Die Elisabeth-Figur aus der
Erfurter Allerheiligenkirche
Domküster Matthias Schmitt erlebte bei der Restaurierung der Figur für den Elisabethweg eine Ü;berraschung...
Erfurt (BiP). Küster Matthias Schmitt konnte seinen Schrecken gerade noch verbergen, als der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke mit einer Elisabeth-Figur in der Domsakristei auftauchte und die Statue stolz als Figur für den Elisabethweg präsentierte. "Leute, was habt ihr euch denn da ausgesucht?", stöhnte er innerlich.
Was der Weihbischof dem Küster in die Arme drückte, war eine 75 cm hohe Holzfigur, unansehlich durch eine starke Schmutz- und Rußschicht. Als gelernter Restaurator sah Schmitt mit Kennerblick, dass auch eine gründliche Reinigung und Ü;berarbeitung aus der Figur keine Schönheit schaffen würde. "Von Anatomie hatte der Holzschnitzer jedenfalls keine große Ahnung", meint Schmitt über den Künstler, der die Figur um 1700 anfertigte. Die Stellung von Stand- und Spielbein ist anatomisch nicht möglich, das Gesicht passt nicht zum Körper und wirkt obendrein durch den kleinen Mund und die ausgeprägten Kieferknochen derbe. "Das wird nicht jedermanns Liebling", dachte der Küster.
Damals im Juli erhielt er den Auftrag, die Elisabeth-Figur zum Gedenkjahr anlässlich des 800. Geburtstages der heiligen Elisabeth von Thüringen zu restaurieren. Das Bistum Erfurt feiert seine Patronin ab dem 18. November. An diesem Tag beginnt auch der Elisabethweg, der die Figur aus der Erfurter Allerheiligenkirche in einem Trageschrein durch alle Kirchengemeinden führt. Der "Besuch" ihrer Bistumspatronin soll die Katholiken ermuntern, sich mit der Person der heiligen Elisabeth und ihrer heutigen Bedeutung auseinander zu setzen.
Doch zunächst musste das Kleinod aus der Erfurter Allerheiligenkirche restauriert werden. Schmitt schaffte die Figur in sein Haus und begann, mit einer Art Radiergummi und einem Lösungsmittel den Schmutz vorsichtig zu entfernen. Das dauerte allein 20 Stunden und endete, wie befürchtet: Die Figur war sauber, aber nicht wirklich schön. Außerdem gab es viele kleine Risse und Fehlstellen in der Ü;bermalung.
Im Verlauf der Reinigungsarbeiten muss er jedoch eine "versöhnlichere Haltung zur Figur" gefunden haben, sagt Matthias Schmitt im Rückblick. Denn nun versuchte er, "seiner" Elisabeth durch kleine Korrekturen eine "etwas freundlichere Anmutung zu verleihen". Den zu schmalen Mund zog der Restaurator bei der Aufarbeitung der Farben ein wenig in die Breite. Rouge auf den Wangen belebt das Gesicht, und indem er die Augäpfel ein wenig vergrößerte, nahm Schmitt der Figur den stechenden Blick.
Nach vielen Stunden Arbeit steht man jetzt vor einer einfach gekleideten, eher bäuerlich denn königlich wirkenden Frau von herbem Aussehen. Dem restaurierenden Küster gefällt das mittlerweile. "Sicherlich war Elisabeth Königstochter und Landesfürstin", sagt er. Aber der mittelalterlichen Lebensbeschreibung des Dieter von Apolda könne man entnehmen, dass Elisabeth bei ihrer Fürsorge für die Armen geradezu auf den Knien rutschte und sich auch nicht für Drecksarbeiten zu schade war. "Dieser Elisabeth nimmt man das ab", meint Schmitt und zeigt auf die restaurierte Figur.
Deren Bedeutung will er nicht überschätzt wissen: "Es ist und bleibt eine Holzfigur, die nicht heilig ist und der auch keine Wirkmächte zukommen", unterstreicht er. Aber sie könne so etwas wie ein Geländer sein, das einen Weg zu Elisabeth und ihrer innigen Christusbeziehung sichert. "Da gibt es bestimmt einiges zu entdecken", meint Matthias Schmitt und zeigt sich jetzt doch froh, dass die Figur nicht perfekt und schön ist. "Elisabeth, mag sie vielleicht auch hübsch gewesen sein, war gewiss nicht niedlich, sondern ein Mensch mit Ecken und Kanten." Das könne man sicher leichter an der Statue aus der Allerheiligenkirche erkennen als an vielen anderen Darstellungen, zeigt sich der Küster und Restaurator zufrieden.
Peter Weidemann
Route und Termine des Elisabethweges
Unterwegs mit Elisabeth. Am 18.11.beginnt der Elisabethweg