Erfurt (BiP). Als "spektakulär" hat der Erfurter Diözesan-Administrator Weihbischof Reinhard Hauke das Lebenswerk des "Gesellenvaters" Adolph Kolping (1813-1865) bezeichnet. Spektakulär dürfte auch das Geschenk sein, das der Weihbischof am 200. Geburtstag des Gesellenvaters (8. Dezember 2013) den Kolpingfamilien des Bistums Erfurt in einer Festmesse im Erfurter Dom überreichte: ein Büchlein mit persönlicher Widmung und Unterschrift, das Kolping einem Kommunionkind 1848 geschenkt hatte.
Adolph Kolping, der mit vier Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen war, wusste aus eigenem Erleben vom Elend der Handwerkergesellen Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Bevor er Priester wurde, hatte er selbst eine Lehre als Schuhmacher gemacht. Durch die Gründung von Gesellenvereinen, die dem Bedürfnis der Gesellen nach fachlicher, politischer wie auch religiöser Weiterbildung entgegenkamen und überdies Geselligkeit und so etwas wie familiären Zusammenhalt boten, erwies sich Kolping als hellsichtiger Vorreiter der katholischen Sozialbewegung. 1991 wurde er von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen und damit als wahrer Christ und christliches Vorbild ausgewiesen.
Entgegen dem Vorwurf von Karl Marx, Religion sei Opium des Volkes, habe Kolping mit seinem Leben und Wirken den christlichen Glauben als alltagstauglich bewiesen, unterstrich Weihbischof Hauke in seiner Festpredigt. Dieser Seelsorger habe "Freude am Evangelium ausgelöst und zum Leben im Glauben eingeladen", sagte Hauke.
Adolph Kolping wirkt nach wie vor einladend. Aus den Gesellenvereinen, die sich sehr schnell und über Kolpings Heimatbistum Köln hinaus ausbreiteten, ging das Kolpingwerk Deutschland hervor, dem heute 2.600 Kolpingfamilien mit über 250.000 Männern und Frauen angehören und das Teil des Internationalen Kolpingwerkes ist.
Im Bistum Erfurt gibt es 22 Kolpingfamilien. Sie sind nun dank des Buch-Geschenkes von Weihbischof Hauke stolzer Besitzer eines Gegenstandes aus der Hand von Adolph Kolping. Das nur zehn mal 15 Zentimeter große Büchlein, das aus dem Nachlass eines Pfarrers stammt, zeigt sich mit seinem dunklen abgenutzten Umschlag wenig ansprechend. Unter welchem Titel es einst verbreitet wurde, verrät der Buchrücken nicht, und im Inneren ist die Titelseite herausgerissen. Dafür findet sich dort die Widmung, die heute den eigentlichen Wert des Buches ausmacht: "Vergiß nimmer deiner ersten heiligen Communion und du wirst in Ewigkeit nicht sündigen. Zum Gedenken an die erste heil. Communion für Albert Neilies von Adolf Kolping, Kaplan und Religionslehrer, Elberfeld den 22. Juni 1848."
Predigt von Weihbischof Hauke
www.kolping.de
8.6.2013