Jubiläumsfeier anlässlich des 10jährigen Bestehens des Katholischen Büros Erfurt

Erfurt (BiP). Das Katholische Büro Erfurt feiert am kommenden Montag, 19. Februar, sein 10jähriges Bestehen mit einem Begegnungsabend, an dem über 120 geladene Gäste teilnehmen werden, darunter Angehörige der Landesregierung, Abgeordnete des Thüringer Landtages, Vertreter der Wirtschaft und des Handwerks, der Gewerkschaften, des Gemeinde- und Städtebundes sowie der Kirchen. Den Festvortrag hält der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Dr. Hans Langendörfer, zum Thema "Entwicklung und Perspektiven des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche im wiedervereinten Deutschland und in Europa". Grußworte sprechen Landtagspräsidentin Christine Lieberknecht und Kultusminister Dr. Michael Krapp in Vertretung von Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel. Einen Rückblick auf die Schritte der Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche im Freistaat Thüringen gibt der Leiter des Katholischen Büros Erfurt, Ordinariatsrat Winfried Weinrich.

Das Katholische Büro in Erfurt vertritt in Thüringen das 1994 neu gegründete Bistum Erfurt sowie die Diözesen Dresden-Meißen und Fulda, deren beiden Territorien auch Teile Thüringens umfassen. Es versteht sich als eine Kontaktstelle der Bischöfe zur Landesregierung und ihren Ministerien, zum Landtag sowie zu Parteien und gesellschaftlichen Verbänden. So soll es soll zur Gestaltung eines dialogischen und vertrauensvollen Verhältnisses zwischen Staat und Kirchen beitragen. Zur Einrichtung des Büros kam es 1991 nach der Wiedergründung des Landes Thüringen und der Aufnahme der parlamentarischen Arbeit. Katholische Büros gibt es in allen Landeshauptstädten und in der Bundeshauptstadt Berlin, dem Sitz der Bundesregierung.

Für die ostdeutschen Diözesen war mit der deutschen Einheit eine neue Situation eingetreten. In der DDR hatte es kein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Staat und Kirche gegeben, schon gar keine Kooperationen. Das hätte dem Selbstverständnis der DDR als einem atheistischen Staat widersprochen. Nach der Wende war es den ostdeutschen Kirchen dagegen möglich, sich am Dialog über gesellschaftliche Fragen zu beteiligen und Angelegenheiten, die Staat und Kirche gemeinsam betreffen, mit staatlichen Institutionen zu regeln.

In Erfurt war Winfried Weinrich Mann der ersten Stunde. 1991 trat der diplomierte Chemiker und Theologe als Referent in das Katholische Büro Erfurt ein, das vom Erfurter Generalvikar Georg Jelich geleitet wurde. 1992 übernahm Weinrich die Leitung des Büros, eine Position, die er bis zum heutigen Tag ausübt.

Der erste Arbeitsschwerpunkt des Katholischen Büros im jungen Freistaat Thüringen bestand darin, die Verfassungsgebung zu begleiten und zu unterstützen. Dies geschah im Rahmen einer ökumenischen Arbeitsgemeinschaft. Das erste Gesetz, zu dem das Katholische Büro eine Stellungnahme abgab, war das Vorläufige Bildungsgesetz für den Freistaat Thüringen. Für das heutige Bistum Erfurt besonders wichtig wurde die Arbeit des Katholischen Büros zum Vertrag über die Einrichtung des Bistums Erfurt, über den der Heilige Stuhl und der Thüringer Freistaat verhandelten. 1994 kam es zur Neugründung des Bistums. Weitere Meilensteine für das Katholische Büro waren die Vereinbarungen über die Seelsorge im Strafvollzug (1994), über den Einsatz kirchlicher Mitarbeiter im schulischen Religionsunterricht (1994) sowie die Vereinbarungen über die Polizeiseelsorge und den berufsethischen Unterricht (1995). 1997 wurde zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Thüringen ein Staatskirchenvertrag geschlossen, der die res mixta, also die Freistaat und Katholische Kirche gemeinsam betreffenden Dinge, regelt. Sicherlich ein Höhepunkt in der noch kurzen Geschichte des Katholischen Büros.

Stellungnahmen bei Gesetzesanhörungen, Verträge oder Vereinbarungen vorzubereiten, zu prüfen oder abzuschließen sind wichtige Aufgaben des Katholischen Büros. Daneben gilt es, Kontakte zu pflegen, Hintergrundgespräche zu führen oder Diskussionsforen anzubieten, wie etwa im vergangenen Jahr zur Bioethik.

Vieles davon geschieht in Absprache und Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Büro, das die evangelischen Kirchen in Thüringen vertritt. Dabei geht es nicht nur um Politik. Winfried Weinrich und seine evangelische Kollegin, Kirchenrätin Gundula Bomm, laden beispielsweise vor den Plenarsitzungen des Landtages zu ökumenischen Gottesdiensten ein oder bieten ökumenische Gebetsfrühstücke an. Beide stehen Politikern auch für persönliche Gespräche zur Verfügung.



link