Erfurt. Werkstatt - Kirchenentwicklung - Kreative Liturgie. Schlagworte, die einem auf Anhieb nicht viel, wenn überhaupt etwas sagen.
Doch genau darum ging es vom 14. bis 17. Juni in Erfurt bei der sogenannten Summerschool, zu dem das Bistum Erfurt eingeladen hatte. 27 Personen, die nicht alle aus dem Bistum Erfurt, sondern auch aus den Bistümern Eichstätt und Dresden-Meißen kamen, waren der Einladung gefolgt.
Begleitet wurde dieses Wochenende von vier Vertretern (u.a. Dr. Estella Padilla) des philippinischen Pastoralinstituts „Bukal ng Tipan“, was ins Deutsche übersetzt „Quelle des Bundes“ heißt.
Um was ging/geht es denn nun eigentlich?
An diesem Wochenende ging es darum, in kleinen Gruppen „kreative Liturgien zu entwickeln“. Der Gebrauch von „Liturgie“ im Plural zeigt schon an: so vielfältig wie das Leben ist, so vielfältige Formen der Liturgie gibt es. Leben und Liturgie gehören zusammen, sind miteinander verwoben, bereichern sich gegenseitig. Ansonsten läuft eine Liturgie, oberflächlich betrachtet, Gefahr, zur Performance zu werden. Es gibt ja (leider) die Erfahrung, dass eine Liturgie einfach auch nur als „abgespult“ erlebt wird. Dann bleibt die Erfahrung der Liturgie als Ort, in dem der Teilnehmende selbst vorkommt und als Kraftquelle auf der Strecke. Bei der Entwicklung kreativer Liturgien geht es darum, Platz zu schaffen, in welchem die Mitfeiernden Gott erfahren können.
Wie sah das „kreative Liturgie entwickeln“ konkret aus?
In Workshops entwickelten die Teilnehmer zu verschiedenen Anlässen eigene Liturgien außerhalb der Eucharistiefeier. Liturgien, die auch deshalb unglaublich intensiv sind, weil sie das Herz und den Verstand ansprechen, den ganzen Menschen. Das gelingt, wenn in der Liturgie die Verbundenheit zum Leben der Welt, dem Leben der Nächsten, dem eigenen Leben ihren Ausdruck findet. Konkret bedeutet das, zuerst die Personengruppe, die den Gottesdienst feiern wird, in den Blick zu nehmen. Was bewegt sie, was haben sie gerade erlebt? Mit welchem Bibeltext, welchem Symbol könnte passend darauf eingegangen werden? Die Vorbereitung eines solchen Gottesdienstes ist aber keineswegs nur eine theoretische Planung. Die Gruppe, die so einen Gottesdienst vorbereitet, erschließt ihn sich sozusagen geistlich.
Was kann man sich darunter vorstellen?
In jeder Vorbereitung einer Liturgie gab es das sogenannte Bibel-Teilen. Das beinhaltet u.a. das gemeinsame Lesen eines Bibeltextes, das Verweilen beim Wort Gottes, das Sich – Mitteilen und das Beten. Das Bibel-Teilen selbst ist schon eine Liturgie, in der die Gegenwart Jesu im Wort und in der Gemeinschaft („wo zwei oder drei in meine Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen“) sehr ernst genommen wird. Das ist die Grundlage für das weitere Handeln.
Es gelingt aber nur, wenn das Vorbereitungsteam dieses Gott-erfahren selbst erlebt hat. Es ist also ein spiritueller Prozess.
Wo bzw. wann werden diese kreativen Liturgien gefeiert?
Ausgehend von der Überzeugung, dass Glaube und Alltag ja unbedingt etwas miteinander zu tun haben, haben kreative Liturgien genau dort, also im Alltag ihren Platz (wobei mit Alltag das jeweils konkrete Leben gemeint ist): das kann der Beginn einer Sitzung des Pfarreirates oder des Kirchortrates sein oder eine Andacht bei einem bestimmten Ereignis. Bei diesem Wochenende entstanden etwa Liturgien für geplante Kurse, die das Seelsorgeamt anbietet, für den Abschluss der Bistumswallfahrt u.a.m.
Ein sehr konkretes und beeindruckendes Erlebnis war aus aktuellem Anlass die Feier eines Geburtstagssegnungsgottesdienstes, der auf der Wiese vor dem Bildungshaus St. Ursula gefeiert wurde. Nicht nur die dabei genutzten Schirme drückten den Wunsch aus, von Gott behütet zu sein.
Angebot für Interessierte
Wer in seinem Kirchort oder in einzelnen Gruppen gern selbst einmal kreative Liturgien entwickeln möchte, kann sich zur Unterstützung an das Seelsorgeamt wenden. Das entsprechende Team des Seelsorgeamtes kommt gern, um vor Ort mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Kontakt: 0361 - 65 73 -310 oder seelsorgeamt@bistum-erfurt.de