Von Pfarrer Michael Ipolt, Rohrberg
Nach nunmehr 81 Jahren geht am 31.Oktober 2003 die Ära der Schwestern von der Heiligen Elisabeth in Burgwalde zu Ende. Notwendig wurde der Schritt vor allem wegen des hohen Alters der Schwestern und wegen des fehlenden Nachwuchses in der Ordensgemeinschaft. Somit wird nun die vorletzte Niederlassung der "Grauen Schwestern? im Eichsfeld aufgegeben.
Begonnen hatte alles im März 1922, als die Schwestern das Gut von dem damaligen Pächter Martin Boerger aus Küllstedt übernahmen. Seitdem trägt er den Namen "Josefshof? oder auch "Klostergut?. Die Besitzerin des Gutes in Burgwalde, Frau Agnes Bisling, die mit ihrem Mann in der Familiengruft in Burgwalde die letzte Ruhestätte fand, legte die Schenkung an die Schwestern bereits im Jahr 1907 testamentarisch fest.
Die Schwestern sollten die ambulante Pflege und die Leitung der Ökonomie in dem damaligen Bislingschen Gut übernehmen. So kamen am 1.3. 1922 die ersten vier Schwestern nach Burgwalde. Da es auf dem teilweise verwahrlosten Gut viel Arbeit gab, kam im September 1922 noch eine fünfte Schwester. Das Gutshaus wurde ausgebaut und für Erholungsuchende Schwestern eingerichtet. So erhielt auch das Haus sein heutiges, stattliches Gesicht mit dem schönen Eingangsportal. Auch wurde eine Kapelle eingerichtet, die Januar 1925 durch Prälat Osburg aus Heiligenstadt eingeweiht wurde. Zusammen mit den anwesenden Kandidatinnen aus dem Provinzhaus Halle und den Knechten und Tagelöhnern wurde unter ärmlichsten Verhältnissen Großes geleistet. Es gab weder Licht noch eine Wasserleitung! Die Kühe mußten teilweise im dunklen Stall gemolken werden, da nicht einmal eine Petroleumlampe zu beschaffen war.
Schon damals freuten sich die Bewohner des Ortes über die Freude und die Zuversicht, die die Schwestern verbreiteten - trotz aller Beschwernis in den Jahren des Anfangs.Da immer mehr Schwestern nach Burgwalde zur Erholung kamen, reichte bald die Kirche nicht mehr aus und sie wurde 1935 durch die Hilfe der Schwestern erweitert, so dass 10 Kirchenbänke mehr aufgestellt werden konnten. Während der Zeit des 2. Weltkrieges wohnte ein Redemptoristenpater aus Heiligenstadt auf dem Gutshof, der die Seelsorge für die Gemeinde übernahm.
Als der große Zustrom der Evakuierten einsetzte, nahmen sich die Schwestern vieler Vertriebener an. Es wurden manchmal bis zu 100 Menschen von den Schwestern verpflegt. Schon wenige Wochen nach Kriegsende wurde der Kindergarten in Schachtebich mit 7 Kindern eröffnet und 1947 dann auf Wunsch des damaligen Pfarrers Gremler in Burgwalde mit 10 Kindern ein Kindergarten eröffnet. Später stieg die Zahl bis auf 50! Diesen Kindergarten übernahm Ende 1948 Schwester Edeltraud, die viele heutige Burgwälder in ihrer Kindheit geprägt hat.
Ab 1952 war Burgwalde in der Sperrzone, so dass der Pfarrer von Schachtebich die Seelsorge bei den Schwestern übernahm. Mit dieser Zeit waren zusätzliche finanzielle Belastungen für die Schwestern verbunden, die sie jedoch immer wieder zu meistern verstanden. Am 1.9.1955 kam die noch heute im Klostergut wirkende Schwester M.Marcella Günther als 11.Schwester in den Gutshof. Sie blickt somit auf fast ein halbes Jahrhundert Gebet und Arbeit in Burgwalde zurück und gehört für viele einfach zu Burgwalde mit dazu. Zwei Jahre später legte Schwester Valentine ihre ewigen Gelübde ab, die ebenfalls bis vor wenigen Wochen noch zum Konvent gehörte.
1962 kam das erste Auto - ein Trabi - auf das Klostergut, der manchen Weg erleichterte. Trotzdem wurde die Einreise mancher Erholungsschwester zu einem Problem, da ihnen die Einreise verweigert wurde. Die nächsten Jahre und Jahrzehnte verstrichen mit viel Arbeit und mit großem Gottvertrauen, so dass immer wieder die eine oder andere Verbesserung für die Wohnverhältnisse und die Landwirtschaft vorgenommen werden konnte.
Seit 1980 hat Schwester Kornelia mit kurzen Unterbrechungen die Leitung des Konventes inne. Sie versuchte gerade auch in den unruhigen Zeiten der Wende durch den Blick auf die Konstitutionen der Ordensgemeinschaft und ein klare geistliche Lebensführung die Gemeinschaft immer wieder zur Mitte des Glaubens zu führen.
Seit dem 1.10.1992 wurde dann das das Klostergut an Herrn Karl Kaspari aus Marth verpachtet, so dass die Schwestern ein ganzes Stück von den wirtschaftlichen Sorgen entlastet werden konnten. 1993 kommt als letzte Schwester M. Franziska Pasch nach Burgwalde, die nun schon 10 Jahre im Josefshaus ist.
Bis vor wenigen Monaten konnten sich hier Ferienschwestern aus ganz Deutschland von den Mühen ihres Dienstes erholen und wurden von den Burgwälder Schwestern und ihren Helfern umsorgt. Für viele war das Klostergut ein kleines "Paradies?, zu dem sie sich jedes Jahr aufmachten.
Für die Schwestern und viele Dorfbewohner ist die Entscheidung der neuen Ordensleitung in Berlin sehr schwer, sind doch fast alle die meiste Zeit ihres Lebens hier zu Hause und gehören einfach mit zur Dorfgemeinschaft. So bleibt nur ein herzliches "Gott vergelt?s? für alle Dienste im Großen wie im Kleinen zu sagen. Gott möge allen Schwestern von Burgwalde ihr Wirken dereinst mit dem himmlischen Paradies vergelten.
Pfarrer Michael Ipolt, Rohrberg
Eine Spende für die Sanierung der Sakristei an der Kirche in Burgwalde wird gerne entgegen genommen: Bankverbindung: Katholische Kirchengemeinde, Kto 20 000 4921, BLZ 820 570 70 (Kreissparkasse Eichsfeld)
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