Priesterweihe für drei junge Männer im Erfurter Dom

Erfurt (BiP). Bischof Dr. Joachim Wanke weiht am Pfingstsamstag, 2. Juni, Andreas Anhalt (39) aus Steinbach, Marcellus Klaus (27) aus Witterda und Stefan Götting (34) aus Höltinghausen (Oldenburg) zu Priestern für das Bistum Erfurt. Die Weiheliturgie beginnt um 9:30 Uhr im Erfurter Mariendom. Musikalisch gestaltet wird die Feier vom Kirchenchor Nordhausen unter der Leitung von Thomas Hofereiter sowie von einer Schola des Priesterseminars; die Orgel spielt Domorganist Silvius von Kessel.

Andreas Anhalt arbeitete zwölf Jahre als Schmied, bevor er sich entschied, Priester zu werden. 1990 ging er nach Magdeburg, um am kirchlichen Kolleg Norbertinum sein Abitur nachzuholen und Latein und Altgriechisch, die Sprache des Neuen Testamentes, zu erlernen. Nach seinem Theologiestudium von 1993 bis 1998 in Erfurt und Salzburg absolvierte Anhalt den Pastoralkurs zur Vorbereitung auf seinen Dienst als Diakon und Priester. Im Pastoralkurs werden die theoretischen Kenntnisse des Studiums praktisch umgesetzt. Er beinhaltet unter anderem Predigtübungen, das Erteilen von Religionsunterricht und ein sechsmonatiges Gemeindepraktikum, das Anhalt in Mühlhausen absolvierte. Weitere Erfahrungen hatte er schon in der Jugendarbeit und bei der Begleitung Sterbender in einem Hospiz gesammelt. Von seinem künftigen Beruf erhofft sich Anhalt, viele Menschen in Kontakt mit Gott zu bringen. "Ich erlebe meine Beziehung zu Gott als etwas Großartiges und möchte diese Erfahrung mit anderen teilen", erklärt er. Als Diakon war Andreas Anhalt in der Pfarrei St. Kilian in Suhl tätig.

Stefan Götting stammt aus dem Bistum Münster. Nach der Ausbildung zum Landwirt und dem Zivildienst holte er am Klementinum in Bad Driburg sein Abitur nach und lernte Latein und Altgriechisch. Er entschied sich, Priester zu werden, und wechselte aus seinem Heimatbistum ins Bistum Erfurt. Von 1993 bis 1999 studierte Götting Theologie in Erfurt und Rom, sein Gemeindepraktikum absolvierte er in Leinefelde. "Ich möchte deutlich machen, dass der Glaube nicht auf den sonntäglichen Gottesdienst beschränkt bleibt, sondern das ganze Leben prägt", beschreibt Götting, der in Nordhausen Diakon war, eines seiner künftigen Ziele.

Für Marcellus Klaus bedeutete das Leben in der Pfarrgemeinde zu Zeiten der DDR große Freiheit. "Hier konnte ich ganz Mensch sein", erinnert sich Klaus. Um diese Erfahrung weitergeben zu können, entschloss er sich, Priester zu werden. Nach dem Abitur besuchte er den einjährigen Sprachenkurs für Latein und Altgriechisch am Norbertinum in Magdeburg und studierte anschließend Theologie in Erfurt und Salzburg. Ein Jahr lang unterbrach er das Studium und lebte während dieser Zeit in der Gemeinschaft der Fokolarbewegung in Italien. Diese Gemeinschaft bemüht sich um die konsequente Umsetzung der Botschaft Jesu im alltäglichen Leben und um die Einheit der Kirche. Klaus absolvierte sein Gemeindepraktikum in der Pfarrei St. Marien in Niederorschel und war als Diakon in Sonneberg tätig.

Stichwort "Priesterweihe"
Nach römisch-katholischem Kirchenrecht kann nur ein getaufter und gefirmter Mann zum Priester geweiht werden. Er muss unverheiratet sein und das 25. Lebensjahr vollendet haben. Das Zölibatsversprechen legt der Kandidat bereits vor der Weihe ab.
Zwischen dem Eintritt in das Theologiestudium und dem Zeitpunkt der Priesterweihe liegen rund sieben Jahre. In dieser Zeit absolviert der Bewerber ein fünfjähriges Studium der Philosophie und Theologie sowie Praktika in Gemeinden und sozialen Einrichtungen. Die Priesteramtskandidaten der ostdeutschen Diözesen studieren in der Regel in Erfurt und leben im dortigen Priesterseminar, wo sie auch eine geistliche Prägung erhalten. Darüber hinaus ist es üblich, dass die Studenten zwei Semester außerhalb des Kollegs leben. Meist wechseln sie dabei die Stadt und die Universität.
Nach dem Studium geht der Priesterweihe die Weihe zum Diakon voraus, ein eigenständiges Dienstamt, das es schon im Urchristentum gab. Im Laufe der westlichen Kirchengeschichte entwickelte es sich zur Vorstufe des Priestertums. Die Aufgaben des Diakon liegen im gottesdienstlichen und caritativen Bereich. Seit dem II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) ist die Eigenständigkeit des Diakonates wieder hergestellt. So können sich heute auch (verheiratete) Männer zum Diakon weihen lassen, ohne Priester werden zu wollen.
Die Priesterweihe erfolgt durch die Handauflegung und das Weihegebet des Bischofs. In seinem Gebet ruft der Bischof die Kraft Gottes auf den Weihekandidaten herab. Nach dem Bischof legen auch die anwesenden Priester des Bistums dem Kandidaten die Hände auf - als Zeichen der Aufnahme in die Gemeinschaft der Priester. Der Handauflegung und dem Gebet geht eine Befragung voraus, bei der der Weihekandidat seine der Bereitschaft zum Dienst öffentlich erklärt und dem Bischof und seinen Nachfolgern den Gehorsam verspricht. Da die Priesterweihe nach katholischen Glauben ein Sakrament ist, also ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit mit Gott, kann sie vom Menschen nicht rückgängig gemacht werden.

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