Kein Zufall

Kindermissionswerk "Die Sternsinger" ist seit zehn Jahren in den neuen Bundesländern präsent


Die Berliner "Repräsentantin" des Kindermissionswerkes: Daniela Dicker
Kindermissionswerk "Die Sternsinger" seit zehn Jahren in neuen Bundesländern präsent

Pressemitteilung des Kindermissionswerkes "Die Sternsinger":*


Berlin/Aachen. Mit dem Ziel, die Kontakte zu den damals noch recht neuen Bundesländer zu verstärken, eröffnete das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" am 1. September 1997 in Berlin eine Regionalstelle.


Die Wege von Aachen, seit der Gründung 1846 Sitz des Kinderhilfswerks der katholischen Kirche in Deutschland, in den Osten waren auf Dauer doch etwas weit geworden. Die Verantwortung für die Filiale übernahm die Religionslehrerin Daniela Dicker (45), die zunächst von Tempelhof aus agierte. Seit gut fünf Jahren ist die Regionalstelle in sehr freundlichen Büroräumen der Caritas direkt neben der katholischen Salvatorgemeinde in Berlin-Lichtenrade beheimatet. Im Interview blickt Daniela Dicker auf zehn ereignisreiche Jahre zurück.


Seit zehn Jahren ist das Kindermissionswerk mit einer Regionalstelle im Osten der Republik vertreten. Das ist doch sicher ein Grund zum Feiern, oder?


Ein Grund zur Freude ganz sicher, denn es sind zehn Jahre voller neuer Begegnungen, Erfahrungen und positiver Entwicklungen. Besonders freut mich, dass im Laufe der vergangenen zehn Jahre immer mehr Menschen mit dem Kindermissionswerk mehr als nur "Die Sternsinger" assoziieren. Immer öfter kommen auch Anfragen zu Projektunterstützungen oder anderen Formen der Hilfe - und zwar das ganze Jahr hindurch.


Welches sind die Kernaufgaben der Regionalstelle?


Die Kernaufgaben haben sich seit Gründung der Regionalstelle doch erheblich gewandelt. Ursprünglich war sie als "Brückenkopf" in die damals noch recht neuen Bundesländer im Osten gedacht. Dorthin sollte die Botschaft des Kindermissionswerks "Die Sternsinger" transportiert werden. Heute ist das schon lange keine Einbahnstraße mehr. Anregungen und Initiativen aus den östlichen Diözesen Deutschlands finden ebenso wie die dort doch sehr speziellen innerkirchlichen Bedingungen Eingang in die Arbeit des Kindermissionswerks ganz im Westen der Republik. So freut es mich natürlich ganz besonders, wenn während der Religiösen Kinderwochen (RKW) oder in den Herrgottsstunden (Anm.: kirchliches Angebot als Ersatz für nicht stattfindenden schulischen Religionsunterricht) mit unseren Materialien gearbeitet wird. Das ist erst möglich, seit wir unsere Bildungsmaterialien eher Gruppenstunden-orientiert erstellen - und eben nicht ausschließlich an schulischem Religionsunterricht ausgerichtet.


Wo genau sind Sie denn aktiv?


Eine echte persönliche Präsenz in den sechs zugeordneten Diözesen Hamburg, Berlin, Dresden, Magdeburg, Erfurt und Görlitz ist natürlich als "Ein-Frau-Betrieb" nicht möglich. Soweit es aber geht, bin ich für haupt- und ehrenamtliche Multiplikatoren aus diesen Bistümern ansprechbar, nehme Trends und Entwicklungen wahr und versuche, unterstützend tätig zu sein.


Was sind das für Trends und Entwicklungen, die Sie wahrnehmen?


Alle Probleme, die auch gesamtgesellschaftlich zu erkennen sind, schlagen sich natürlich auch auf die Arbeit in und mit Kirche nieder. So ist - zwar mit Verzögerung - auch in den östlichen Diözesen ein Rückgang derer wahrzunehmen, die die immer größer werdenden Aufgaben neben dem Beruf tatsächlich schultern können. Das gemeinsame Wirken für die Eine Welt droht zunehmend zurückzustehen hinter den Fragen, wer das Gemeindebüro besetzt, ob die Kirche vielleicht von Ehrenamtlichen geputzt werden könnte, wer überhaupt noch Jugendgruppenarbeit anbieten möchte und ob in der PISA-gesteuerten Stundentafel noch Zeit für diese Art von Engagement ist.


Mit wem arbeiten Sie zusammen, wer sind Ihre Partner in den Diözesen?


Gerade in den Ostbistümern sind die vielen kirchlich engagierten Menschen oft immer noch oder mittlerweile schon wieder "Einzelkämpfer". Die Finanzsituation der Ortskirchen führt zu Personalabbau, leider besonders wahrnehmbar in den Bereichen Kinder- und Jugendarbeit. So fällt es immer schwerer, Kontakte über Strukturen aufzubauen oder aufrecht zu erhalten, weil eben diese Verbindungswege häufig der Rationalisierung zum Opfer fallen. So sind dann nicht immer die "Schaltzentralen der Macht" - in diesem Fall also kirchliche Ämter - die Partner vor Ort. Es sind vielmehr engagierte Kita-Leiterinnen, Pfarrer und Kapläne, Gemeindereferenten, Lehrerinnen sowie eine Vielzahl von ehrenamtlich engagierten Christen. Und dann funktioniert die gemeinsame Arbeit so, wie sie schon immer funktioniert hat: Ü;ber direkte Kontakte, Mundpropaganda und gute gemeinsame Erfahrungen, die alle gerne wiederholen möchten. Besonders schön finde ich, dass zunehmend Schulen - staatliche ebenso wie kirchliche - das Kindermissionswerk als echten Partner wahrnehmen und mit uns gemeinsam und vor allen Dingen kontinuierlich Projekte unterstützen!


Bedeutet der Standort Berlin auch, dass Sie Lobbyarbeit im Sinne des Kindermissionswerks machen und Kontakt zu den Bundesbehörden in der Hauptstadt halten?


Zufällig - wirklich nur zufällig - sitzt die Regionalstelle für die östlichen Bistümer in Berlin. Es könnte auch Magdeburg, Dresden oder Halle sein. Die Frage der Lobbyarbeit stand nie zur Debatte. Das entspräche auch nicht unbedingt meinen Fähigkeiten. Aber wegen der entsprechenden Nähe bin ich unter anderem auch dafür verantwortlich, die Empfänge des Bundespräsidenten für die Sternsinger zu organisieren. Ein bisschen mehr Arbeit macht dann noch der Empfang im Bundeskanzleramt, denn hierher werden von der Bundeskanzlerin Sternsinger aus allen deutschen Diözesen und meist auch noch ausländische Gruppen eingeladen. Alle müssen irgendwie anreisen, übernachten und sollen vor allen Dingen den Empfang im Kanzleramt als herausragende Erinnerung behalten.


Sie behaupten sich in der Regionalstelle alleine. Was kann man da bewegen, wo stößt man an seine Grenzen?


Ich selbst komme aus der kirchlichen Verbandsarbeit, aus der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg. Ich war nach meiner Gruppenleitertätigkeit und vor meiner Anstellung beim Kindermissionswerk viele Jahre als Religionslehrerin tätig. Daneben habe ich haupt- und ehrenamtlich Katholikentage vorbereitet und verantwortlich mit durchgeführt. Wer mich aus all diesen Jahren und auch jetzt kennt, der weiß, dass mir immer die Nähe zu den Kindern besonders wichtig war und ist. Ebenso steht für mich die Achtung und Wertschätzung jeglicher ehrenamtlicher Tätigkeit im Mittelpunkt.

Mein persönliches Anliegen ist es daher seit Beginn meiner Tätigkeit hier, genau das "rüberzubringen". Da ich alleine es leider nicht schaffe, mich bei allen für diesen Einsatz zu bedanken, versuche ich, die Multiplikatoren hierfür noch mehr zu sensibilisieren. Denn ohne die Kinder und Erwachsenen, die den Blick über den Tellerrand wagen und sich engagieren für Menschen in Not, gäbe es das Kindermissionswerk nicht.


Sie sind seit dem Start der Regionalstelle dabei - was waren Ihre schönsten Erlebnisse in diesen zehn Jahren?


Es gibt einige, immer wiederkehrende, richtig schöne Erlebnisse. Das sind für mich zum Beispiel die Besuche im Bistum Görlitz, wo ich zu völlig unterschiedlichen Anlässen auf eine Vielzahl von fröhlichen, engagierten und offenen Christen - Kindern wie Erwachsenen - treffe, die sich gegenseitig und auch ihre Gäste mit offenen Armen aufnehmen. Das kleinste Bistum Deutschlands hat sich, sicher auch aus Sachzwängen, Ursprünglichkeit und Nähe bewahrt, was mir persönlich sehr liegt. Hinzu kommen in allen "meinen" Diözesen intensive Begegnungen auf Bistums- oder Dekanatstagen, bei Kinderwallfahrten und Projekttagen, in Schulen oder Kirchengemeinden. Immer wird klar, dass Kinder sich ohne lange zu fackeln für Kinder in Not interessieren und einsetzen. Für diese Offenheit und Spontaneität bin ich dankbar!


In den Anfangstagen der Regionalstelle betreute ich nebenbei noch das "Chörchen" mit cirka 60 Kindern meiner ehemaligen Grundschule. Als das nicht mehr vereinbar war, musste ich es schweren Herzens auch den Kindern sagen. Jonathan, der wie so häufig nicht richtig zugehört hatte, wurde von seinem Sitznachbarn über meine vermeintlich neue Tätigkeit informiert. Ganz offensichtlich hatte ich nicht ausreichend kindgerecht erklärt. "Die singt jetzt mit Kindern in Afrika." Jonathan, der in wirklich schwierigen sozialen Verhältnissen aufwuchs, war sofort absolut bei der Sache. "Das ist ja klasse! Wir haben so viele Lehrer hier, aber die in Afrika, die sollen auch mal im Chor singen können! Frau Dicker, so eine gute Idee hab ich dir gar nicht zugetraut!" Nun, daraus ist ja bekanntermaßen nichts geworden. Dafür aber freue ich mich sehr, wenn ich zu liebevoll vorbereiteten Aufführungen unserer Musicals in Schulen und Gemeinden eingeladen werde. Das ist fast so schön wie in Afrika!


Wie sieht Ihr persönliches Zwischenfazit nach diesen zehn Jahren aus?


Wenn ich jetzt noch öfter mit Kindern direkt zu tun hätte, dann wäre es mit Sicherheit der schönste Job der Welt.



*Die Verantwortung für den Inhalt der Pressemitteilung liegt beim oben angeführten Absender



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