"Gefahr in Verzug"

Auf dem Erfurter Domberg müssen Bäume gefällt werden, weil sie Dom und Besucher gefährden

Erfurt (BiP). Eigentlich müsste sich der Leiter des Erfurter Dombauamtes, Andreas Gold freuen. Mit finanzieller Unterstützung durch Städtebau-Fördermittel können die Außenanlagen und die Begrünung des Domberges in den nächsten Jahren neu gestaltet werden. Ein Kloster- und Kräutergarten ist bereits angelegt. Demnächst sollen die Marienwiese, der Domgarten und die Grünanlagen um Severi herum in Angriff genommen werden. Aber der nächste Schritt in diese Richtung fällt schwer. "Wir sind gezwungen, 18 Bäume an drei Standorten zu fällen", fasst Gold die Ergebnisse eines Baumgutachtens zusammen, das ein unabhängiges Gutachterbüro im Auftrag des Dombauamtes erstellt hat.


Betroffen sind Bäume, die teilweise oder ganz abgestorben sind und die ein Risiko für die Besucher des Domberges darstellen. "Kommt es - besonders bei starkem Wind - zu Astbrüchen, könnten Menschen verletzt werden", begründet Gold, warum schnell gehandelt werden muss.


Schlimmere Kopfschmerzen bereiten ihm aber jene Baumriesen, die ihr gewaltiges Wurzelwerk in die Stützmauern des Domberges treiben. Die Wurzeln brechen das Mauerwerk auf und lassen Feuchtigkeit eindringen. "Erst löst sich die Verfugung, dann fallen einige Steine heraus, schließlich ganze Mauerteile", beschreibt Gold den Prozess, den er stoppen muss. Was anderenfalls passieren würde, will er sich lieber nicht vorstellen. "Ohne Stützmauern kann sich der Dom nicht halten!" Der steht nämlich nur zu einem Teil auf natürlichem Fundament. Der Rest verdankt sich eifriger Maurerarbeit in vergangenen Jahrhunderten.


Akut besteht keine Gefahr für das Domberg-Ensemble, auch wenn die Wurzeln bereits Entwässerungsleitungen beschädigt haben. "Aber hier müssen wir Jahrzehnte voraus denken", betont Gold die Notwendigkeit langfristiger Planungen. Die Gegenmaßnahmen hat das Dombauamt mit dem Umweltamt sowie mit dem Garten- und Friedhofsamt der Stadt Erfurt abgestimmt. Alternativen zum Fällen der Bäume gibt es nicht. Doch Gold tröstet sich damit, dass Neu-Anpflanzungen - geplant von einem Landschaftsarchitekturbüro - die gefällten Bäume ersetzen. Und er unterstreicht: "Die neuen Standorte sind so gewählt, dass in den nächsten Jahrzehnten kein Wurzel-Problem auftaucht." Der Domberg bleibt also grün, auch wenn ab Mittwoch nächster Woche einige Bäume fallen.



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