Mit offenem Herzen immer ganz Ohr

TelefonSeelsorge Erfurt hatte Bischof Dr. Ulrich Neymeyr zu Gast

Stellenleiterin Uta Milosevic, Bischof Ulrich Neymeyr, Vorstandsvorsitzende Pfarrerin Tabea Schwarzkopf (v.l.); Bild: Matthias Burkert

Erfurt. Die Mitarbeitenden des Ökumenischen TelefonSeelsorge Erfurt e.V. und die Vorstandsmitglieder erwarteten am  Dienstag (28.08.18) mit Spannung den ersten Besuch des katholischen Bischofs des Bistums Erfurt Dr. Ulrich Neymeyr in der Geschäftsstelle in Erfurt. Bei einem Rundgang durch die Räume konnte er sich vor Ort ein Bild machen über die Ausstattung der Diensträume, wie auch über die inhaltliche Arbeit der Geschäftsstelle.

An diesem Nachmittag waren auch zwei langjährige Mitarbeiter zugegen, die sehr eindrücklich ihren ehrenamtlichen Dienst für die Menschen in Thüringen schilderten.

Der Bischof zeigte sich besonders beeindruckt vom großen Engagement der 50 ehrenamtlichen Mitarbeiter, die im 24 Stunden Dienst an sieben Tagen in der Woche Zeit für alle Anrufer in Krisen haben. Es gab einen Austausch zu den Themen und Problemfeldern, die am Telefon auftauchen. Diese sind so vielfältig wie das Leben selbst: Probleme in der Partnerschaft, Mobbing in der Schule, Arbeitsplatzverlust, Sucht, Krankheit oder Sinnkrisen. Jeder Mensch, und wenn er auch nur Fragen an sich und das Leben hat, kann und darf die TelefonSeelsorge nutzen.

Es ist zu beobachten, dass in den letzten Jahren besonders die Vereinsamung und das damit einhergehende Auftreten von psychischen Problemen als Inhalte der Telefonate zunehmen. Es scheint oft so, dass hier die ehrenamtlichen Mitarbeiter der TelefonSeelsorge oft die einzigen Ansprechpartner sind, die noch ein offenes Ohr für die Geschichten und Anliegen dieser Menschen haben.
 
Seit 1992 gibt es die TelefonSeelsorge in Erfurt. Sie wird zum größten Teil finanziert von den beiden großen christlichen Kirchen. Gegründet von einzelnen engagierten Christen, ist die TelefonSeelsorge seit langem eine feste Größe in der Ehrenamtslandschaft mit mehr als 400 Ehrenamtlichen in den vergangenen Jahren. Die Mitarbeiter müssen nicht zwangsläufig konfessionell gebunden sein, sollten aber das Menschenbild des christlichen Glaubens nach außen vertreten können. Das heißt vor allem auch bereit zu sein, mit Menschen in innerer Zerrissenheit ihre Not auszuhalten und auf Wunsch auch mit ihnen zu beten. Die Mitarbeiter fangen damit viel an Ängsten und Sorgen auf, die Menschen in unserer heutigen Zeit bewegen.

Weiteres Thema war auch die Zukunft der TelefonSeelsorge im Zeitalter der Digitalität. Der Ausbau der Mail- und Chatberatung steht dabei an erster Stelle. Schon heute gibt es einen Link auf der Homepage der TelefonSeelsorge Erfurt (www.telefonseelsorge-erfurt.de) zu diesen beiden Angeboten. Vor allem junge Menschen nutzen die Anonymität des Internets, um in Kontakt mit einem ehrenamtlichen Mitarbeiter zu treten.

Bevor die Mitarbeiter den Dienst am Telefon bzw. in der Onlineberatung antreten, erhalten sie bei der TelefonSeelsorge eine 120 stündige Ausbildung, die sich neben den Grundlagen der Gesprächsführung und der Kommunikation auch ganz explizit mit Seelsorge, Glaube und Spiritualität beschäftigt.

Die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter und der gesamte Vorstand der TelefonSeelsorge Erfurt danken Bischof Neymeyr für die Zeit, die er sich für das Gespräch genommen hat, für sein offenes Ohr und sein interessiertes Nachfragen. Es wäre schön, wenn auch in Zukunft dieser verborgene Dienst gesehen und anerkannt wird, nicht nur von den Verantwortlichen in den Kirchen, sondern auch von Politik und Gesellschaft.

Die TelefonSeelsorge ist bundesweit erreichbar unter den kostenlosen Nummern
0800/ 111 0 111 und 0800/ 1110222

Uta Milosevic