Hoffnung, die alle Angst vor der Zukunft vertreibt

Osterwort von Bischof Dr. Joachim Wanke

Es gibt Dinge, die man nicht fassen kann. Dennoch sind sie real und nicht bloße Einbildung. Zu solchen Dingen gehört, was Christen zu Ostern feiern: Die Auferstehung Jesu von den Toten. Manche Zeitgenossen deuten dieses Bekenntnis als Traum- und Hoffnungsbild der menschlichen Seele. Sie sagen: "Auferstehung von den Toten, wie soll das möglich sein? Uns bleiben nur unsere rein menschlichen Hoffnungen. Wirklich neu kann der Mensch nicht werden. Es spricht doch alle Erfahrung dagegen!" Nochmals: Spricht etwas gegen die Tatsächlichkeit von Dingen, nur weil wir sie nicht fassen können?


Der derzeit diskutierte Film von Mel Gibson versucht am Ende der Passion Jesu die Auferstehung anzudeuten. Doch erweckt das die falsche Vorstellung, man hätte seinerzeit die Auferstehung Jesu, wenn nur ein MDR-Reporter an Ort und Stelle gewesen wäre, mit der Kamera einfangen können. Richtig ist: Die Auferstehung ist zwar ein Ereignis innerhalb der Geschichte. Aber es ist ein Geschehen, das diese Geschichte überschreitet. Es gehört schon der anderen Welt Gottes an. Doch die Wirkung der Auferstehung Jesu ist historisch fassbar. Der Osterglaube hat Biographien verändert. Er hat aus alten Menschen neue gemacht. Und das geschieht auch heute.


Der christliche Osterglaube setzt ganz auf einen Gott, der aus dem Tod zum Leben führen kann. Er entwickelt eine Hoffnung, die über dieses begrenzte Leben hinausgeht. Für mich bedeutet Ostern, dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht und die Liebe über den Hass siegen wird. Und das nicht, weil ich mir das wünsche, sondern weil Gott es so will.


In Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche und mancherlei Zukunftsängste ist eine solche Hoffung ein tragfähiges Lebensfundament. Ohne eine solche Hoffnung kann man zum Dauernörgler am "real existierenden Leben" werden. Wer österlich glaubt, lebt auch österlich - er versucht es zumindest immer neu.


Ich wünsche allen Menschen in unserem Freistaat frohe und erholsame Osterfeiertage. Aber noch mehr wünsche ich ihnen eine Hoffnung, die alle Angst vor der Zukunft vertreibt.



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