Erfurt (BiP/bk). Die Ökumene zwischen den christlichen Kirchen macht Fortschritte. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Papst Franziskus am 31. Oktober 2016 in Schweden zusammen mit Vertretern des Lutherischen Weltbunds an der Gedenkfeier für die Reformation teilnehmen wird. Eine der nach der Einigung in Grundfragen der Rechtfertigungslehre strittigen Fragen zwischen den christlichen Kirchen ist das unterschiedliche Kirchenverständnis. Damit setzt sich eine internationale Konsultation aus Theologinnen und Theologen auseinander, die vom 28. bis zum 29. Januar 2016 im Bildungshaus St. Ursula in Erfurt stattfinden wird.
Die Konsultation wird geleitet von dem katholischen Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, und von Bischof Christian Chad, Bischof der Evangelischen Kirche der Pfalz, ebenfalls Speyer. Die Theologie ist durch die erfahrenen Ökumeniker Prof. Dr. Myriam Wijlens und Prof. Dr. Josef Freitag vertreten. Beide arbeiten in der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt. Die Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens sieht im Papstbesuch in Schweden einen Schub für die Ökumene: "Die Früchte von 50 Jahren Dialog zwischen der Reformation und der katholischen Kirche werden durch die Teilnahme des Papstes in Lund greifbar. Das wäre vor 50 Jahren undenkbar gewesen. Der Besuch ermutigt und ruft dazu auf, sich unbedingt weiter zu engagieren."
2012 haben der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen in Rom und die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) eine Diskussion über das Kirchenverständnis und die Einheitsvorstellungen in der Ökumene angestoßen. Seit 2013 treffen sich regelmäßig jeweils sieben Delegierte der GEKE und sieben Delegierten des päpstlichen Einheitsrates aus sieben europäischen Ländern. Beide Delegationen werden von einem Bischof geleitet. Die GEKE ist eine Gemeinschaft von Kirchen und fragt, ob und wie sie als Kirche verstanden werden kann. In der Konsultation zwischen Katholiken und der GEKE wird deshalb über die Frage nach Einheit und Kirchenverständnis nachgedacht. Der Gesprächsprozess ist überschrieben: "Die Kirche Jesu Christi. Konsultation zwischen der GEKE und der römisch-katholischen Kirche zu Fragen der Ekklesiologie."
Für den Dogmatiker Josef Freitag ist wichtig, dass man in diesem Jahr Erfurt als Sitzungsort gewählt hat: "Nachdem wir in Wien, Ludwigshafen, Cambridge und Hermannstadt getagt haben, freuen wir uns sehr, dass die Sitzung in diesem Jahr in Erfurt, das für die Reformation so wichtig ist, stattfindet. Es besteht ein Reiz darin. gerade hier zusammen zu reflektieren." Freitag verwies auch auf das vielfältige ökumenische Engagement der Erfurter Theologischen Fakultät. Viele der Professorinnen und Professoren engagieren sich der Ökumene in Forschung und Lehre und arbeiten in entsprechenden Gremien mit.
28.01.2016