Meine lieben Schwestern und Brüder im Herrn,
wir haben heute mehrere Begriffe, um die Amtseinführung der ersten Diakone, von der wir in der Lesung aus der Apostelgeschichte gehört haben, zu bezeichnen. Der deutsche Begriff Weihe ist im kirchlichen Sprachgebrauch wenig differenziert und wird für qualitativ sehr verschiedene Weihehandlungen gebraucht von der Weihe eines Rosenkranzes bis zur Weihe eines Bischofs. Der lateinische Begriff ordinatio hingegen bezeichnet präzise die Weihe von Diakonen, Priester und Bischöfen.
Es gibt aber darüber hinaus andere Personen, die in der katholischen Kirche eine Weihe empfangen können: Äbte und Äbtissinnen, Ordensfrauen und geweihte Jungfrauen, die in der Welt leben. Für solche Weihehandlungen, die an Menschen vollzogen werden, hat die katholische Kirche den Begriff der consecratio reserviert.
Dieser Begriff bezeichnet aber auch schon seit dem altkirchlichen Schriftsteller Tertullian die Verwandlung der eucharistischen Gaben in Leib und Blut Jesu Christi. Die Konsekration der eucharistischen Gaben und die Weihe von Menschen, wie wir sie jetzt in diesem Gottesdienst vollziehen, stehen in vielfältigem Zusammenhang. Die Gaben von Brot und Wein werden Gott dargebracht. Sie bleiben Brot und Wein, sie bleiben verderbliche Nahrungsmittel. Aber Gott schenkt sie uns wieder als sakramentale Zeichen seiner Gegenwart und als Wegzehrung für unseren Weg.
Die Weihekandidaten stellen ihr Leben Gott zur Verfügung. Sie bleiben normale Menschen mit Grenzen, Ecken und Kanten. Aber sie werden von Gott in Dienst genommen, um im diakonischen Dienst seine Liebe zu den Menschen zu bringen, um in der Verkündigung sein Wort zur Sprache zu bringen und um im liturgischen Dienst das Leben der Menschen mit dem Leben Gottes in Berührung zu bringen.
Diese Konsekration, diese Wandlung geschieht, wie es in der Apostelgeschichte heißt, durch Gebet und Handauflegung. Auch bei der Feier der Eucharistie breitet der Priester bei der Epiklese die Hände über den eucharistischen Gaben aus, so wie der Bischof bei der Weihehandlung die Hände auf den Kopf der Weihekandidaten legt. Eine solche Handauflegung auf einen Menschen kann unterschiedliche Bedeutung haben.
Sie ist nicht nur das Zeichen der Übertragung einer besonderen Aufgabe, sondern sie ist auch ein Heilungs- und Segensgestus. So berichten die Evangelien davon, dass Jesus Kranke heilte, indem er ihnen die Hände auflegte, oder dass er Kinder durch Handauflegung segnete. Die Handauflegung braucht also das deutende Wort im Gebet. Dies ist ein besonderes Gebet, das in der Heiligen Messe zu Recht Hochgebet heißt und in der Weiheliturgie Weihegebet.
Das Gebet deutet die Handauflegung und die Handauflegung unterstreicht das Gebet. Das Gebet verdeutlicht, dass durch die Handauflegung der Heilige Geist wirkt. Der Heilige Geist wird über die eucharistischen Gaben herabgefleht, damit sie für uns zum Leib und Blut Jesu Christi werden. Der Heilige Geist wird über die Weihekandidaten erfleht: „Sende auf sie herab, o Herr, den Heiligen Geist. Seine siebenfältige Gnade möge sie stärken, ihren Dienst getreu zu erfüllen.“ Was durch Gebet und Handauflegung geschieht, bezeichnen wir heute zu Recht mit consecratio oder Weihe.
Die ersten Christen haben es vermieden, diesen so wichtigen geistlichen Vorgang mit Begriffen der Kultsprache zu bezeichnen. Wie überhaupt das Neue Testament zeitgenössische Kultbegriffe so gut wie nicht verwendet. Die unüberbietbar große, einzige und heilsnotwendige Lebenshingabe, die Weihe schlechthin, ist die Lebenshingabe Jesu Christi an den himmlischen Vater, deren Frucht uns zuteil wird im Geschenk der Erlösung.
Wenn wir heute nicht mehr wie in der Apostelgeschichte sagen, dass den Diakonen die Aufgabe des Dienstes an den Tischen übertragen wird, sondern wenn wir davon sprechen, dass Sie, liebe Weihekandidaten, geweiht werden, dann können wir dies nur, wenn wir uns bewusst bleiben, dass Ihre Weihe eingebunden ist in die eine und einzige Lebensweihe Jesu Christi.
Dies ist für Sie, liebe Weihekandidaten, keine Überforderung, die Ihre Kräfte bei weitem übersteigt, sondern dies ist ein großer Trost, dass das, was Sie heute hier beitragen, und das, was wir durch Gebet und Handauflegung vollziehen, eingebunden ist in die Hingabe Jesu an den himmlischen Vater.