"Reduce speed!"

Thüringer Korrespondenz vom Weltjugendtag, Folge 4: Immer schön langsam


Lächeln bitte!
Thüringer Korrespondenz vom Weltjugendtag, Folge 4: Immer schön langsam

Von Jugendreferent Robert Weidler, Australien


Vor einer scharfen Straßenkurve steht hier in Australien immer ein Schild mit der Aufschrift "Reduce speed" (wörtlich: Verlangsame die Geschwindigkeit!). Als Fremder hier möchte man meinen, dass dies so etwas wie ein Lebensmotto der Australier ist. "Bleibe gelassen", "Entschleunige Dein Leben" oder "Vermeide Stress", könnte man dies im übertragenen Sinn auch übersetzen. Und das nehmen wir wohl nicht nur so wahr, weil wir als Touristen die Dinge hier entspannt genießen.


Auf den unendlich langen Straßen im Outback (Landesinnere) halten sich die Autofahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 110 km/h, obwohl manchmal kilometerlang kein anderes Fahrzeug entgegenkommt oder überholt. Vielleicht ist es diese innere Gelassenheit, die die Einheimischen auch etwas herzlicher im Umgang mit anderen Menschen erscheinen lässt. "Mir fällt richtig auf, wie fast alle, denen man hier in unseren Unterkünften begegnet, immer freundlich grüßen und oftmals auch ein paar nette Worte hinzufügen", stellte Kevin Hartung (17, aus Gehren bei Ilmenau) heute früh fest. "In Deutschland laufen die Leute meistens stumm aneinander vorbei."


Wir alle freuen uns jedenfalls schon auf die Tage in den Gastfamilien, wo wir die australische Lebensweise sicherlich noch viel intensiver kennenlernen werden (Donnerstag ist es dann soweit). Bis dahin werden wir noch einige Kilometer im Bus sitzen, was teilweise sehr anstrengend und ermüdend ist. So haben wir allein am letzten Wochenende über 1000 km zurückgelegt. Dafür erleben wir aber zwischendurch immer sehr Interessantes. Am Samstag hatten wir beispielsweise ein Gespräch und eine Führung mit einem Aborigine (Nachfahre der Ureinwohner Australiens). Zunächst machte sich etwas Enttäuschung breit. Unser Bild von den Aborigines war bestimmt von den Fotos im Reiseführer, wurde aber etwas zurechtgerückt. Uns empfing nämlich gar kein "Buschmann" mit Baströckchen und Kriegsbemalung. Vielmehr stand uns ein normal gekleideter Mann gegenüber, der in englischer Sprache vom historischen Ü;berlebenskampf seines Volkes erzählte - gegen die raue Natur und gegen die britischen Kolonialisten. Trotz vieler bis heute erkämpfter Rechte, bleibt eine wirkliche Integration nach wie vor schwierig. Bei so mancher Schilderung dieser Probleme waren durchaus Parallen zur Situation von Ausländern in Deutschland feststellbar. Nur, dass die Aborigines hier in Australien keine "Ausländer" sind, sondern diejenigen, die hier eigentlich zu Hause sind.


Am Sonntag waren wir dann auf dem Kangaroo Island, wobei man sagen muss, dass wir auf der Insel fast nur tote Känguruhs gesehen haben. Es kommt hier leider sehr häufig vor, dass Tiere von Autos erfasst werden und dann verendet am Straßenrand liegen bleiben. Die vielen schwarz-gelben Känguruh-Schilder haben somit durchaus ihre Berechtigung. Dafür erlebten wir um so mehr quicklebendige Seelöwen. Diese machten es sich auf den Felsen am "Admiralsbogen" der Insel gemütlich.


Gestern hatten wir uns einen "Ruhetag" mehr als verdient. Vormittags fuhren wir kurz ans Meer und danach war Zeit für einen Stadtbummel in Adelaide. Einige unserer Gruppe besuchten am Abend einen Gottesdienst mit dem Patriarchen und Jugendlichen von Beirut. Das war schon mal ein Vorgeschmack auf die internationalen Kontakte, die wir demnächst haben werden. Sydney - wir kommen!


Soweit für heute. Viele Grüße in die Heimat von 87 begeisterten Weltjugendtagsfahrern und Robert Weidler

Viele, viele Fotos von den Erlebnissen in Australien