Erfurt (BiP). Ü;ber zwei Jahre musste die Gloriosa schweigen. Am Donnerstag, 28. Oktober läutet sie wieder - aber nur inoffiziell und zur Probe. An diesem Tag wird die weltberühmte Glocke intoniert, und wer Glück hat, kann sie voraussichtlich zwischen 11 und 12 Uhr hören.
Bei diesem ersten Geläut handelt es sich nicht um eine Klangprobe, unterstreicht Dombauamtsleiter Andreas Gold. "Die Gloriosa klingt schöner denn je. Das haben wir bereits bei der Glockenabnahme in Nördlingen getestet", sagt Gold. Dort war die Gloriosa wegen eines Haarrisses in einem technisch aufwendigen Verfahren geschweißt worden, nachdem man sie, nicht weniger spektakulär, zum ersten Mal nach 507 Jahren aus dem Domturm geholt hatte.
Am Donnerstag geht es um das Anschlagsverhalten der größten, frei schwingenden Glocke des Mittelalters. "Die Gloriosa kann ihren Klang nur dann optimal entfalten, wenn die Schwingungshöhe des Glockenkörpers stimmt" erläutert Gold. Schwingt die Gloriosa in eine Richtung, soll sie der Klöppel genau in dem Moment anschlagen, bevor sich die Glocke in die andere Richtung bewegt. "Das wäre der schonendste Anschlag, der einen vollen Klang erzeugt", meint Andreas Gold. Gemeinsam mit dem Glockensachverständigen des Domberges, Bruder Michael Reuter, peilt er 38 Schläge pro Minute an.
Bevor es aber dazu kommt, muss erst einmal das Glockenjoch in der Horizontale ausgerichtet sein. "Das erledigt die Glockenfirma Bachert. Danach montiert sie die Läuteräder und verbindet diese über Zahnketten mit den Läutemaschinen", beschreibt Gold die vorbereitenden Arbeitsgänge. Da die Glocke um 34 Grad gedreht ist, um nicht die geschweißte Rissstelle anzuschlagen, muss die Glockenfirma im Inneren der Gloriosa eine neue Aufhängung für den Klöppel einbauen. Erst dann kann der Klöppel eingebaut und die Glocke geläutet werden.
Andreas Gold ist schon jetzt gespannt, wie das wegen der Glockendrehung überarbeitete Holzjoch mit den neuen Schraubenverbindungen reagiert, wenn die Gloriosa zu schwingen beginnt. Aber er rechnet nicht damit, dass etwas gegen die Planung läuft. "Die Gloriosa wird am 8. Dezember, wie geplant zum Gottesdienst laden. Zum ersten Mal nach ihrer Schweißung und dann noch viele, viele Male. Davon bin ich überzeugt!", bekräftigt Gold.