Ob Jesus wohl ein Biker ist?

Predigt zum Ökumenischen Bikergottesdienst mit Motorradkorso


Predigt zum Ökumenischen Bikergottesdienst mit Motorradkorso zum Hülfensberg

Ü;ber 100 Biker nahmen am 16. August am Ökumenischen Bikergottesdienst mit Korso vom Kloster Volkenroda zum Hülfensberg (Eichsfeld) teil. Wir dokumentieren die Predigt von Hubertus Iffland, katholischer Pfarrer in Schlotheim und begeisterter Motorradfahrer:


Dass es so etwas gibt wie einen Bikergottesdienst - das ist doch schon allein erstaunlich. Was verbindet man denn mit Bikern? Klischeehaft: wilde Motorradrocker oder harte Kerle, Abenteurer der Neuzeit und Freizeit, Sportlichkeit oder Männlichkeit. Schaut man hinter diese Klischees, wird es nüchterner.


Da sind biedere, meist brave Menschen, Menschen wie du und ich. Freilich, der eine ist sportlich, der andere ein Abenteurer. Wir sind eine bunte Truppe, und was uns verbindet, ist die Liebe zum Motorrad. Und so verschieden unsere Bikes sind, so verschieden sind auch wir.


Was ist das für eine Liebe zu unseren Motorrädern, oder besser: zum Motorradfahren (denn das ist es doch, was uns in den Bann zieht). Und was hat diese Liebe mit Gott zu tun? Diese Frage beschäftigt mich.


Wer einmal im Internet bei Googel "Bikergottesdienst" eingegeben hat, der wird sicher erstaunt sein, wie viele Bikergottesdienste dort aufgelistet werden.


Hat der Bikergottesdienst vielleicht etwas mit den Unfalltoden zu tun? Natürlich auch, aber ich glaube, das wäre zu kurz gegriffen. Wir sind uns alle bewusst, dass Motorradfahren gefährlich ist. Und jeder von uns ist bemüht, vorausschauend zu fahren und in gewisser Weise dem Klischee des Verkehrsraudis, des Motorradrockers entgegen zu wirken.


Wenn ich auf mein Motorrad steige (das ist ja auch immer eine Prozedur: Rüstung anziehen, packen, nichts vergessen usw.) und dann endlich losfahre, wenn ich endlich auf der Straße fahre, und der Wind und der Sommer mich umgeben, da fällt alles ab von mir, da bin ich endlich frei, da lass ich den Kram und alles Ungemach hinter mir.


Sorgen und Lasten fallen ab. Endlich kann ich durchatmen. Und ich beginne neu und frei zu denken. Ganz frei werden und dann endlich frei sein. Ich kann mich auf dem Motorrad unwahrscheinlich erholen. Das ist Balsam für die Seele.


Und jetzt kommt es: Ich glaube, auf diese Art und Weise, Gott näher zu sein, als es mir mit viel Aufwand und Mühe bei der Meditation gelingt.


Dadurch, dass ich frei werde, werde ich auch irgendwie still - ruhig in mir selbst - und komme so ihm, meinem Gott, sehr viel näher.


Das ist nun meine Erfahrung.


Und ich kann nicht erwarten, dass diese meine Erfahrung nun jeder von euch so oder so ähnlich auch schon gemacht hat.


Aber: Dass es so viele sind, die zum großen MoGo (Motorradgottesdienst) nach Hamburg fahren, und dass da der niederrheinische Wallfahrtort Kevelar zur Motorradwallfahrt mehr und mehr aus den Nähten geht, das sind doch erstaunliche Phänomene, über die ich mich wundere und meine, dass meine Erfahrung mit dem lieben Gott auf dem Motorrad keine seltsame Ausnahme ist.


Und die Frage liegt nahe, ob nicht Jesus selbst ein Biker ist.



Pressemitteilung zum Bikergottesdienst