Aachen. MISEREOR verstärkt seine Hilfe für syrische Flüchtlinge. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stellt das Aachener Hilfswerk Partnerorganisationen in Syrien, Libanon und Jordanien für diesen Zweck weitere 735.000 Euro zur Verfügung. Das Geld soll es Menschen, die von Krieg, Vertreibung und Flucht betroffenen sind, ermöglichen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und Zugang zu sozialen Grunddiensten, insbesondere im Bereich Bildung und Gesundheit, zu erhalten.
Nach neuesten Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) befinden sich neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Syriens und damit 40 Prozent der Gesamtbevölkerung auf der Flucht. "In Städten wie Aleppo und Homs, die weitgehend zerstört sind, hat oft nur noch ein geringer Teil der Bevölkerung Arbeit und Einkommen", berichtet MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon, der vor wenigen Wochen das Krisengebiet besucht hat. "In umkämpften Gebieten herrscht Hunger, es mangelt an Medikamenten. Oft sind Kinder als die billigsten Arbeitskräfte diejenigen, die ihre Familien über Wasser halten müssen." Viele Schulen seien nicht mehr in Betrieb, hunderttausende Kinder und Jugendliche damit ohne Unterricht, so der MISEREOR-Geschäftsführer. Die Nachbarstaaten Syriens seien durch die vielen Flüchtlinge zunehmend überfordert. Die Infrastruktur sei völlig überlastet (Unterkünfte, Wasserversorgung), es fehle an ausreichenden und bezahlbaren Gesundheitseinrichtungen und Schulplätzen für die vielen Flüchtlingskinder.
Auf diese komplexe Problemlage reagieren die Partnerorganisationen von MISEREOR mit einem Bündel von Maßnahmen. So wird es mit Unterstützung des katholischen Hilfswerks zum Beispiel möglich, syrische Flüchtlingsfamilien umfassend sozial zu betreuen, Hausbesuche zu machen, Menschen zu Ärzten zu begleiten, die Teilnahme an Schulunterricht sowie berufliche Kurzkurse für Jugendliche (Nähen, Computer, Englisch /Friseurhandwerk/Kosmetik) anzubieten. Auch wird mit dem von MISEREOR bereitgestellten Geld die psychologische Behandlung von Flüchtlingskindern unterstützt, die unter Traumata, Sprach- und Verhaltensstörungen leiden. Zudem werden Begegnungs- und Erholungsfreizeiten für besonders belastete Flüchtlingsfamilien organisiert. Ein Krankenhaus in der libanesischen Bekaa-Ebene wird mit dringend notwendigen Betten, Geräten und Instrumenten ausgerüstet, um unter anderem Gelbsucht bei Neugeborenen wirkungsvoll behandeln zu können. Umfassende Unterstützung gibt es auch für die Schul- und Ausbildungsangebote von MISEREOR-Partnern in der jordanischen Hauptstadt Amman sowie in der syrischen Krisenregion Aleppo. "Um Konflikten vorzubeugen, legen sämtliche Projektträger großen Wert darauf, dass nicht nur isoliert die Gruppe der Flüchtlinge unterstützt wird, sondern auch die durch den Zuzug der Syrer stark belastete arme Bevölkerung des jeweiligen Aufnahmelandes von der Hilfe profitiert", betont Bröckelmann-Simon.
Ausdrücklich begrüßte der MISEREOR-Geschäftsführer die Äußerungen von Bundespräsident Joachim Gauck, der am Sonntag bei einem Besuch in der Türkei ein größeres Engagement Deutschlands für syrische Flüchtlinge gefordert hatte. Dies stehe im Einklang mit der Position MISEREORS. Schon vor Wochen hatte Bröckelmann-Simon die Auffassung vertreten, dass es für Deutschland kein Problem sei, 100.000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sei unser Land schließlich auch in der Lage gewesen, 320.000 Menschen aus Bosnien-Herzegowina Schutz und Zuflucht zu gewähren.
Pressemitteilung des katholischen Hilfswerkes in Deutschland, MISEREOR. Den Inhalt verantwortet der Absender.
29.4.2014