Meine sehr verehrten Damen und Herren,
zum Chanukka-Fest bringe ich Ihnen die Glückwünsche der Katholiken in Thüringen. Wir freuen uns mit Ihnen über dieses schöne Fest und wünschen Ihnen eine schöne Feier, die Sie in der Freude am Glauben bestärkt. Es verbindet uns, dass wir Christen uns in diesen Tagen auch auf die Feier eines wichtigen religiösen Festes vorbereiten.
Das Jahr 2017 hat das orthodoxe Judentum und die römisch-katholische Kirche näher zusammengebracht. Am 31. August 2017 überreichten Vertreter der Europäi-schen Rabbinerkonferenz, des Rabbinischen Rats von Amerika und des israelischen Oberrabbinats Papst Franziskus eine Erklärung mit dem Titel „Zwischen Jerusalem und Rom. Reflexionen über 50 Jahre von Nostra Aetate“.
Darin werden die Veränderungen der römisch-katholische Kirche in ihrem Verhältnis zum Judentum seit 1945 gewürdigt. Die Vatikanische Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum hatte im Jahr 2015 die Verhältnisbestimmung der römisch-katholischen Kirche zum Judentum zusammenfassend formuliert.
Darin heißt es: „Es muss für Christen evident sein, dass der Bund, den Gott mit Israel geschlossen hat, aufgrund der unbeirrbaren Treue Gottes zu seinem Volk nie aufgekündigt worden ist, sondern gültig bleibt“ (Nr. 33). „Die Kirche ist daher verpflichtet, den Evangelisierungsauftrag gegenüber Juden, die an den einen und einzigen Gott glauben, in einer anderen Weise als gegenüber Menschen mit anderen Religionen und weltanschaulichen Überzeugungen zu sehen. Dies bedeutet konkret, dass die katholische Kirche keine spezifische institutionelle Missionsarbeit, die auf Juden gerichtet ist, kennt und unterstützt.“
Das Dokument beklagt auch die Beteiligung von katholischen Christen an der Shoa und bekennt sich zur Existenz des Staates Israel. Zusammenfassend heißt es in der Erklärung „Zwischen Jerusalem und Rom“: „Trotz der unüberbrückbaren theologischen Differenzen betrachten wir Juden die Katholiken als unsere Partner, enge Verbündete und Brüder in unserem gemeinsamen Streben nach einer besseren Welt, in der Friede, soziale Gerechtigkeit und Sicherheit herrschen mögen.“
Diese Dokumente und die vielen Begegnungen zwischen Juden und Christen ermutigen dazu, auch weiterhin die Religion des anderen kennenzulernen, um vor Missverständnissen geschützt zu sein und sich einzusetzen für Familie und Religion und gegen Rassismus und Antisemitismus.
Es darf nicht sein, dass in Erfurt ein Jude die jüdische Kopfbedeckung, die Kippa, nicht trägt, aus Sorge, Opfer von Spott oder Gewalt zu werden.