Bischof sendet vier Gemeindereferenten und -referentinnen in die Seelsorge
Erfurt (BiP). Bischof Joachim Wanke sendet am Samstag, 27. Juni im festlichen Rahmen einer heiligen Messe Katharina Maria Bremen, Stephan Hebenstreit, Schwester Lucia Maria Schiefner und Gerhard Thon in den Seelsorgedienst des Bistums Erfurt. Die Sendungsfeier im Erfurter Dom beginnt um 9.30 Uhr.
Die Sendungskandidaten erklären sich im Gottesdienst bereit, die frohe Botschaft des Evangeliums zu verkünden und am Aufbau der Kirche im Bistum mitzuwirken. Nach ihrer Beauftragung überreicht der Bischof den neuen Gemeindereferenten die Ernennungsurkunde und eine besonders gestaltete Kerze, die an diesen Tag erinnern soll. Mit den Neuen gibt es 62 Gemeindereferentinnen und -referenten im aktiven Dienst des Bistums Erfurt.
Katharina Maria Bremen (29) schaut gern über den eigenen Tellerrand. Deshalb hat sie sich während des Theologiestudiums in Tübingen und Münster nicht nur für die Pflichtstudien interessiert. Zwei Jahre betreute die gebürtige Aachenerin eine kurdische Schülerin im schulbegleitenden Unterricht und führte an ihrem alten Gymnasium Tage der Orientierung für Neuntklässler durch.
Im Studienprogramm "Medien und öffentliche Kommunikation" an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt nahm sie an einer Reportagewerkstatt teil und absolvierte eine Fortbildung zum Thema "Religion dramatisieren". Die Diplom-Theologin hat ein ausgeprägtes Interesse an der Medienarbeit. Seit letztem Jahr gehört sie zum Theologenkurs des Münchner Institutes zur Förderung des publizistischen Nachwuchses, und Anfang dieses Jahres sprach sie im Deutschlandfunk eine Woche lang die Morgenandachten. Ein langweiliger und introvertierter Mensch ist Katharina Maria Bremen nicht. Kein Wunder also, dass die Entscheidung für die Gemeindeseelsorge in einem kommunikativen Prozess während der letzten beiden Studienjahre fiel. Bei der Vorbereitung ihrer Diplomarbeit beschäftigte sie sich intensiv mit der Frage, wie Menschen aus dem Evangelium heraus leben können und welche Gestalt die Kirche haben sollte, um die christliche Botschaft glaubhaft zu verkünden. "Dieses Nachforschen", erzählt Frau Bremen, "geschah immer in Auseinandersetzung mit Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher kultureller und religiöser Traditionen, in Auseinandersetzung mit Nichtglaubenden und in Auseinandersetzung mit verschiedenen theologischen Richtungen. Das hat mich auf den Weg in die Praxis geführt: Den Glauben leben wollen. Kirche vor Ort" Seit Mai 2006 arbeitet sie im Bistum Erfurt - erst als Praktikantin in Pößneck und Ranis, dann in der Praxis-Ausbildung mit Praktika in Ilmenau und Erfurt und schließlich als Gemeindeassistentin in Meiningen. Unterstützung auf ihrem Lebens- und Glaubensweg fand sie bei den Eltern und Schwestern. "Sie haben mich mit Ermutigung, Nachfragen und Besuchen in Thüringen immer begleitet." Aufmerksam sein für den Anderen und miteinander im Glauben wachsen - das ist Katharina Bremen im Privat- wie im Berufsleben wichtig. Beruflich kann sie es künftig in St. Josef in Mühlhausen verwirklichen.
Der Heiligenstädter Stephan Hebenstreit (48) hatte bereits zwei Berufsausbildungen als Funkmechaniker und Hauswirtschaftsfachverkäufer hinter sich und arbeitete zuletzt als stellvertretender Leiter eines Kaufhauses, als er sich entschloss, noch einmal beruflich zu wechseln. Immerhin lebte er damals nicht allein, sondern war verheiratet und hatte zwei Söhne im Jugendalter.
Doch seine Frau Beate und die Jungen Daniel und Stephan zogen und ziehen mit. "Meine Familie trägt meine Entscheidung mit aller Kraft und unterstützt mich in meiner Arbeit", sagt Hebenstreit dankbar. Besonders die Gespräche mit dem Heiligenstädter Propst Heinz Josef Durstewitz ließen in ihm den Gedanken und die Entscheidung reifen, Gemeindereferent zu werden. Das Gemeindeleben gehört für Stephan Hebenstreit selbstverständlich zum Christsein dazu. In Heiligenstadt engagierte er sich als Lektor, Kommunionhelfer und Vorsitzender des Kirchenchores. So hofft er auch für die neue Tätigkeit, "dass ich meine Fähigkeiten zum Wohl der Gemeinden einsetzen und entfalten kann". Dafür hat er einiges auf sich genommen, denn zwei Jahre lang liefen die Arbeit im Kaufhaus und die Ausbildung an der Fachakademie für Gemeindepastoral in Magdeburg parallel. Dann folgten von 2003 bis 2007 Praktika in St. Maria Magdalena in Leinefelde und in St. Josef in Mühlhausen. Seit 2007 arbeitet er als Gemeindeassistent in Weißenborn/Lüderode sowie in Ecklingerode. Es passt in die Vita dieses Mannes mit seiner Lebenserfahrung, dass er an mehreren Orten gleichzeitig wirkt. Nach der Sendung als Gemeindereferent wird er außerdem noch mit der Hälfte seiner Arbeitszeit der Propsteigemeinde St. Marien in Heiligenstadt zur Verfügung stehen. Was Stephan Hebenstreit an diesem Beruf, den er als "interessant und abwechslungsreich" bezeichnet, reizt, ist das Generationen übergreifende Arbeiten. So wolle er den Menschen dienen und sie mit Gott in Berührung bringen. Er freut sich darauf.
Schwester Lucia Maria Schiefner (35) stammt aus Sachsen, genauer gesagt aus Chemnitz, das zu ihrer Geburt 1974 noch Karl-Marx-Stadt hieß. Dann kam 15 Jahre später die friedliche Revolution in der DDR. Nicht nur die Stadt, auch die heutige Ordensschwester Lucia Maria hat eine bewegte Geschichte hinter sich.
Nach Abschluss der Polytechnischen Oberschule trat die junge Frau eine dreieinhalbjährige Ausbildung zur Industrieelektronikerin an, fand aber nach dem erfolgreichen Abschluss während der Wendejahre keine Stelle. Das Nichtstun war nicht ihr Ding. Sr. Lucia Maria engagierte sich damals ehrenamtlich im Don-Bosco-Haus in Chemnitz und konnte wenigstens dort ihre handwerklichen Fertigkeiten beim Umbau des Hauses einsetzten. Auch bei ihr bahnte sich so etwas wie ein Umbau an: "Meine Mitarbeit als Handwerkerin, die Zeit und das Wohlwollen, die ich den Kindern und Jugendlichen in diesem sozialen Brennpunkt schenken konnte, die Erfahrung einer "bunten" und lebendigen Glaubensgemeinschaft gaben meinem Leben eine neue Richtung. Ich begegnete hier Christen, bei denen Glaube und Alltag, Gebet und Realität zusammenkamen. Gott wurde auch für mich zu einer Wirklichkeit, mit der ich im Alltag rechnen konnte, sogar musste", erzählt die Schwester rückblickend. Sich weiter für Kinder und Jugendliche einzusetzen, faszinierte sie und wies den Weg nach Heiligenstadt, wo sie bei den Schulschwestern zur Erzieherin umschulte. Und eine zweite Faszination begann zu wirken: das Ordensleben. "Was ich mir bis dahin nicht hätte vorstellen können, dass schien Gott ernsthaft mit mir vorzuhaben: Mein Leben ganz auf diesen Gott zu setzen, mit ihm zu leben, für die Menschen. Und das in der Gemeinschaft der Heiligenstädter Schulschwestern." Der Orden bekam ein neues Mitglied. Nach Erwerb der Fachhochschulreife wurde Sr. Lucia Maria zunächst gefragt, ob sie eher in Richtung Sozialarbeit oder Seelsorge ihren Weg fortsetzen wolle. Doch als in der Pfarrei Bickenriede eine Mitschwester versetzt wurde, bat die Oberin Sr. Lucia Maria, dort in der Seelsorge mitzuarbeiten. Berufsbegleitend ließ sich die Schwester an der Domschule Würzburg zur Gemeindereferentin ausbilden. Heute ist sie in der Jugendseelsorge im Marcel-Callo-Hauses tätig, wo sie auch nach der Sendungsfeier arbeiten wird. "In diesem Aufgabenfeld zu stehen, ist eine Konsequenz meines bisherigen Lebensweges. Ich kann nicht anders, als die Botschaft weiterzusagen, die mein Leben erfüllt."
Ein Berufsabschluss als Mechaniker, Abitur an der Abendschule, ein Studium der Ur- und Frühgeschichte, eine Arbeitsstelle im Regionalmuseum auf Schloss Friedenstein, die Mitarbeit in einem Fotogeschäft und die Ausbildung zum Gemeindereferenten - aus diesem Stoff könnte man Romane schreiben. Oder eine Biografie: die von Gerhard Thon aus Kreuzebra.
Der 47-Jährige weiß gewiss so manche spannende Geschichte zu erzählen. Aber wenn man ihn nach seinem Leben fragt, beantwortet er keine Frage so ausführlich wie die nach dem Beruf des Gemeindereferenten. Man merkt, was ihm wichtig ist. "Seelsorger müssen mit beiden Beinen in der Welt stehen und mit dem Herzen bei Gott sein. Dieser Spagat ist schwierig, aber nicht unmöglich, was mir Priester und Ordensleute in meiner unmittelbaren Umgebung eindrucksvoll beweisen", davon zeigt sich Gerhard Thon überzeugt. Auch er will diesen Spagat wagen, nachdem er seit 1998 zunehmend den Wunsch verspürte, in der Seelsorge zu arbeiten. 2002 begann er in Magdeburg seine Ausbildung zum Gemeindereferenten mit Praktika in Breitenbach, Hundeshagen und Niederorschel. Seit 2007 arbeitet er als Gemeindeassistent in Heyerode und Struth. Ihm liegt an persönlichen Kontakten, von Mensch zu Mensch, auch daran, die Menschen untereinander zu vernetzen, um Glaubensgemeinschaft zu schaffen. Und Seelsorge müsse die Sorgen und Nöte der Menschen kennen. Thon möchte "Menschen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg begleiten und sie zu einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus führen". Dabei hat er die Jungen wie die Alten im Blick. Als Vater zweier Söhne von 19 und 16 Jahren weiß er nur zu gut, dass man Kinder und Jugendliche - auch als Mitverantwortliche in der Gemeinde - ernstnehmen muss, damit der Funke überspringt und sie erkennen, "welche Freude und welche Mut machenden Kräfte aus einem Leben mit Gott erwachsen." Seiner Frau und seinen Kindern ist er dankbar für die Unterstützung und Begleitung auf seinem Weg, der ihn nach Heyerode und Struth geführt hat, wo er auch als Gemeindereferent weiterarbeiten wird.
Stichwort: Gemeindereferentin, Gemeindereferent
Der Beruf der Gemeindereferentin und des Gemeindereferenten bietet Laien (katholische Christen, die weder Priester noch Diakon sind) eine Möglichkeit, in der katholischen Kirche das Gemeindeleben hauptamtlich mitzugestalten. Sie kümmern sich gemeinsam mit dem Pfarrer um die Belange der Pfarrgemeinde. Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten regen zur Mitarbeit in der Gemeinde an und stehen als Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner zu Verfügung. Arbeitsfelder sind die Kinder- und Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und Altenpastoral, Religionsunterricht und Gottesdienstvorbereitung. Die Ausbildung für das Bistum Erfurt umfasst in der Regel ein dreijähriges Vollstudium und ein berufspraktisches Jahr in einer Pfarrgemeinde. Daran schließen sich zwei Jahre als Gemeindeassistent(in) an. Diplomtheologinnen und Diplomtheologen steht der Beruf ebenfalls offen.
Weitere Informationen im Internet: bistum-erfurt.de/gemref