Entpflichtung und Einführung

Predigt von Bischof Ulrich Neymeyr bei der Verabschiedung von Generalvikar Raimund Beck und der Einführung von Generalvikar Dominik Trost am 27. August 2023 im Erfurter Dom

Foto: Peter Weidemann

Es gilt das gesprochene Wort!

Wenn ein Amt in der Kirche neu besetzt wird, ist es naheliegend, an die Mahnungen des Apostels Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth zu erinnern. Alle, die ein Amt in der Kirche innehaben, sind Gottes Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Gebäude, an dem im Laufe der Geschichte gebaut wurde und gebaut wird, ist Gottes Bau. Für diesen Bau kann niemand einen anderen Grund legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus. Ein Generalvikar baut als Vertreter des Bischofs an sehr verantwortlicher Stelle am Bistum als Gottes Bau mit. Herr Generalvikar Beck hat am 1. September 2010 sein Amt von Herrn Generalvikar Dr. Jelich übernommen. Für zwei Jahre mutierte er in das Amt des ständigen Vertreters des Diözesandministrators. Zum 1. September 2023 – also nach 13 Jahren – legt er diese Aufgabe in die Hände eines Jüngeren. Ein anderer baut weiter.

Herr Generalvikar Beck hat in den 13 Jahren seiner Amtszeit viele große Herausforderungen zu meistern gehabt: Den Papst-Besuch 2011; die Umsetzung der 2010 beschlossenen Strukturreform in den Jahren 2012 bis 2021; die bischofslose Zeit 2012 bis 2014; die Einführung des neuen Bischofs; die Etablierung der Kindergarten gGmbH St. Martin; die Erstellung der Infektionsschutzkonzepte in der Corona-Pandemie. All diese Herausforderungen kamen zu den alltäglichen Aufgaben eines Generalvikars im Bistum, im Bischöflichen Ordinariat, in Trägergesellschaften und Stiftungen, in der Konferenz der Generalvikare und in Kommissionen der Deutschen Bischofskonferenz hinzu. Dies bedeutete unendlich viele Sitzungen, Beratungen, Gespräche, Telefonate und Briefe. Für all diese Mühen danke ich Ihnen, lieber Herr Generalvikar Beck, von Herzen und freue mich, dass viele gekommen sind, um sich diesem Dank anzuschließen.

Ich danke Ihnen auch, dass Sie schon sehr früh an Ihren Nachfolger gedacht haben und die Strukturen im Bischöflichen Ordinariat sowie die Struktur der diözesanen Räte in Verwaltungsdingen zukunftsfähig aufgestellt haben. Der Verwaltungsleiter im Bischöflichen Ordinariat, Herr Markus Enders, ist seit 2020 Ökonom des Bistums. Die wichtigsten Verwaltungsentscheidungen werden im Ökonomierat beraten und beschlossen. Über grundlegende Verwaltungsfragen des Bistums entscheidet der Diözesanvermögensverwaltungsrat. Der Diözesan-Kirchensteuerrat entscheidet über den Diözesanhaushalt und den Jahresabschluss. Für diese zukunftsorientierten Umstrukturierungen bin ich Herrn Generalvikar Beck sehr dankbar. So können Sie heute Ihre Aufgabe getrost in die Hände eines Jüngeren geben: Lieber Herr Pfarrer Trost, ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie bereit sind, das Amt des Generalvikars zu übernehmen. Jeder, dem solch eine Aufgabe angetragen wird, erschrickt nicht nur vor der Verantwortung, sondern auch vor vielen Verwaltungsdingen, die mit diesem Amt verbunden sind. Sie, lieber Herr Pfarrer Trost, geben das Amt des Pfarrers nur sehr ungern ab. Ich hoffe, dass es uns allen gelingt, dass Sie auch im neuen Amt des Generalvikars Seelsorger sein können, zwar nicht mehr nur in der Sorge um eine Pfarrei, sondern um die 33 Pfarreien unseres Bistums. Sie alle hier im Erfurter Mariendom bitte ich von Herzen, Herrn Pfarrer Trost mit Vertrauen in seinem neuen Amt anzunehmen.

Ihnen beiden und allen hier im Erfurter Mariendom, die eine Aufgabe in unserem Bistum wahrnehmen, möchte ich die mahnenden Worte aus dem ersten Korintherbrief in Erinnerung rufen, die in der Perikopenordnung nicht vorkommen und in keinem Lektionar stehen. Da hieß es: „Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut: Das Werk eines jeden wird offenbar werden; denn der Tag wird es sichtbar machen, weil er sich mit Feuer offenbart. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer prüfen. Hält das Werk stand, das er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn. Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen.“ (1 Kor 3,12-15) Wir müssen schon unser Bestes geben. Was aber sind „Gold, Silber, kostbare Steine“ (1 Kor 3,12)? Es ist zunächst die persönliche Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus, die mit dem Herrn in lebendigem Kontakt bleibt. Dazu zählen die Feier der Gottesdienste und des Stundengebets, aber auch das persönliche Verweilen beim Herrn und das Zwiegespräch mit ihm. Dazu gehört der Eifer, den Glauben der Menschen zu stärken oder auch zu wecken. Und das bedeutet auch theologisches Nachdenken über die Quellen der Offenbarung und ihrer Kommunikation in eine säkulare Welt, damit der Heilige Geist die Kirche weiterentwickeln kann. Das sind hohe Ansprüche, aber mit „Holz, Heu oder Stroh“ (1 Kor 3,12) kann man nicht bauen. Und wenn wir doch unseren Holzkopf durchsetzen, Mist bauen oder Stroh dreschen, hat Paulus einen Trost parat: „Hält das Werk stand, das er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn. Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch.“ (1 Kor 3,14f.)

Wie gesagt, dies sind mahnende Worte, die uns dazu motivieren sollen, in dem Amt, in das uns Gott berufen hat, oder in der Aufgabe, die er uns in seiner Kirche zugewiesen hat, unser Bestes zu geben.

Lieber Herr Generalvikar Beck, Sie haben in der Ausübung Ihres Amtes nur wenig Rücksicht auf Ihre Gesundheit nehmen können. Deswegen hoffen wir alle, dass eine Zeit der Entspannung, der Erholung und der Rekreation Ihnen guttun wird und Sie dann wieder mit Freude weiterbauen können an Gottes Bau, dann in der großen Pfarrei St. Josef in Mühlhausen. Für Ihren langjährigen Dienst als Generalvikar sage ich Ihnen von Herzen ein Vergelt´s Gott und erbitte für Sie Gottes reichen Segen für Ihr weiteres priesterliches Wirken.

Ihnen, lieber Herr Pfarrer Trost, rufe ich ein herzliches Willkommen, Herr Generalvikar Trost, zu. Sie können auf gutem Grund weiterbauen mit Ihrer Frömmigkeit, mit Ihrer Erfahrung, mit Ihrer Mitbrüderlichkeit und Geschwisterlichkeit und mit Ihrem Humor.

 

Fotos: Peter Weidemann