Erfurt (BiP). Mit der finanziellen Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt werden künftig im Erfurter Dom zwei Fenster mit mittelalterlichen Glasmalereien restauriert. Bei den Fenstern handelt es sich um das nach dem Namen der Stifterfamilie benannte Tiefengrubenfenster sowie um das Jacobfenster, auf dem die biblische Geschichte von Jacob und Josef szenisch dargestellt ist. Wie Dombaumeister Dr. Hans Heinrich Forberg erklärte, gehören die zwischen 1380 und 1420 entstandenen Glasmalereien "zum Besten und Wertvollsten auf diesem Gebiet in Deutschland". Zur Zeit seien sie aber durch die Umwelteinflüsse der letzten Jahrzehnte schwer geschädigt.
Fast vier Jahre wird die Glaswerkstatt des Domes für die Restaurierung der 600 Jahre alten Fenster benötigen; seit Ende der 70-er Jahre laufen die Vorbereitungen zum Erhalt des wertvollen Bestandes. Ende 2003 soll alles abgeschlossen sein.
Als "Glasprojekt Erfurter Dom 2000" wird die Restaurierung von zahlreichen Fachgelehrten und Institutionen wissenschaftlich begleitet und dokumentiert. Eine erste Konferenz als Projektauftakt fand am 16.02. in Erfurt statt.
Ansprechpartner für Rückfragen:
Dombaumeister Dr. Hans Heinrich Forberg, Tel. 0361 - 590110
Anlage:
Presseinformation des Dombauamtes
ST. MARIEN
DOMBAUAMT
gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück)
Die zwischen 1380 und 1420 entstandenen mittelalterlichen Glasmalereien im Hohen Chor des Erfurter Domes gehören zum Besten und Wertvollsten auf diesem Gebiet in Deutschland. Durch äußerst schlechte Umweltbedingungen wurde dieser Bestand jedoch extrem geschädigt.
Mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt werden in den Jahren 2000-2003 zwei Fenster des Erfurter Domes, das nach 1403 entstandene Tiefengrubenfenster (süd VI) und das um 1380 geschaffene Jacobfenster (süd IV) restauriert und konserviert. Im Mittelpunkt stehen dabei die Transparenzverbesserung der Glasmalereien durch Ausdünnung der äußeren Wettersteinschicht, die Nachsicherung früherer Wachsapplikationen sowie die Festigung lockerer Malschichten auf der Basis von Paraloid B 72. Die Arbeiten werden unter Beteiligung eines großen Kreises von Fachkollegen in der neuen Glaswerkstatt des Erfurter Domes durchgeführt. Seitens des Erfurter Domes ist neben dem Dombaumeister Dr. Hans-Heinrich Forberg und den beiden Mitarbeitern der Glaswerkstatt, Herrn Matthias Jähn und Herrn Thomas Glaß, Herr Dr. Falko Bornschein in das Projekt eingebunden. Am 16. 2. 2000 findet am Erfurter Dom die Auftaktveranstaltung des Projektes unter Beteiligung aller involvierten Personen und Institutionen statt.
Die für die Restaurierung und Konservierung der beiden Fenster vorgesehenen Mittel und Methoden basieren auf einer langjährigen Vorarbeit. Bereits Ende der 1970er Jahre wurde mit wissenschaftlichen Voruntersuchungen und Notsicherungen begonnen, um diesen wertvollen Bestand langfristig erhalten zu können. Unmittelbar nach der Wende wurde der Glasmalereibestand des Erfurter Domes in ein Denkmalschutzprojekt des Bundesforschungsministeriums einbezogen. Dort wurden in Zusammenarbeit mit den auf diesem Gebiet führenden Institutionen und Persönlichkeiten wie Frau Prof. Dr. Jägers (Fachhochschule Köln), Frau Dr. Römich (Fraunhofer-Institut für Silicatforschung Würzburg), Herrn Dr. Müller/ Herrn Dr. Torge (Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung Berlin), Dr. Drewello (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg) und den Kollegen der Glasmalereiwerkstatt am Kölner Dom die wichtigsten Grundlagen zur Sicherung und Restaurierung des Erfurter Glasmalereibestandes erforscht. Diese liegen nun anwendungsbereit vor. Hauptziel des o. g. Projektes ist es, unter Nutzung der in den vergangenen Jahren erarbeiteten Forschungsergebnisse und in Zusammenarbeit mit den an dieser Forschung beteiligten Institutionen und Persönlichkeiten sowie den zuständigen Vertretern der Denkmalpflege die theoretischen Grundlagen durch eine modellhafte Musterrestaurierung an zwei Fenstern des Erfurter Domes in die Realität umzusetzen. Auch die Fachhochschule Erfurt (die erste Hochschule mit Spezialausbildung Glasmalereirestaurierung in Deutschland) ist in das Projekt einbezogen. Das Projekt wird außerdem von einem Fachbeirat begleitet. Damit wird die Weiterführung und Intensivierung der in den letzten Jahren gewachsenen, sehr erfolgreichen fachlichen Zusammenarbeit mit allen o. g. Institutionen sichergestellt, die ohne die Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt nicht mehr oder nur noch in sehr beschränktem Maße möglich wäre.
In der ebenfalls durch Mittel der DBU errichteten und modern ausgestatteten Glaswerkstatt des Erfurter Domes liegen sehr gute materiell technische Voraussetzungen zur professionellen Durchführung des Projektes vor. Es ist geplant, das beschriebene Projekt mit seinen facettenreichen Inhalten auf zwei Veranstaltungen einem breiten Kreis von Fachleuten vorzustellen. Das Projekt mit seinen Ergebnissen soll außerdem abschließend in geeigneter Weise publiziert und damit einem breiten Fach- und Interessentenkeis zugänglich gemacht werden.
15.2.2000
Dr. Forberg
Dombaumeister
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