Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr erhält Ehrenplakette

70. Jahrestagung der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte thematisiert den Kulturkampf

Bild: Peter Weidemann; in: Pfarrbriefservice.de

Heilbad Heiligenstadt (BiP). Das Programm zur Festakademie der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte am Freitag, 6. April in Heiligenstadt hat sich geändert. Wegen einer Erkrankung kann der Passauer Historiker Professor Hans-Christof Kraus seinen geplanten Vortrag über den Kulturkampf und seine Gesetzgebung nicht halten. An seiner Stelle spricht der Erfurter Kirchenhistoriker Professor Jörg Seiler über „Conrad Zehrt als Bischöflicher Kommissar für das Eichsfeld“.

 

Heilbad Heiligenstadt/Erfurt (BiP). Unter der Überschrift „Vom ‚schleichenden‘ zum ‚brennenden‘ Kulturkampf“ thematisiert die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte auf ihrer 70. Jahrestagung das Verhältnis von Staat und Kirche im Thüringen des 19. Jahrhunderts. Die Tagung findet vom 5. bis 7. April in Heilbad Heiligenstadt im Marcel-Callo-Haus statt. Die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte ist ein Gemeinschaftswerk der Kirchenhistoriker und der kirchengeschichtlich Interessierten in den Bistümern Fulda, Limburg, Mainz, Speyer und Trier zur Erforschung der regionalen Kirchengeschichte. Sie wurde 1948 in Mainz gegründet.

Der im Bistum Erfurt gelegene Tagungsort verdankt sich nicht allein dem Thema. Die Thüringer Diözese wird in der Mitgliederversammlung, die am Donnerstag, 5. April der Tagung vorausgeht, zum ordentlichen Gesellschaftsmitglied erhoben; bisher war sie nur assoziiert.

Zudem wird der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr im Rahmen einer öffentlichen Festakademie mit der Plakette der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte ausgezeichnet, um seine Verdienste als einer ihrer Vizepräsidenten zu würdigen. Neymeyr hatte diese Position für zehn Jahre während seiner Zeit als Mainzer Weihbischof inne. Den Festvortrag der Festakademie am Freitag, 6. April um 19.30 Uhr im Marcel-Callo-Haus hält der Passauer Historiker Professor Hans-Christof Kraus. Er spricht über den Kulturkampf und die Kulturkampfgesetzgebung.

Mainz ist die historische und territoriale Brücke, die das Bistum Erfurt mit dem Rheinland verbindet. 742 gegründet, wurde die Diözese schon um 755 wieder aufgelöst und in das Bistum Mainz eingegliedert. Diesem gehört es rund 1.000 Jahre an. Die Tagung der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte behandelt einen bislang wenig erforschten Aspekt der Vorgeschichte des 1994 neugegründeten Bistums Erfurt.

In seiner Eichsfeldischen Kirchengeschichte (1892) unterschied der damalige Bischöfliche Kommissar für das Eichsfeld, Conrad Zehrt, einen „äußeren, brennenden“ Kulturkampf, der mit dem so genannten Kanzelparagraphen vom Dezember 1871 begonnen habe, von einem „stillen, schleichenden“ Kulturkampf, der seit dem Übergang des Eichsfelds an Preußen im Jahr 1815 geherrscht habe. Zehrt hatte (kirchen-) politische Interessen, als er diese Formulierung traf. Jedoch zeige auch die neuere Forschung, wie es in der Einladung zur Tagung heißt, dass Kulturkämpfe bereits lange vor der Bismarckzeit begannen, sie stellten eine „Konstante der politischen wie auch der religiösen und kulturellen Entwicklung des ‚langen 19. Jahrhunderts‘“ (Hans-Christof Kraus) dar.

Zahlreiche Thüringer Gelehrte wirken auf der Tagung mit, deren Konzeption Professor Jörg Seiler, Kirchenhistoriker an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt, und Dr. Michael Matscha, Direktor des Erfurter Bistumsarchivs, verantworten.