Große Wäsche für die Domorgel

Oder: Wie man Staub mit Zahnbürsten entfernt


Erfurt (BiP). Im Erfurter Dom werden in den nächsten zwei Monaten über 7.000 Orgelpfeifen mit einer Zahnbürste gereinigt. Um drohenden Missverständnissen vorzubeugen: Es handelt sich nicht um eine Strafarbeit, im Gegenteil sogar.


Eine solche Arbeit dürfen nur Spezialisten verrichten, wie es beispielsweise Hartmut Beyer und Carsten Müller sind. Die beiden Orgelbauer der Firma Alexander Schuke Orgelbau in Potsdam befreien die Pfeifen und Prospekte der beiden Domorgeln von Staub und Dreck. Pfeifen bis zu einer Länge von drei Metern werden ausgebaut, die übrigen behandeln Beyer und Müller an Ort und Stelle. Solch eine Prozedur erleben Orgeln in der Regel alle 15 bis 20 Jahre, denn der Staub, der in der Kirche von Touristen und Gottesdienstbesuchern aufgewirbelt wird, setzt sich in den Windbahnen der Pfeifen fest.


Das sind die kleinen Pfeifenschlitze, durch die der Wind, wie Fachmänner die eingeleitete Luft nennen, auf eine Kante gelenkt wird, um den erwünschten Ton zu erzeugen. Wird dieser Staub nicht entfernt, kommt es zu Verstimmungen. Langfristig lässt sich die Orgel überhaupt nicht mehr stimmen. Dass die 1992 errichtete Schuke-Orgel im Langhaus des Erfurter Domes schon nach 14 Jahren an der Reihe ist, hängt mit den vielen Baumaßnahmen im und am Dom zusammen. Wo viel gearbeitet wird, vergrößert sich auch das Staubaufkommen.


Die Zahnbürsten werden übrigens benötigt, um die Windbahnen vom lästigen und hart gewordenen Staub zu befreien. Ansonsten wird jede Pfeife, die kleinste sieben Millimeter, die größte elf Meter lang, ausgesaugt oder ausgepustet und außen feucht abgewischt. Nur so können die 63 Register der Hauptorgel und die 29 Register der Chororgel wieder gut klingen. Bis die Pfeifen wieder eingebaut, nachintoniert und gestimmt sind, wird es Ende April sein. Zwei Wochen nach Ostern ist dann auch für Domorganist Silvius von Kessel die "Fastenzeit" vorbei.

Kirchenmusik im Bistum Erfurt