Liebe Mädchen, liebe Jungen,
bald beginnen die Sommerferien. Sicher freut ihr euch schon darauf.
Ich möchte euch heute einen guten Begleiter durch die Ferien vorstellen, den ihr mitnehmen könnt: den heiligen Bonifatius. Ihr könnt ihn natürlich nicht richtig zu euren Ferienfahrten einladen, denn er ist schon seit 1250 Jahren tot. Weil das eine runde Zahl ist, feiern wir in diesem Jahr ein Bonifatiusjahr. Trotz dieser langen Zeit kann uns Bonifatius auch heute noch gute Hinweise geben.
I.
Bonifatius war ein Benediktiner, ein Mönch. Mit anderen Worten könnte man auch sagen: ein Gottsucher. Denn für Mönche ist das Wichtigste: Gott suchen. Von Bonifatius kann man lernen, wie das geht: Gott suchen. Jetzt denkt ihr vielleicht: Ach, das ist nur etwas für Erwachsene. Aber Bonifatius ist schon als Kind Mönch geworden. Deshalb bin ich sicher, dass ihr das schon versteht.
Mönche haben an ihrer Kleidung etwas, das ihnen bei der Gottsuche hilft: eine Kapuze. Die setzen sie auf, wenn sie beten wollen. Das Beten ist die wichtigste Aufgabe eines Mönches. Wenn ein Mönch die Kapuze aufsetzt, dann kann er sich nicht mehr nach allen Seiten umsehen. Aber er kann sich gut innerlich sammeln. Das hilft ihm, mit Gott zu reden und zu warten, was Gott ihm sagt. Die Kapuze hat er immer dabei, so kann er überall beten: in der Kirche, beim Arbeiten, beim Spazieren gehen und in seinem Zimmer. Die Mönche üben das ihr ganzes Leben, so bekommen sie ein "Feeling für Gott".
Wenn ihr in diesem Jahr an der RKW teilnehmt, werdet ihr noch mehr über dieses "Feeling" - über Gespür und Aufmerksamkeit für Gott erfahren. Ich gebe euch jetzt einen kleinen Tipp: Ihr habt sicher eine Jacke oder einen Pullover mit Kapuze. Da könnt ihr es probieren. Setzt einfach ab und zu die Kapuze auf. So seid ihr ungestört und könnt beten - ganz leise in Gedanken, vielleicht aber auch mit einem Lied, das ihr kennt. Wenn ihr das immer wieder einmal ganz kurz versucht, werdet ihr Gottsucher - wie Bonifatius.
II.
Weil Bonifatius immer wieder und überall beten konnte, wusste er, dass Gott bei ihm ist. So bekam er Mut. Und deshalb konnte er aus England, aus seinem Kloster, zu den Germanen aufbrechen. Das waren unsere Vorfahren. Bonifatius wollte ihnen helfen, gute Christen zu werden. Also ist er hingegangen und hat ihnen von Jesus erzählt. Er konnte das ziemlich gut, so wurden viele Menschen zu Christen. Und auch da hat ihm die Kapuze geholfen. Er redete nicht einfach drauf los. Erst setzte er die Kapuze auf, dachte nach, betete und fragte Gott, was er den Menschen erzählen soll, was er tun soll.
Das ist auch ein guter Tipp für euch. Ehe ihr etwas tut oder sagt: erst nachdenken. Vielleicht trefft ihr ja jemanden, der euch nach Jesus fragt. Dann zieht in Gedanken die Kapuze über und denkt nach. Ich bin sicher, ihr werdet gute Antworten finden. Und falls ihr etwas nicht versteht, dann könnt ihr eure Eltern fragen, oder den Pfarrer oder die Gemeindereferentin. Sicher helfen sie euch weiter.
III.
Bonifatius hat also immer wieder gebetet und nachgedacht. Da fiel ihm auch ein: allein ist es schwer, an Gott zu glauben. Die Menschen brauchen andere Menschen, die auch glauben. Und sie brauchen jemanden, der wie Jesus für seine Jünger, für die Christen sorgt. Deshalb wusste Bonifatius: die Christen brauchen einen Bischof. Also gründete Bonifatius Bistümer und setzte Bischöfe ein. Auch unser Bistum Erfurt wurde von Bonifatius gegründet. So lange gibt es schon Christen und Bischöfe in Thüringen!
Ihr merkt schon, dass die Kapuze wichtig für Bonifatius und für alle Gottsucher ist, aber genauso wichtig ist es, sie abzusetzen. Denn dann sieht man all die anderen Menschen, die an Gott glauben. Die Mönche suchen Gott nicht für sich alleine. Sie leben in einer Gemeinschaft. Bonifatius ist nicht alleine nach Deutschland gegangen, er nahm andere Mönche und Nonnen mit: Lioba, Willibald, Adelar, Eoban.
Die Gemeinschaft ist auch für heutige Gottsucher wichtig. Deshalb ist es gut, wenn ihr euch in eurer Gemeinde trefft: zur RKW, zur Gruppenstunde, zum Religionsunterricht, zum Gottesdienst. Oder wenn ihr zu den Wallfahrten nach Erfurt kommt: in den Ferien zur Kinderwallfahrt oder im September zur Bistumswallfahrt.
Besonders wichtig ist es, dass ihr am Sonntag in den Gottesdienst geht: zu Hause, aber auch im Urlaub. Dort trefft ihr andere Gottsucher. Dort könnt ihr gemeinsam beten und singen, auch wenn ihr vielleicht nicht alles versteht.
Und glaubt mir, für die Erwachsenen ist es gut zu wissen, dass auch Kinder unterwegs sind als Gottsucher!
Werdet in diesen Ferien Gottsucher! Denkt an Bonifatius und die Kapuze.
Vergesst nicht das Beten!
Vergesst nicht das Nachdenken!
Vergesst nicht den Gottesdienst!
Ich wünsche Euch und Euren Eltern und Geschwistern erholsame und schöne Ferientage!
Gott segne euch alle!
Euer Bischof
link

