„Ich möchte mal wissen, wer sich immer diese Wallfahrtsthemen ausdenkt“ – das war nicht nur der erste Satz eines kurzen Anspiels zum Beginn des Wallfahrtsgottesdienstes, sondern eine Frage, die so manche im Gepäck hatte. Denn das Thema der diesjährigen Frauenwallfahrt lautete:
Ich habe Durst. Mit Mirjam durch die Wüste.
Während vor dem Gottesdienst noch einige Regentropfen fallen, singen sich die 40 Sängerinnen und Sänger des Chores Arcobaleno = Regenbogen (Leitung: Daniel Kaufhold, Dirigat: Judith Reinhardt) unverdrossen ein. Langsam kommen auch die ersten Pilgerinnen, die sich trotz Regen zu Fuß auf den Weg gemacht haben. Ca. 500 Wallfahrende werden es sein, die mit Bischof Ulrich Neymeyr und Weihbischof Reinhard Hauke den Gottesdienst feiern. Pünktlich zu diesem reißt der Himmel auf und zeigt sich in seiner schönsten sprich himmelblauen Farbe. Die Sonne scheint, und die Vögel zwitschern. Zur Abschlussandacht verabschiedet sich die Sonne und macht Platz für Wolken und Regen. Aber die schönen Eindrücke und Erlebnisse vom Gottesdienst und von den Begegnungen bleiben.
Ein besonderer Moment war während des Gottesdienstes die erzählte Lesung (Num 12). Die Bibelerzählerin vermochte es, Mirjam und ihre Geschichte mit Moses und Aaron so lebendig zu erzählen, dass sich die Zuhörenden wie mittendrin fühlten. Viele bedankten sich nach dem Gottesdienst besonders dafür, weil es sie innerlich tief berührt hatte.
Bischof Neymeyr griff in seiner Predigt den Mut und die Glaubensfreude Mirjams, “eine Frau, die ihre Emotionen auch leben und zeigen konnte”, auf und schlug den Bogen zur “Quelle lebendigen Wassers”.
Was neben den Erinnerungen an diesen wunderbaren Wallfahrtstag bleibt, ist auch eine große Dankbarkeit allen Vorbereitenden, Mitwirkenden, wie zum Beispiel der kfd, dem BDKJ und dem Familienzentrum, und allen Helfenden (im Besonderen den Männern, die Jahr für Jahr die Frauenwallfahrt engagiert unterstützen) gegenüber!
Mirjam, die Namenlose
Mirjam, die aufwächst zwischen Verzweiflung und Hoffnung
Mirjam, deren Name sich auf Dauer nicht verbergen lässt
Mirjam, die Wächterin
Mirjam, die Mut zu sprechen hat
Mirjam, deren verrückte Idee einen kleinen Jungen und so ein ganzes Volk rettet
Mirjam, die Anführerin
Mirjam, die mitreißen kann zu Tanz und Lobgesang
Mirjam, die die Menschen führt und versorgt
Mirjam, die Rebellin
Mirjam, die Konflikten nicht aus dem Weg geht
Mirjam, die Zurückweisung aushält
Mirjam, die Wasserquelle
Mirjam, auf die ein ganzes Volk wartet
Mirjam, deren Tod den Brunnen versiegen läßt
Mirjam, die Prophetin
Mirjam, die – von Gottes Geistkraft erfüllt – das Nötige zur rechten Zeit tut
Mirjam, die Hoffnung selbst dort sieht, wo andere nur Wüste erkennen
Mirjam, Inspiration für heute
verrückte Ideen in die Tat umsetzen
Raum schaffen für Ausgelassenheit und Freude
Gottes Spuren in unserem Leben entdecken
erkennen: Führung geht gemeinsam so viel besser
die Stimme erheben, auch wenn es unbequem ist
verstehen: Lobgesang und Protest können Hand in Hand gehen
Gott groß sein lassen – auch wenn wir Gott nicht begreifen
Mirjam, du große Frau, klein geschrieben von Männern? Deine Geschichte – so wenige Zeilen nur in den
fünf Büchern deines Bruders. Aber Zeilen, die sich nicht verbergen lassen. Wie kleine Türen, einen Spalt
breit offen, eine Einladung zu entdecken, was nicht aufgeschrieben ist. Wie würde deine Geschichte wohl
erzählt werden, wenn Frauen sie aufgeschrieben hätten?
Ich möchte hören, wie du singst, und sehen, wie du tanzt. Ich möchte neue Wege mit dir gehen, neue
Ideen ausprobieren. Ich möchte lernen von dir, von deiner Beziehung zu Gott, unserer Schöpferin,
unserer Befreierin. Ich möchte von deinem Mut etwas abbekommen, Mut zu sprechen – auch denen
gegenüber, die so viel größer scheinen; auch von Gefühlen, die vielleicht unangebracht scheinen. Ich
möchte trotzig mit dir bleiben und vertrauen, dass Gemeinschaft da ist, dass Heilung möglich ist, auch
wenn ich mich einsam und gefangen fühle. Mirjam, manche sagen, du warst der Brunnen in der Wüste.
Ich habe Durst.
(Katharina Kraut-Stuber)
Die Vorbereitungen beginnen schon lange vor dem Wallfahrtstag. Jedes Jahr ist es immer wieder ein großes Geschenk, dass ehrenamtliche Helfer tatkräftig mit anpacken. Danke für ihr Engagement!!!
Hier wird die Technik ihren Platz haben, damit alles gut zu hören ist
Alles bereit
Die Lesung, in der es um Mirjam geht, (Num 12) erzählt Katharina Kraut-Stuber (Bibelerzählerin) lebendig, spannend und berührend.
Der Bischof trägt hier eine Leihgabe von Pfarrer Husmann, der dieses Messgewand - passend zum Heiligen Jahr - in Rom erwarb. Peregrinantes in spem = Pilger der Hoffnung
Fröhliches Treiben nach dem Gottesdienst und vor den Angeboten für Groß und Klein im Haus und auf der Wiese
Die Abschlussandacht wurde wegen Regen und Donner stark verkürzt, d.h. Kurzer besinnlicher Text - Lied - Segen.
Die Stimmung war trotzdem super und der Wallfahrtstag ein wunderbarer.
Fotos: Carla Riechel, Mechthild Arand, Andrea Wilke, Martin Hoffmeier