Rudolstadt-Schwarza (BiP). Als Informatiker hätte Philipp Förter viel Geld verdienen können. Doch schon am Ende der Schulzeit lockten auch andere Berufs- und Lebenswege. Lehrer zu werden war ebenso denkbar wie die Aufnahme eines Theologiestudiums, um sich zum Priester weihen zu lassen. Förter entschied salomonisch und studierte in Erfurt und Jena gleich alles auf einmal: katholische Theologie, Informatik und Erziehungswissenschaften. Am Samstag, 2. Mai spendet ihm Bischof Joachim Wanke in der Heimatgemeinde St. Josef in Rudolstadt-Schwarza das Sakrament der Diakonenweihe. Ein Jahr später wird Förter von ihm zum Priester geweiht.
Der heute 27-Jährige kann kein konkretes Ereignis nennen, das seine Berufs- und Lebensentscheidung erklären würde. Er spricht lieber von einem Weg, der mit der "religiösen Beheimatung" in der katholischen Kirchengemeinde in Rudolstadt begonnen hat. "Aufgewachsen in einer kleinen Diasporagemeinde, habe ich den ‚normalen’ Christenweg genommen: Erstkommunion, dann Ministrant, Firmung - und dann?" Die Frage nach dem "und dann" sollte Philipp Förter nicht mehr loslassen.
Er engagiert sich in der Jugendarbeit seiner Gemeinde und verstärkt das Engagement, als ein neuer Gemeindereferent mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendarbeit nach Rudolstadt kommt. "Markus Könen, der heute Kaplan in Leinefelde ist, hat meine Jugendphase sehr geprägt", sagt Förter im Rückblick. Ü;berhaupt hätten Vorbilder ihm den Weg, den er bis heute gegangen ist, einfach gemacht.
Als prägend bezeichnet Philipp Förter auch Begegnungen und Gespräche - besonders mit jungen Menschen. Noch vor dem Abitur war er in den Vorstand des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Erfurt gewählt worden, ein Ehrenamt, das er bis zum Ende seines Studiums ausübte. Nicht nur hier kamen christliche Themen auf den Tisch.
"Wenn ich mit meinen Informatikerfreunden in der Mensa war, kam ich kaum zum Essen, weil sie oft Fragen zu Glaube und Kirche an den ‚Experten’ unter sich hatten." Die Vorbehalte wie die Offenheit seiner Gesprächspartner ließen ihn spüren, "dass ich noch mehr Zeit brauche und Sprachformen finden muss, die das weitervermitteln können, was ich selbst in der klassischen ‚Kirchenkarriere’ eines ‚Normalchristen’ erfahren habe."
Wenn man Gott in seinem Leben zum Thema macht, "seine Beziehung zu uns Menschen, seine Sorge und Nähe", bedeute Christsein nicht ein "Verzichten auf", sondern ein "Tun wofür". Davon zeigt sich Philipp Förter überzeugt. "Gott hat sich in der Welt dahingegeben und lädt ein, die Welt mit ihm in der geschenkten Freiheit zu gestalten."
Unter dieser Perspektive sieht er auch sein künftiges seelsorgerisches Wirken. "Konkret stelle ich es mir als Hilfe für die Menschen auf ihrem Weg im Leben vor. Ich habe Zeit und werde dafür unterhalten, dass ich es Menschen ermögliche, ihren Weg zu suchen und zu finden." Dabei sieht er sich selbst durchaus auch als Suchender: "Wir sollten gemeinsam uns als Glaubende verstehen, und ich bin gern bereit, mein Leben dabei in den Dienst unserer Suche zu stellen."
Ich bin bereit - mit diesen Worten wird Philipp Förter bei der Weihe vor den Bischof treten. Seine Familie weiß er dabei hinter sich. Die Angehörigen hätten seinen Weg "immer positiv begleitet", auch wenn nicht alle in der Familie katholisch sind und nicht jeder seinen Schritt zum Priestertum nachvollziehen kann. Irgendwann hatte er gemerkt, "dass dies ein Weg für mich sein kann und sogar sein soll, einfach da er möglich ist. Warum soll er dann nicht der richtige sein? Klar, es gibt andere Möglichkeiten und auch Ziele in der heutigen Zeit, aber mich macht es einfach froh und dankbar, das zu tun", sagt er.
Förter freut sich, dass er am 2. Mai Tag nicht als Einziger das Weihesakrament empfängt. In Hövelhof (Kreis Paderborn), Fulda und Merseburg (Bistum Magdeburg) werden ebenfalls Diakone geweiht, junge Männer, die sich durch die kooperative Priesterausbildung der ostdeutschen Bistümer mit Paderborn und Fulda auf diesen Schritt gemeinsam vorbereitet haben. Danach geht es für Philipp Förter wieder nach Niederorschel ins Eichsfeld, wo er seit Oktober 2008 ein Gemeindepraktikum absolviert. Ab Pfingsten wird er dort als Diakon wirken.
Stichwort: Diakon, Diakonenweihe
In der Katholischen
Kirche ist die Weihe mit ihren Stufen Diakonen-, Priester- und
Bischofsweihe eines der sieben Sakramente. Der Begriff "Diakon" stammt
vom griechischen Verb "diakonein" ab und bedeutet "Diener", "Helfer".
Während der ersten Jahrhunderte waren die Diakone unmittelbare Helfer
des Bischofs und kümmerten sich vor allem um Arme und Kranke. Ab dem 9.
Jahrhundert ging die Eigenständigkeit des Amtes verloren. Zum Diakon
wurde nur noch geweiht, wer später Priester werden wollte. So wurde das
Diakonat zur "Durchgangsstufe" auf dem Weg zum Priesteramt. Erst das
Zweite Vatikanische Konzil 1962-65, die Versammlung aller katholischen
Bischöfe, betonte wieder stärker die ursprüngliche Bedeutung. Seitdem
werden auch verheiratete Männer zu Diakonen geweiht, die ihren Dienst in
der Gemeinde verrichten. Unverheiratete, auch verwitwete, Männer können
ebenfalls Ständiger Diakon werden, für sie bleibt die Ehelosigkeit
allerdings verpflichtend.
Zu den Aufgaben des Diakons gehören unter
anderem die Assistenz im Gottesdienst, Taufen, Eheschließungen und
Beerdigungen, Erteilen von Religionsunterricht und Katechesen sowie die
Sorge um die Mitglieder der Gemeinde, besonders Alte und Kranke.
Im
Rahmen der Weihehandlung innerhalb einer Heiligen Messe liegt der
Kandidat vor dem Altar auf dem Boden. Dies geschieht zum Zeichen, dass
er sich ganz Gott übereignen will. Der Bischof weiht durch Handauflegung
und Gebet. Vom Pfarrer der Heimatgemeinde wird dem neuen Diakon das
liturgische Gewand angelegt. Der Bischof überreicht das Evangelienbuch,
aus dem die Botschaft Jesu Christi verkündigt werden soll, und besiegelt
mit einer abschließenden Umarmung als Friedensgruß die Aufnahme in das
neue Amt.