"Gott schenkt weiten Raum zum Atmen und zum Leben"

Bischof Wanke schreibt Hirtenbrief zur österlichen Bußzeit an die Gemeinden im Bistum Erfurt

Erfurt (BiP). Der Erfurter Bischof Joachim Wanke ist froh, nicht in Talkshows oder Zeitungen beichten zu müssen. "Dort wird zwar viel geredet, aber nicht vergeben", schreibt der Bischof in seinem Hirtenbrief zur österlichen Bußzeit, der am ersten Fastensonntag in allen Gottesdiensten verlesen wird.


Versöhnung sei für ein gelingendes menschliches Leben unentbehrlich. "Wo zwischen Menschen Bereitschaft zur Versöhnung fehlt, kann man nicht atmen. Dort herrscht nervenzermürbender Kleinkrieg - und manchmal auch tödliche Stille", führt Wanke aus. Sich mit Menschen und mit Gott zu versöhnen sei eine wichtige Aufgabe.


Freilich stehe Gott mit den Menschen nicht im Krieg, eher sei es umgekehrt: "Wir stehen mit Gott auf Kriegsfuß". Doch Gott reagiere anders als ein beleidigter menschlicher Partner. "Er wird nicht sauer. Er lässt uns nicht fallen. Er sucht - um unsretwillen - Versöhnung." Für Bischof Wanke ist darum die österliche Bußzeit die Gelegenheit, sich Gott als dem Schöpfer und Erlöser neu zuzuwenden.


"Lernt von Gott neu und anders zu denken: Gott will uns nicht klein machen. Er will uns weiten Raum zum Atmen und zum Leben schenken", ermutigt Wanke die Gläubigen und lädt sie ein, das Bußsakrament zu empfangen und in den Gemeinden "Nächte der Versöhnung" zu feiern.



Stichwort: Hirtenbrief

Der Hirtenbrief ist das Schreiben eines Bischofs an die Gemeinden bzw. Gläubigen seines Bistums. Darin äußert sich der Bischof als Leiter des Bistums und oberster Priester zu Problemen der Zeit, zu theologischen oder seelsorglichen Fragen. Die Briefe werden in der Regel im sonntäglichen Gottesdienst verlesen.

Ihr frühestes Vorbild haben die Hirtenbriefe in den Apostelbriefen im Neuen Testament. Mit ihren Briefen haben die Apostel den Kontakt zu den Gemeinden gehalten, das Gemeindeleben geordnet sowie Streitigkeiten und theologische Grundsatzfragen geklärt. Auf dieser Linie liegen auch die Hirtenbriefe heutiger Zeit.

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ist es in deutschen Bistümern üblich, zu Beginn der Fastenzeit einen Hirtenbrief an die Gemeinden zu schicken.

Neben den Hirtenbriefen einzelner Bischöfe gibt es auch gemeinsame Hirtenbriefe aller Bischöfe eines Landes. Sie behandeln meist Themen von überregionaler Bedeutung.



Text des Hirtenbriefes