Bonn. Anlässlich der Aufdeckung von Fällen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen in der katholischen Kirche vor fünf Jahren erklärt der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Stephan Ackermann:
"Nach dem Schock der Erkenntnisse von 2010 und der Folgejahre, als das Bekanntwerden zahlreicher Fälle sexuellen Missbrauchs durch Priester, Ordensangehörige und Mitarbeiter der Kirche die Öffentlichkeit und uns erschütterten, hat die katholische Kirche einen intensiven Lern- und Entwicklungsprozess durchlaufen, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Bei diesem Prozess hat es viele positive Fortschritte gegeben, aber auch Rückschläge. Seit fünf Jahren legen wir das Hauptaugenmerk darauf, einschlägigen Hinweisen sorgfältig nachzugehen, Vorwürfe gewissenhaft zu prüfen und dazu die vorhandenen Regelwerke zu überarbeiten oder neue zu schaffen. Es ist unser Ziel, flächendeckend zu einer Kultur der Achtsamkeit durch Präventionsarbeit auf allen Ebenen zu gelangen.
Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich der Verantwortung für die Vorkommnisse gestellt. In aller Klarheit haben wir vor fünf Jahren die Verbrechen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen verurteilt und die Betroffenen dieser abscheulichen Taten um Vergebung gebeten. Seitdem arbeiten wir an einer ehrlichen Aufklärung und Aufarbeitung, frei von falscher Rücksichtnahme, auch wenn uns Vorfälle gemeldet werden, die schon lange zurückliegen. Die Betroffenen haben ein Recht darauf. Vier Schritte waren und sind für unser Handeln leitend: Wir wollen die Wahrheit aufdecken. Wir wollen unsere Verantwortung wahrnehmen. Wir wollen die Leitlinien zum Umgang mit Missbrauch weiter uneingeschränkt und aktiv umsetzen. Wir wollen die Prävention stärken. Ich bin der festen Ü;berzeugung, dass das Thema die Kirche in unserem Land, aber auch weltweit verändert hat.
Die wichtigsten Elemente unserer Arbeit sind unter www.dbk.de dokumentiert. Ausdrücklich möchte ich hervorheben, dass insbesondere durch unsere Präventionsbeauftragten, die mit großem Engagement und hoher Verbindlichkeit arbeiten, sich regelmäßig treffen und austauschen, ein wesentlicher Beitrag geleistet wird, um das, was geschehen ist, künftig zu verhindern. Ich bin dankbar, dass unsere Präventionsbeauftragten inzwischen auch zu Fachberatern in Fragen der institutionellen Prävention außerhalb des kirchlichen Raumes geworden sind.
Wir werden uns weiterhin für die Aufarbeitung und für die Aufklärung einsetzen. Dazu dient das im vergangenen Jahr angestoßene interdisziplinäre Forschungsprojekt, das bis 2017 dauern wird. Darüber hinaus hat der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz mich ausdrücklich beauftragt, weitere Ü;berlegungen für ein zukunftsgerichtetes Eintreten der Kirche für den Schutz und die Rechte von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland anzustellen. Daran arbeiten wir. In diesem Zusammenhang unterstützen wir auch politische Ü;berlegungen zur Einrichtung einer nationalen unabhängigen Aufarbeitungskommission, die sich der gesamtgesellschaftlichen Problematik widmet."
Hinweise:
Die zentralen Maßnahmen der deutschen katholischen Kirche im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch an Minderjährigen im kirchlichen Bereich seit Januar 2010 finden Sie als pdf-Datei im Anhang und unter www.dbk.de.
Im Dossier "Zum Thema: Sexueller Missbrauch" sind alle Informationen zusammengefasst, u.a. finden Sie die aktuellen Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz, die Rahmenordnung zur Prävention gegen sexualisierte Gewalt, Listen von Personen, an die man sich bei Verdachtsfällen von sexuellem Missbrauch wenden kann (Beauftragte der Diözesen, Beauftragte der Ordensgemeinschaften, Beauftragter der Bundesregierung).
Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz. Den Inhalt verantwortet der Absender.
22.1.2015