpartnern werde nicht nur versucht, die unmittelbare Not der Landbevölkerung zu lindern, sondern das Hilfswerk setze sich insbesondere auch für die Bewahrung der Schöpfung ein. „Denn im Schatten der Pandemie brennen die Wälder in Amazonien und im Pantanal nieder. Wenn wir nichts gegen die Zerstörung der Lungen der Welt unternehmen, geht uns allen bald die Luft aus. Angesichts dieser dramatischen Situation müssen wir Christen jetzt den Schutz des gemeinsamen Hauses, unseres Planeten, an oberste Stelle setzen“, lautete der eindringliche Apell von Pater Heinz. Denn es seien die Armen, die der Klimawandel am stärksten trifft. Das hätten jüngst die Wirbelstürme in Mittelamerika wieder auf traurige Weise gezeigt. Hunderttausende Menschen in Honduras, Guatemala und Nicaragua sind obdachlos. „Unsere Partner vor Ort befürchten, dass durch die Naturkatastrophe die Zahl der Coronafälle massiv ansteigen wird, weil viele Menschen in Sammelunterkünften Schutz gesucht haben“, sagte der Adveniat-Chef.
 
All das mache deutlich, „dass die Menschen in Lateinamerika und der Karibik unsere Hilfe dringender denn je benötigen“. Doch aufgrund der Corona-Kontaktbeschränkungen werden dieses Jahr viel weniger Menschen die Weihnachtsgottesdienste besuchen. Deshalb befürchtet Adveniat laut Pater Heinz einen starken Einbruch der Weihnachtskollekte. „Es drohen Verluste in zweistelliger Millionenhöhe.“  Deshalb ruft das Lateinamerika-Hilfswerk dieses Jahr nicht nur in den Gottesdiensten an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag zum Spenden auf, sondern auch zum digitalen Spenden unter www.adveniat.de/spenden.
 
Die bundesweite Eröffnung der Adveniat-Weihnachtsaktion findet in diesem Jahr getreu dem Motto „ÜberLeben auf dem Land“ dezentral in den ländlichen Regionen des Bistums Würzburg statt. Nach einer digital aus dem Burkardushaus Würzburg übertragenen Eröffnungsveranstaltung und einem feierlichen Vespergottesdienst zum Auftakt am Vorabend im Würzburger Dom, werden am ersten Adventssonntag, 29. November 2020, die Eröffnungsgottesdienste in Biebelried, Hammelburg, Hofheim und Stockstadt gefeiert.
 
 

Adveniat-Weihnachtsaktion 2020: ÜberLeben auf dem Land

Jeder Fünfte in Lateinamerika und der Karibik lebt auf dem Land. Das bedeutet häufig auch, abgehängt und ausgeschlossen zu sein. Und jetzt auch noch Corona. Das Virus trifft mit der Landbevölkerung auf eine besonders verletzliche Gruppe. Deshalb rückt das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat mit seiner diesjährigen Weihnachtsaktion unter dem Motto „ÜberLeben auf dem Land“ die Sorgen und Nöte der armen Landbevölkerung in den Blickpunkt.

Die Eröffnung der bundesweiten Adveniat-Weihnachtsaktion findet am 1. Advent, dem 29. November 2020, im Bistum Würzburg statt.

Die Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember in allen katholischen Kirchen Deutschlands ist für Adveniat und die Hilfe für die Menschen in Lateinamerika und der Karibik bestimmt. Spendenkonto bei der Bank im Bistum Essen, IBAN: DE03 3606 0295 0000 0173 45 oder unter www.adveniat.de/spenden.