Am Himmelfahrtstag waren wieder viele katholische Männer und Jungen im Klüschen Hagis bei Wachstedt zur Männerwallfahrt. Nach dem Wallfahrtsgottesdienst mit Bischof Dr. Wanke trafen sich die wallfahrenden Männer bei Bratwurst und Bier. "Ubi missa, ibi mensa!" - lautet ein katholisches Sprichwort, und will sagen: Wo es eine Messe gibt, da gibt es auch etwas zu essen und zu trinken.
Am morgigen Sonntag sind die katholischen Frauen zu einer Wallfahrt auf den Kerbschen Berg bei Dingelstädt eingeladen. Auch hier ist zunächst der Wallfahrtsgottesdienst geplant. Anschließend treffen sich die Frauen und Mädchen zum Picknick auf der Wallfahrtswiese. Aus den Picknickkörben bekommen dann die Wallfahrerinnen und auch die Bischöfe etwas zum Kosten: leckere Eichsfeldwurst mit frischem Brot und auch Kuchen nach heimatlicher Art, d.h. Schmandkuchen.
Die katholischen Christen in Thüringen sind durch den Glauben in Bewegung gebracht worden. Auch die Kinder werden im Juli im Erfurter Dom ihre Wallfahrt haben. Ebenso gibt es die festen Termine für die Jugendlichen, die Kranken und am Ende und als Höhepunkt in diesem Jahr im September die großen Wallfahrten nach Erfurt und Etzelsbach, um mit Papst Benedikt zu beten.
Bei den Wallfahrten ist der ganze Christ in Bewegung. Er macht sich körperlich und geistig auf den Weg. Er ist eingeladen, schon im Vorfeld sich durch Gebet und Beichte auf den Wallfahrtstag einzustellen. Damit kommt der Christ auch geistig in Bewegung, d.h. er setzt sich vor Gott mit seiner Vergangenheit und Gegenwart auseinander und überlegt, wie er die Zukunft besserer und glaubwürdiger als Christ gestalten kann. Wenn dann der neue Weg mit dem Wallfahrtsgottesdienst begonnen hat, ist eine Stärkung nötig. Das Leben als Christ kennt die Höhepunkte, die mit dem Fest und Festmahl verbunden sind. Von der Freude an Gott muss auch der Leib etwas haben: "Ubi missa, ibi mensa!"
Vielfach ist zu beobachten, dass sich diese Verbindung zwischen leiblicher und geistlicher Freude auflöst, wenn z.B. ein ehemals kirchliches Fest wie eine Kirmes (Kirchweihe) zu einem Jahrmarkt oder zu reiner Traditionspflege geworden ist. Natürlich ist es gut, Traditionen zu pflegen, aber ich bin traurig darüber, wenn das Fest "in der Luft hängt", weil es seinen Ursprung nicht mehr kennt. Wenn Bewohner eines Ortes sich auf den Weg zur Kirmesfeier aufmachen, ohne eine Kirche zu betreten, möchte ich gern sagen: "Haltet Beides zusammen, damit die Feier eine Zukunft hat!" Leider ist jedoch für viele der Zugang zur Kirche verschüttet. Daran sind oft die Christen selbst schuld. Ich wünsche mir, dass wir Christen glaubwürdig machen können: Das Unterwegssein mit Christus tut jetzt schon Leib und Seele gut!
Erschienen in der Thüringer Allgemeinen vom 4.6.2011