Der neue Erfurter Bischof segnet die Menschen auf dem Domberg
Erfurt (KNA) Nach mehr als zweijähriger Vakanz ist der katholische Erfurter Bischofsstuhl wieder besetzt. Bischof Ulrich Neymeyr (57) hat am Samstag im Dom von Thüringens Landeshauptstadt die Nachfolge von Bischof Joachim Wanke angetreten. Der 73-Jährige war 2012 aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Neymeyr, der zuvor elf Jahre Weihbischof in Mainz war, ist der zweite Bischof des 1994 neugegründeten Bistums in der ostdeutschen Diaspora.
Neymeyr rief die Gläubigen dazu auf, im Alltag mit Worten und Taten ihr Christsein zu bezeugen. Christen seien "nicht einfach nur ein frommer Teil der Gesellschaft, der im Verborgenen seine Religion praktiziert". Dabei gehe es nicht nur um die einzelne konkrete Tat, sondern auch um Lebenswerke. "Es ist nicht immer einfach, aber wir müssen uns als Christen zu erkennen geben", betonte Neymeyr. Dazu bedürfe es eines langen Atems.
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) ermutigte Neymeyr "klangvoll und klar" in öffentlichen Debatten Position zu beziehen. "Auch die säkulare, plurale, freie Gesellschaft braucht die Stimme der Kirchen, sie braucht ihr Engagement." Die Kirchen könnten sinnstiftend wirken und Orientierung geben.
Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Norbert Trelle, würdigte Neymeyr als "geschätzten Seelsorger und eine Persönlichkeit mit reicher pastoraler Erfahrung". Zudem dankte er Altbischof Wanke für seinen 31-jährigen Einsatz an der Spitze des Bistums Erfurt, zunächst als Apostolischer Administrator, dann als Bischof. Trotz des politischen Drucks während der DDR-Zeit, habe Wanke sich nie vom SED-Regime unter Druck setzen lassen, sondern habe vielmehr zum Glauben ermutigt.
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann erinnerte an die historische Verbundenheit der Bistümer Mainz und Erfurt. Mehr als ein Jahrtausend gehörte das Erfurter Kirchengebiet bis 1802 zum damaligen Erzbistum Mainz. Auch während der DDR-Zeit habe es enge Kontakte im Bereich der Seelsorge und Jugendarbeit gegeben. Durch die Berufung Neymeyrs nach Erfurt bekomme die Beziehung zu Mainz nun ein neues Fundament und werde noch enger, sagte Lehmann und verwies zudem auf den thüringischen Familienzweig Neymeyrs. Seine Großeltern mütterlicherseits stammen aus dem Freistaat.
Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, verwies auf die guten ökumenischen Beziehungen in Thüringen: "Wir leben gemeinsam in einer Gesellschaft, in der der Glaube an Gott keine Selbstverständlichkeit ist." Die Christen in der Diaspora könnten sich "nicht in kirchliche Selbstgenügsamkeit zurückziehen". Sie sei neugierig auf Neymeyrs Sicht auf die Reformation; zumal er ihr bereits geschrieben habe, in Worms im Schatten des weltgrößten Lutherdenkmals aufgewachsen zu sein.
An der Feier im überfüllten Erfurter Dom und dem anschließenden Empfang nahmen zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft teil. Trotz Vollsperrung des Hauptbahnhofs waren zweitausend Gläubige nach Erfurt gereist. Es war die größte kirchliche Veranstaltung in der Landeshauptstadt seit dem Besuch des damals amtierenden Papstes Benedikt XVI. vor drei Jahren.
Der aus Worms stammende Neymeyr wurde nach dem Theologiestudium in Mainz 1982 von Kardinal Hermann Volk zum Priester geweiht. Er promovierte über Kirchenlehrer in der Antike, bevor er als Subregens ans Mainzer Priesterseminar wechselte. Nach 1993 war er Pfarrer in Rüsselsheim und Worms, bis Papst Johannes Paul II. ihn 2003 zum Weihbischof im Bistum Mainz ernannte. Als Bischofsvikar war Neymeyr im Bistum Mainz besonders für die Jugendseelsorge zuständig. In der Deutschen Bischofskonferenz gehört er der Jugendkommission und der Publizistischen Kommission an.
22.11.2014