Niederorschel (BiP). Die Klüschenkapelle am Ortsrand von Niederorschel, die der Schmerzhaften Muttergottes geweiht ist, wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Für die die Pfarrgemeinde ist das Jubiläum Anlass zu einem Festwochenende. Am Samstag, 14. Juni feiert der Erfurter Domkapitular Gerhard Stöber um 18 Uhr mit der Gemeinde einen Festgottesdienst in der Pfarrkirche. Um 21.30 Uhr beginnt am Antonius-Bildstock im Bruch eine Lichterprozession zum Klüschen. Hunderte von Kerzen und zusätzliche Scheinwerfer zwischen den Bäumen sollen bei der Kapelle eine meditative Atmosphäre schaffen, die zu Ruhe und Betrachtung einlädt. Am Sonntagmorgen (15. Juni) findet anlässlich des Patronatsfestes der Schützenbruderschaft ein weiterer Festgottesdienst statt.
Die heutige Klüschenkapelle ist nicht das erste Gotteshaus an dieser Stelle. Bereits 1778 hatte der Eremitenbruder Bernhard Barthel aus Niederorschel eine kleine Kapelle zu Ehren der Schmerzhaften Muttergottes erbaut, deren Gnadenbild viele Wallfahrer anzog. Das Kapellchen konnte seine Besucher kaum fassen. Besonders nach dem 100-jährigen Bestehen der Kapelle 1878 wuchs der Besucherstrom beständig. 1890 vergößerte der Lehrer Christoph Thraen das Gelände durch Landzukauf und ließ es künstlerisch ausgestalten. Ein Kreuz, die sogenannte Blutschwitzgruppe und das Bild der schlafenden Jünger Jesu sind damals angefertigt und aufgestellt worden. Später kamen sechs Stationen zu den Schmerzen Mariens und 1934 ein Oberammergauer Kreuzweg hinzu. 1903 wurde die heutige (1978 renovierte) Kapelle erbaut und am 11. September eingeweiht. Nach wie vor steht die kleine Wallfahrtsstätte hoch in der Gunst bei den Bewohnern des Ortes, die von "ihrem Klüschen" sprechen. Regelmäßig gibt es im Mai und Oktober Andachten, außerdem werden bei der Kapelle viele Gottesdienste im Freien gefeiert.
Anlage: Aus der Chronik des Klüschens bei Niederorschel
1778
Der Eremitenbruder Bernhard Barthel aus Niederorschel baut eine kleine Kapelle zu Ehren der Schmerzhaften Muttergottes und schon bald war dieses Kapellchen zu klein.
1878
Das 100jährige Bestehen wird gefeiert mit einer feierlichen Prozession. Von da an nahm die Verehrung und die Besucherzahl am Gnadenbild immer mehr zu. Alljährlich wurde am Vorabend des Festes Peter & Paul ein Gottesdienst mit Lichterprozession gehalten.
1890
Der Lehrer Christoph Thraen ergreift durch Landzukauf die Initiative zur Vergrößerung des Geländes und lässt ein Kreuz, die Blutschwitzungsgruppe, das Bild der Schlafenden Jünger und später die 6 Stationen der Schmerzen Mariens anfertigen und aufstellen.
1903
Bau der heutigen Kapelle, deren Einweihung am 11. September (Kirmesmontag) nach dem Festhochamt in der Pfarrkirche und der anschl. Prozession zur Kapelle durch den Bischöflichen Kommissarius Osburg aus Heiligenstadt vollzogen wurde.
1934
Im Frühjahr 1934 konnte das Klüschengelände zum Ort hin vergrößert werden; eine parkähnliche Anlage wurde angelegt, bepflanzt und ein Kreuzweg - eine Originalarbeit aus Oberammergau - aufgestellt. Die Standorte der bestehenden Bilder wurden verändert.
1978
Schon mehrfach war die Inneneinrichtung verändert worden, so wurden leider auch Anfang der 70er Jahre die neugotische Originalausstattung und die z.T. schon maroden Darstellungen im Außengelände entfernt. In Vorbereitung auf die 200-Jahr-Feier waren viele Arbeiten zur Erhaltung und Renovierung am Gebäude selbst notwendig. So konnte dann am 6. Mai 1979 das verspätete Jubiläum festlich begangen werden.
2003
Heute, nach über 200 Jahren, kann die Gemeinde zurückschauen auf die Erfüllung einer alten Gebetsnovene (wahrscheinlich aus der Pestzeit), die am 1. Mai beginnt und an den folgenden Sonn- & Feiertagen schon früh um 6:00 Uhr die Beter dort versammelt.
Aber nicht allein diese: Es ist unser Klüschen! - sagen die "Orschler" und dazu stehen sie auch. Nach wie vor steht die kleine Wallfahrtsstätte hoch in der Gunst der Bewohner des Ortes. Im Mai und Oktober werden regelmäßig die Andachten dort gehalten und das Jahr über Gottesdienste in freier Natur von ihnen und auch von Bewohnern der Nachbarorte gern besucht. Nicht vergessen werden sollen auch die vielen stillen Beter mit ihren kleinen und großen Anliegen an die Gottesmutter, formuliert in der Bitte: "Schmerzhafte Muttergottes, bitte für uns!"
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