Den Laien - also
den Nicht-Geweihten - der katholischen Kirche kommt in deren schwieriger
Situation eine größere Verantwortung zu als bisher. Es werden sich ihnen aber
auch neue Formen bieten, sich am Leben der Kirche und der Gesellschaft zu
beteiligen. Dies war der Tenor beim Festakt in der Aula der Erfurter
Edith-Stein-Schule, mit dem der Katholikenrat im Bistum Erfurt am Samstag,
3.November, sein 20-jähriges Bestehen feierte.
Der Tag begann um
8.30 mit einem Festgottesdienst in St. Ursula, den Weihbischof Dr. Reinhard
Hauke zelebrierte. Bei dem von Mechthild Baus (mdr figaro) moderierten Festakt
selbst kamen zunächst Mitglieder des Katholikenrats zu Wort. Sehr deutlich
wurde dabei, wie vor allem die Wendezeit das Entstehen einer eigenen
katholischen Stimme in der Politik verlangte, so dass über Zwischenschritte
(wie die Katholische Soziale Aktion KSA) 1992 der Rat eingerichtet wurde, der
seitdem ein wichtiges Bindeglied darstellt: Zwischen Kirche und Politik,
zwischen den Gemeinden und ihren Pfarrgemeinderäten und der Leitung des Bistums,
zwischen den Katholiken, die in vielfacher Weise in der Gesellschaft wirken,
etwa in Verbänden und Organisationen. Im Katholikenrat engagieren sich die
Mitglieder sowohl in kirchlichen Angelegenheiten, wie auch in ihren jeweiligen
beruflichen und familiären Lebenskreisen. Der Rat besteht derzeit aus 27
gewählten Vertretern aus Pfarrgemeinden, acht berufenen Persönlichkeiten aus
Politik, Wirtschaft, Wissenschaft; und insgesamt 15 gewählten Vertretern der
katholischen Verbände. Durch Delegierte ist er mit dem Zentralkomitee der deutschen
Katholiken verbunden.
Dessen Präsident,
Alois Glück, fand in seiner Festrede für die Bedeutung engagierter Katholiken
in der Gesellschaft die schöne Formel von "Kompass und Kompetenz":
Den Kompass mache die Orientierung an christlichen Werten aus, als deren Kern
er die Menschenwürde herausstrich. In der Gesellschaft sei aber auch die
Kompetenz von Laien gefragt, etwa in Feldern der Wirtschaft und der Ökologie.
Glück warnte in der seit 2010 verschärften Krise der katholischen Kirche vor "geistigem
Mauerbau", vor "hinhaltendem Widerstand, um ehrenvoll zu
kapitulieren."
In der
anschließenden Podiumsdiskussion zeichnete sein Amtsvorgänger Prof. Dr. Hans
Joachim Meyer ein Bild, das den katholischen Laien neue Rollen im kirchlichen
Leben abverlangt - und ihnen zuspricht. Andernfalls würden die wenigen Priester
regelrecht verschlissen. Alle Sprecher betonten, Angst sei in der schwierigen
Situation ein schlechter Ratgeber. Der frühere Bischof von Erfurt, Dr. Joachim
Wanke nannte die Freiheit von Angst gar ein "prophetisches Zeichen".
Für die Verbindung zwischen Kirche und Gesellschaft schrieb Wanke dem Katholikenrat
eine "seismographische Aufgabe" zu, also rechtzeitig die
Erschütterungen aufzuweisen, die durch Kirche und Gesellschaft gehen.
Der Festakt
endete mit einem herzlichen Dank des Katholikenrats durch den Vorsitzenden,
Alois Wolf, an Wanke, der als Bischof von Erfurt mit dem Rat seit dessen
Gründung in großem Vertrauen zusammengearbeitet hat.
Quelle:
Pressemitteilung des Katholikenrates im Bistum Erfurt. Den Inhalt verantwortet der Absender.