„Konkretes Handeln am Nächsten und Wachsen im Geist“

Bundesweites Jahr der Ökumene 2021/2022 eröffnet

Bild: ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland); In: Pfarrbriefservice.de

Mit dem zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen ist heute (24. Januar 20201) in der Hamburger St. Petri-Kirche das Jahr der Ökumene 2021/2022 eröffnet worden. Zu dem Gottesdienst hatte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland gemeinsam mit der ACK in Hamburg eingeladen. Erzpriester Radu Constantin Miron, Vorsitzender der ACK in Deutschland, betonte in seiner Predigt, dass Glaube und Handeln für Christinnen und Christen untrennbar zusammengehören. Das Motto der Gebetswoche „Bleibt in meiner Liebe und ihr werdet reiche Frucht bringen“ aus dem Johannesevangelium drücke diesen Zusammenhang deutlich aus.
 
Erzpriester Miron sagte, dies bilde die Grundlage dafür, dass sich die ACK in Deutschland im Jahr der Ökumene zum einen bei der Feier des ökumenischen Tags der Schöpfung engagiere oder sich für die Unterstützung nachhaltiger Projekte des Umweltschutzes einsetze. Zum anderen diskutiere die ACK auch über die theologischen Fragen von Abendmahl und Amt oder sei präsent auf dem 3. Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt. „Frucht bringen heißt also beides für uns: das ganz konkrete Handeln an unseren Nächsten und das Wachsen im Heiligen Geiste, das diesem Handeln zugrunde liegt“, so der ACK-Vorsitzende.
 
Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher erinnerte in seinem schriftlichen Grußwort daran, dass in Hamburg Menschen aus 180 Staaten der Welt leben. „Die Vielfalt an Kulturen und Religionen, die sich gegenseitig respektieren, ist ein fester Bestandteil unserer weltoffenen und internationalen Metropole. Die ACK, das interreligiöse Forum und viele Gläubige setzen sich dafür ein, dass Möglichkeiten der Begegnung, des Austausches und der Zusammenarbeit geschaffen werden. So finden sich die Grundsätze der Ökumene in vielen Bereichen unserer Stadtgesellschaft wieder. Wie vieles andere hat die Corona-Pandemie auch die Planungen zum Jahr der Ökumene durcheinandergebracht. Doch auch mit Abstand kann man zusammenstehen und Gemeinschaft erleben.“
 
„Wenn die Vielfalt der Kirchen zu einem ökumenischen Gottesdienst zusammenkommt, dann lebt Ökumene“, so Pastor Uwe Onnen, Vorsitzender der ACK in Hamburg. „Und wenn diese ökumenische Gemeinschaft zusammenkommt, um für die Einheit der Christinnen und Christen zu beten, dann ist das Ausdruck von Vertrauen untereinander und Anerkennung des einen Glaubens an Jesus Christus. Ökumene ist daher konstruktive Versöhnungsarbeit und zeigt bis hinein in die Gesellschaft, es lohnt sich miteinander zu reden, aufeinander zu hören und miteinander Wege zu gehen.“
 
„Dieser Gottesdienst ist in jedem Jahr ein Gedenkpunkt auf dem langen Weg, den wir seit vielen Jahrzehnten gehen“, sagte Weihbischof Horst Eberlein (Erzbistum Hamburg). „Er ermutigt und stärkt uns, den guten Weg zur Einheit weiter zu gehen. Gerade jetzt, wo die Coronakrise den Blick auf vieles andere verstellt, hilft er uns, einander wieder in den Blick zu nehmen. Er steht dafür, dass nicht jeder für sich allein betet. Wir haben den Auftrag, gemeinsam zu gehen“, so Weihbischof Eberlein.
 
Bischöfin Kirsten Fehrs von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland sagte: „Ich freue mich, heute diesen ökumenischen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen zu feiern – und zwar genau hier in der St. Petri-Kirche (unter dem achtsamen Blick des heiligen Ansgar, Brückenbauer par excellence), mitten in der Stadt und in der Gesellschaft. Gerade in diesen Zeiten, in denen die Pandemie Polarisierungen fördert, setzen wir damit auch international ein starkes Zeichen der Verbundenheit. Die Verstreuten zusammenzubringen, die Streitenden zu versöhnen, die Ängstlichen zu trösten und für die Nächsten nah und fern zu beten: Das ist unser gemeinsamer Auftrag, über konfessionelle und religiöse Grenzen hinweg.“
 

Hintergrund

Die Texte für die Gebetswoche für die Einheit der Christen 2021 wurden von der monastischen Kommunität von Grandchamp (Schweiz) vorbereitet. Das Thema „Bleibt in meiner Liebe und ihr werdet reiche Frucht bringen“ basiert auf der Bibelstelle im Johannesevangelium 15,1-17 und geht zurück auf die Berufung der Gemeinschaft von Grandchamp zu Gebet, Versöhnung und Einheit in der Kirche und der Menschheitsfamilie.
 
In den 1930er Jahren wurde die Bedeutung des Schweigens für das Hören auf Gottes Wort von einigen reformierten Frauen aus der französischsprachigen Schweiz wiederentdeckt, die sich die „Frauen von Morges“ nannten. Heute gehören zur Gemeinschaft 50 Schwestern aus verschiedenen Generationen, kirchlichen Traditionen, Ländern und Kontinenten. In ihrer Vielfalt sind die Schwestern ein lebendiges Gleichnis der Gemeinschaft. Die ersten Schwestern erlebten den Schmerz der Spaltung zwischen den christlichen Kirchen. In diesem Kampf wurden sie durch ihre Freundschaft mit Pater Paul Couturier, einem Pionier der Gebetswoche für die Einheit der Christen, ermutigt. Daher stand das Gebet für die Einheit der Christen von Anfang an im Mittelpunkt des Lebens der Gemeinschaft.
 
Weltweit wird die Gebetswoche jedes Jahr entweder vom 18. bis 25. Januar oder in der Zeit von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten gefeiert. Ihre Ursprünge gehen bis in das 19. Jahrhundert zurück. Seit 1968 wird die Gebetswoche gemeinsam vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen und dem Ökumenischen Rat der Kirchen verantwortet.
 
In den Jahren 2021 und 2022 stehen mehrere große Ereignisse bevor, darunter regionale und deutschlandweite Projekte, die das ökumenische Zusammenleben in Deutschland in seiner Vielfalt stärken sollen. Die ACK hat deshalb das „Jahr der Ökumene 2021/2022“ ausgerufen, das mit dem heutigen Gottesdienst eröffnet wurde.

Predigt von Erzpriester Radu Constantin Miron

Weitere Informationen unter www.oekumene-ack.de, www.gebetswoche.de und www.nordkirche.de/jahr-der-oekumene.

Gottesdienst auf youtobe
Der Gottesdienst wurde auch in Gebärdensprache übersetzt.