Die Predigt Johannes? des Täufers - eine Botschaft auch für uns Christen heute
Audio-Beitrag von Bischof Joachim Wanke für den Adventskalender von domradio.de
Im Advent wird uns von der Kirche die Gestalt des Bußpredigers Johannes vor Augen gestellt. Johannes der Täufer ist kein bequemer Mann. Offensichtlich kennt er die Menschen. Er weiß auch, dass sie sich gern etwas vormachen. Davon sind auch die Frommen nicht ausgenommen. Die Bußpredigt des Täufers ist auch eine Botschaft für uns Christen heute.
Johannes der Täufer lebt aus den besten Traditionen seiner jüdischer Religiosität. Mit den Propheten seines Volkes weiß er: Gott ist kein Spielzeug menschlicher Interessenlagen. Er funktioniert nicht wie ein Automat, der bei geschickter Bedienung die gewünschten Resultate herbeizaubert. Gott ist Feuer, dem nahe zu kommen gefährlich ist. Mose verhüllte voll Ehrfurcht sein Angesicht, als er sich dem brennenden Dornbusch nahte. Der Gott der Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Heilige, dessen Namen unaussprechlich ist und der in unerbittlicher Härte die Schuld seines Volkes ahndet, dieser Gott trennt die Spreu vom Weizen, wie es die prophetische Kritik seit Amos und Hoseas Zeiten angesagt hat.
Ist diese Kritik am Volk Gottes mit dem Kommen Jesu außer Kraft gesetzt? Der, den Johannes ankündigt, wird "mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen". Reicht nicht der Heilige Geist? Warum noch das Feuer? Weil ein Geist, der nicht das göttliche Feuer in sich trägt, kein Heiliger Geist ist, sondern menschliche Einbildung. Die Gerichts- und Umkehrbotschaft des Täufers zeigt uns: Die wirkliche Religionskritik kommt aus dem Innern der Religion selbst. Sie kommt aus einem Wissen um Gott, der nicht nur für unsere Bedürfnisse da ist, sondern der Ansprüche an uns hat, der uns zur Umkehr und zur Erneuerung unseres Lebens bewegen will - auch unter Schmerzen.
Jesus hat in seiner Verkündigung die Gerichtslinie der prophetischen Botschaft des Täufers nicht abbrechen lassen. Aber er wird noch mehr sagen als der Täufer. Er wird von dem Feuer sprechen, dass reinigt und verwandelt, weil es Feuer der Liebe ist. Er wird "das Feuer" der göttlichen Liebe "auf die Erde werfen", wie es im Evangelium heißt (Lk 12,49). Und mit diesem Feuer müssen all jene "gesalzen" werden (Mk 9,49), die im Gericht standhalten können.
Die wirkliche Erneuerung der Christenheit unserer Tage wird einhergehen mit einer Vertiefung und Erneuerung eines solchen biblischen Gottesbildes. Den Fragen unserer Zeit an den christlichen Glauben werden wir nur standhalten können, wenn sich unser Glaube an Gott vertieft und erneuert, gleichsam eine neue Qualität gewinnt. Wache Geister wie Romano Guardini, Reinhold Schneider, Dietrich Bonhoeffer, Ida Friderike Görres, Karl Rahner und manch andere sahen dies voraus. Ich sehe Zeiten kommen, in denen der Glaube an den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus sich in noch größerer Vereinzelung und letzter Einsamkeit bewähren muss. Die Diaspora wartet heutzutage überall auf uns. Manchmal sogar in der eigenen Familie.
Warten wir also nicht auf Zeiten einer strahlenden kirchlichen Erneuerung. Warten wir nicht auf einen Zeitgeist, der uns wieder anerkennend auf die Schultern klopft. Es braucht heute und morgen Zeugen Gottes, die durch die Schule des Täufers Johannes gegangen sind - so wie Jesus selbst. Der Advent ist eine Zeit, den Ruf zur Umkehr neu zu hören.
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