Erfurt (BiP). Das katholische Hilfswerk Misereor, das am morgigen Sonntag, 1. März, seine bundesweite Fastenaktion in Erfurt eröffnet, hat Gäste aus dem Libanon und Syrien nach Deutschland eingeladen. Diese Männer und Frauen hatten zweifelsfrei von allen Teilnehmern die weiteste Anreise. Aber sie konnten Flugzeug und Bahn nutzen, um nach Erfurt zu kommen, reisten also halbwegs bequem. Das lässt sich von den 120 Männern und Frauen, die der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr gemeinsam mit Misereor-Chef Pirmin Spiegel heute (Samstag, 29. Februar) in der Wigbert-Kirche begrüßte, nicht sagen: Sie kamen zu Fuß, wobei eine Gruppe in Köln startete und eine zweite von Creuzburg aus lief. Beide Gruppen trugen das Misereor Hungertuch in die Thüringer Landeshauptstadt.
Das Misereor-Hungertuch ist ein zentraler Bestandteil der Misereor-Fastenaktion. Alle zwei Jahre gestaltet eine Künstlerin oder ein Künstler ein neues Kunstwerk. Uwe Appold aus Flensburg, dessen Familie aus Apolda stammt, ist der Künstler des Misereor-Hungertuchs 2019/2020. Das Bild ist ein Angebot, sich in der Fastenzeit und darüber hinaus mit den eigenen Wurzeln und der sozialen Gerechtigkeit auseinanderzusetzen.
Ursprünglich wurden Hungertücher im Mittelalter benutzt, um den Altar während der Fastenzeit zu verhüllen, Zunächst einfarbig, zeigten sie später Motive christlicher Hoffnung, etwa Darstellungen der Passion und Auferstehung Jesu. Misereor hat die Tradition des Hungertuches wiederbelebt, nur dass die Hungertücher jetzt nicht der Altarverhüllung dienen, sondern Impulse für ein christliches Leben liefern wollen.
In der ersten Gruppe der Hungertuchwallfahrer pilgerten Menschen aus ganz Deutschland mit, die am 23. Februar in Köln startete. Dort wurde die Misereor-Fastenaktion des Vorjahres eröffnet. Seit 1986 werden die Eröffnungsorte durch die Hungertuchwallfahrt miteinander verbunden, in diesem Jahr also zum 35. Mal. Der Weg führte von Köln über Hachenburg, Herborn, Wetzlar, Gießen, Bad Hersfeld und Arnstadt nach Erfurt. Da diese Gruppe mit dem Hungertuch Tag und Nacht unterwegs war, wechselten sich die Wallfahrer ab. Wer nicht lief, ruhte sich aus und wurde später mit einem Wagen nachgefahren.
Für die zweite Gruppe, Hungertuchwallfahrer aus dem Erzbistum Paderborn, ging es am 25. Februar in Creuzburg los. Über Bad Langensalza und Gotha pilgerten die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Erfurt, wobei sie an ausgewählten Stationen übernachteten.
Die letzte und kürzeste Strecke führte die beiden vereinten Pilgergruppen mit Bischof Neymeyr, Pirmin Spiegel und den libanesischen Gästen über den Anger in die Lorenz-Kirche, wo sie eine Heilige Messe als Höhepunkt und Abschluss der Wallfahrt feierten. Morgen nehmen alle an den Eröffnungsfeierlichkeiten der Misereor-Fastenaktion teil.