>>Estote fideles!

Weihbischof Hans-Reinhard Koch wird 75 und geht in den Ruhestand

Erfurt (BiP). Der Weihbischof im Bistum Erfurt Hans-Reinhard Koch vollendet am Samstag, 27. November sein 75. Lebensjahr und wechselt nach 19 Jahren Bischofsdienst in den verdienten Ruhestand. An seinem Geburtstag feiert Weihbischof Koch um 10 Uhr im St. Marien-Dom zu Erfurt die heilige Messe. Anschließend besteht gegen 11 Uhr die Gelegenheit, ihm in der Bildungsstätte St. Martin (Farbengasse 2) zu gratulieren. An Stelle persönlicher Geschenke bittet Weihbischof Koch um Spenden für die "Katholische Schulstiftung im Bistum Erfurt".


Hans-Reinhard Koch ist ein Kind des Eichsfeldes. 1929 wurde er in Leinefelde geboren und wuchs hier als drittes Kind der Familie mit zwei Brüdern und Schwestern auf. Das Eichsfeld ist alles andere als eine Diaspora-Region. Sieben von zehn Eichsfeldern sind katholisch, das Land pflegt seine Glaubenstradition und ist mit Kirchen in den Dörfern und Städten übersät. "Die Eichsfelder", meint der Weihbischof, "haben das Leben immer gut gemeistert und ihren Glauben erhobenen Hauptes gelebt".


Koch entschließt sich, nach dem Abitur Theogie zu studieren und wird 1955 zum Priester geweiht. Seine erste Kaplansstelle findet er in Nordhausen, wo die Christen, wie in ganz Ostdeutschland, als kleine Minderheit leben. "Diese Diaspora-Situation war natürlich etwas ganz anderes als die Verhältnisse im Eichsfeld", erinnert sich Koch, der den Wechsel jedoch nicht als drastisch empfand. "Es war ja meine erste Stelle nach der Priesterweihe. Was die Arbeit als Seelsorger betraf, musste ich mich also nicht umstellen", sagt er. Der Neupriester, der als Jugendlicher keine Berührung mit der Diaspora hatte, feiert dort Gottesdienste in evangelischen Kirchen, wo es keine katholischen Gotteshäuser gibt. "Ein hohes Lob auf die Gastfreundschaft der evangelischen Gemeinden. Sie haben uns mit größter Selbstverständlichkeit die Türen ihrer Kirchen geöffnet." Für diese ökumenische Erfahrung ist Hans-Reinhard Koch immer dankbar gewesen.


1959 wird er Pfarrkurat in Kölleda und glaubt, fortan bis zum Ruhestand in der Pfarrseelsorge zu arbeiten. Es sollte anders kommen. Bischof Hugo Aufderbeck ruft Koch 1965 als Subregens in das Priesterseminar in Erfurt, an dem der geistliche Nachwuchs für die damalige DDR ausgebildet wird. Hier kümmerte er sich besonders um die jüngeren Semester und "besorgt" außerdem für alle Studenten des Hauses "West-Cousins", damit theologische Literatur von Spendengeldern des Bonifatius-Vereins angeschafft werden konnte.


"Drei Jahre, hatte mir Bischof Aufderbeck gesagt, dann kannst du wieder in die Pfarrei. Von wegen!" Weihbischof Koch schmunzelt: Nach der Zeit im Priesterseminar wurde er 1969 als Personalreferent ins Bischöfliche Amt bestellt, eine Aufgabe, der er bis 1990 - damals längst schon Weihbischof, nachkam. "Ich habe keine Pfarrei mehr von innen gesehen, zumindest nicht als Pfarrer", bilanziert der "einfache Feld-, Wald- und Wiesenpfarrer", als der sich Koch selbst bezeichnet. Die zwei Jahre als Dompfarrer an St. Marien in Erfurt zählt er dabei nicht. "Da hatte ich mehr mit der Verwaltung als mit der Seelsorge zu tun."


1981 stirbt Bischof Aufderbeck. Sein Nachfolger wird der erst 39 Jahre alte Weihbischof Joachim Wanke, der zuvor als Professor Neutestamentliche Exegese am Priesterseminar gelehrt hatte. Koch schätzt beide Bischöfe sehr. "Aufderbeck war ein sehr kluger Mann, der viel Gutes in Erfurt einführte, was er als Seelsorgeamtsleiter in Magdeburg entwickelt hatte." Und zu Bischof Wanke sagt er: "Man muss nur in sein Gesicht sehen, dass Türen und Herzen aufgehen und die Menschen sich eingeladen fühlen." Die Predigten beider Bischöfe hätten ihn ebenso geprägt wie die vielen Begegnungen bei den großen und kleinen Wallfahrten der Thüringer Katholiken.


An den Wallfahrten nimmt Hans-Reinhard Koch nach dem 6. Juli 1985 als Weihbischof teil. Es war der Tag der Bischofsweihe nachdem ihn Papst Johannes-Paul II. im Mai zum Weihbischof des Apostolischen Administrators in Erfurt und Meiningen ernannt hatte. "Wir waren, kirchenrechtlich gesehen, ja kein Bistum. Das sollte erst 1994 neu gegründet werden, als die DDR endlich untergegangen war."


Mit dem Mauerfall hatte der Weihbischof nicht gerechnet. Von der Absetzung Honeckers erfuhr er während einer Rückreise. "Ich konnte es mir nicht verkneifen, im Flugzeug einen Parteigenossen, der das ?Neue Deutschland? studierte, zu fragen, ob er denn schon das Neueste aus Deutschland wüsste". Das "Neueste" ließ den Mann erbleichen und dann für den Rest der Reise verstummen.


Auch den Tag der deutschen Einheit erlebte Weihbischof Koch in Rom. "Ich komme aus einem Staat, den es nach meiner Rückkehr nicht mehr gibt", sagte er vor den aus aller Welt versammelten Bischöfen der Synode. In Deutschland war damit auch die katholische Bischofskonferenz wiedervereinigt. "Für mich bedeutete das 31 Tage im Jahr, an denen ich in Sachen Bischofskonferenz unterwegs war", sagt der Weihbischof. Koch arbeitete in den Kommissionen für geistliche Berufe und Caritasfragen mit, nahm an der Bundeskonferenz für Aus- und Weiterbildung im pastoralen Dienst teil und engagierte sich in der Unterkommission "Versöhnung" der Deutschen Kommission Justitia et Pax. In Erfurt wurde er Vorsitzender der Caritas.


"Wenn ich jetzt in den Ruhestand gehe, habe ich also 31 Tage mehr Zeit", freut sich Hans-Reinhard Koch. Dann kann er sich verstärkt seinen Kunstbüchern widmen, insbesondere denen über die Kunst Chagalls, als deren Liebhaber er sogar Vorträge mit Lichtbildern hält. Außerdem will er endlich die zahllosen Bücher sortieren, die er neben diversen Zeitungen liest. "Ich brauche keinen Fernseher", betont der Weihbischof, der das Zeitgeschehen aufmerksam verfolgt. "Vor den Realitäten darf man nicht die Augen verschließen", sagt Koch. Der NPD-Bundesparteitag in Leinefelde habe ihm Magenschmerzen verursacht, und besorgt ist er auch wegen der vielen jungen Verkehrstoten im Eichsfeld. "Das ist schockierend".


Ansonsten dürfte sich nicht viel im Tagesablauf des dann 75-Jährigen ändern. "Ich werde leben wie bisher." Der Weihbischof bleibt den Menschen im Bistum Erfurt noch erhalten. "Aber ich schaue schon, wo ich wohnen will, wenn sich das Alter bemerkbar macht", sagt er. Das könne im Eichsfeld sein ("da bin ich zu Hause"), in Erfurt ("da bin ich auch zu Hause") oder anderswo. Und was er sich zum Geburtstag wünsche? "Estote fideles", sagt Weihbischof Hans-Reinhard Koch, ohne lange zu überlegen, und übersetzt gleich selbst: "Bleibt gläubig, treu und fröhlich!"


Spendenkonto "Katholische Schulstiftung im Bistum Erfurt"

Stichwort: Bistum Erfurt, WB Koch

Konto-Nr. 500 3817 018 bei der Pax-Bank Erfurt, BLZ 820 601 97



Stichwort "Weihbischof"

Weihbischöfe sind vom Papst ernannte und zum Bischof geweihte Priester, die einem Diözesanbischof zur Unterstützung zugeordnet sind und keinem eigenen Bistum vorstehen. In der Regel spendet der jeweilige Ortsbischof "seinem" Weihbischof im Beisein von mindestens zwei weiteren Bischöfen die Bischofsweihe. Wie alle Bischöfe tragen auch die Weihbischöfe Bischofsring, Hirtenstab und Mitra, die spitz zulaufende, liturgische Kopfbedeckung. Zu den Vollmachten eines Weihbischofs gehören die Spendung der Weihesakramente, der Firmung sowie Altar- und Kirchweihen. In Deutschland sind Weihbischöfe stimmnerechtigte Mitglieder der Bischofskonferenz.

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