Henri Boulad auf Europa-Vortragstour in Erfurt

Vortrag über "Mystik und Politik"

Erfurt (BiP). Mystik und Politik - für Henri Boulad (68) ist das kein Gegensatz. Ganz im Gegenteil: Das politische Engagement sei die "Krönung des mystischen Weges", meint der weltweit bekannte Priester aus Ägypten, der zur Zeit auf einer zweimonatigen Vortagstour durch Europa ist. Am Montag, 8. Mai, um 20 Uhr, spricht Henri Boulad über "Mystik und Politik" in der Bildungsstätte St. Martin (Farbengasse 2 / Fischersand) in der Reihe der "Erfurter Vorträge".

Vorträge in aller Welt und Bücher, die in vierzehn Sprachen übersetzt sind, davon elf ins Deutsche, haben Henri Boulad einem breiten Publikum bekannt gemacht. Er wurde 1931 in Ägypten geboren und ist Mitglied des Jesuitenordens. Nach seinen Studien im Libanon, in Frankreich und den USA entschied er sich gegen eine Universitätskarriere und kehrte 1967 in sein Heimatland zurück. Seitdem arbeitet Pater Boulard im pädagogischen, sozialen und seelsorglichen Bereich, davon allein 10 Jahre als Caritasdirektor von Ägypten. Die Not der Menschen hat ihn stets in Bewegung gehalten. In zahlreichen Projekten kämpft er bis heute gegen die Armut, die Verwahrlosung von Kindern, gegen Analphabetismus und Krankheiten wie die Lepra. Und unermüdlich setzt sich Boulad dafür ein, die Kluft zwischen reichen und armen Ländern zu beseitigen.

Solches Handeln entspricht Henri Boulads Verständnis von Mystik, also der Art und Weise, wie der Mensch Gott erfährt und seinen Gottesglauben lebt. Gott habe den Menschen die Freiheit geschenkt und damit Verantwortung für die Welt zugemutet. Christen würden ihr Christentum verfehlen, wenn sie angesichts der Nachrichten aus aller Welt sagten, das ginge sie nichts an. Die Christen sollten vielmehr dazu beitragen, die Welt menschlicher zu gestalten - gemeinsam mit Gott. "Wenn die Mystik nicht politisch ist, wenn sie nicht im konkreten Handeln zur Veränderung der Strukturen der Gesellschaft Fleisch annimmt, dann ist sie nichts als eine Flucht aus der Wirklichkeit, (...) eine Flucht aus der Verantwortung." Der wahre Mystiker lebe darum nicht in den Wolken, sondern "hat die Füße auf der Erde", so Henri Boulad.



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